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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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Edith liefen unaufhörlich die Tränen über die Wangen und tropften auf ihre Uniform. »Heute erreichte mich dann die Nachricht von Hannes’ Verletzung. Ich erkundigte mich, ob das Angebot noch galt, und das Rote Kreuz gewährte mir die Versetzung. Aber vorhin, wir waren gerade dabei, zum Bahnhof aufzubrechen, bekam ich ein Telegramm. Meine Mutter leidet seit Wochen an einem kräftezehrenden Husten und meine Eltern schrieben, sie könnten die Kinder nicht aufnehmen, so gern sie das täten.« Ediths Stimme wurde immer verzagter, worauf Demy sie in die Arme nahm und mitfühlend über ihren Rücken streichelte.
    Philippes schlechtes Gewissen darüber, schon wieder ein Gespräch von Demy zu belauschen, veranlasste ihn, sich rückwärts zu entfernen. Dabei hörte er die junge Frau noch energisch sagen: »Die Mädchen bleiben hier. Das ist das Haus der Meindorffs und sie sind Meindorffs.«
    Eine Grimasse schneidend unterbrach Philippe seinen Rückzug. Demy steuerte zielsicher auf eine Katastrophe zu. Zuerst gewährte sie den Brüdern ihrer Freundin Unterschlupf und jetzt wollte sie auch noch die verbannten Kinder von Hannes aufnehmen?
    Offenbar hatte Edith dem Vorschlag widersprochen, denn er hörte, wie Demy aufgebracht rief: »Meinst du, das weiß ich nicht? Der Rittmeister bringt sich mit seinem Starrsinn um das Beste, was einem Mann seines Alters passieren kann: die Nähe und die Zuneigung seiner Enkelkinder! Aber ich kann genauso starrsinnig sein, glaub mir, Edith! Du fährst zu Hannes und kümmerst dich um ihn. Und in der Zwischenzeit leben eure Kinder in dem Zuhause, das ihnen ohnehin zusteht!«
    Philippe trat nun endgültig den Rückzug an und gelangte unbemerkt in das Arbeitszimmer. Ob er eingreifen sollte? Aber was konnte er schon ausrichten? Ganz sicher taugte er nicht als Aufpasser für zwei kleine Kinder! Er würde sich der wichtigsten geschäftlichen Fragen annehmen, soweit dies in seiner Macht stand, und dann nach Schwerin zurückkehren.
    Dieses eigensinnige Geschöpf besaß ja sein mit einem Handschlag besiegeltes Angebot, jederzeit seine Unterstützung einfordern zu können. Aber womöglich gelang es Demy sogar, eine Annäherung zwischen Hannes’ Töchtern und ihrem Großvater zu arrangieren. Philippe schüttelte über sich selbst den Kopf. Mittlerweile traute er Demy ja schon scheinbar Unmögliches zu.
    Beladen mit einem Armvoll Aktenordner verließ er unbemerkt das Haus, zögerte aber unter den Bäumen und drehte sich noch mal um. Graue Wolkengebilde zogen über das schmucke Gebäude, das noch immer den Eindruck erweckte, das Zuhause einer in Liebe verbundenen Familie zu sein. Vielleicht gelang es Demy, wieder ein wirkliches Heim daraus zu machen! Aber das war nicht seine Angelegenheit. Er konnte nur versuchen, den finanziellen Ruin der Meindorffs hinauszuzögern.

Teil 2

Kapitel 29
    Paris, Frankreich,
April 1915
    Philippe ballte die Hände zu Fäusten und gab es auf, Karl Roth weiterzuverfolgen. Während der vergangenen zwei Wochen hatte er gemeinsam mit zwei deutschen Spionen versucht, hinter das Geheimnis des Eindeckers zu gelangen, der durch den Propellerkreis feuern konnte und deshalb eine große Anzahl deutscher Jagdflieger auf dem Gewissen hatte. Dabei war er in den Straßen von Paris wieder über Roth gestolpert, der ihm in diesem Augenblick ein zweites Mal entwischt war.
    Philippe war sich nicht im Klaren darüber, ob sein ehemaliger Unteroffizier für die Deutschen, für die Franzosen oder womöglich für beide Länder zugleich spionierte. Er hatte noch eine persönliche Rechnung mit ihm offen, denn sein Verdacht, Roth habe mit seiner Verwundung und dem Tod von Udako und ihrem Schützling zu tun, war nie ausgeräumt worden. Heute war Roth erneut vor ihm geflohen, nachdem Philippe ihn an einem geheimen Treffpunkt der Deutschen gesehen hatte. In Philippes Augen kam dieses Verhalten einem Schuldeingeständnis gleich!
    Missgestimmt, weil der Kerl ihm in den Gassen von Paris erneut entwischt war, warf er einen Blick auf die Uhr und schrak zusammen. Er musste dringend zurück zu seinem versteckten Flugzeug, denn das Zeitfenster für seinen Rückflug durch den umkämpften Luftraum war eng gesteckt.
    Der Oberleutnant, in diesen Tagen in Zivil und darauf bedacht, unerkannt zu agieren, stieg in den Fond des Wagens, der ihm für die Zeit seines Aufenthaltes in Paris zur Verfügung gestellt worden war. Er wies den kleinen Deutschfranzosen an, wohin er ihn chauffieren sollte. Kein bisschen unauffällig

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