Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
Vom Netzwerk:
betrifft. Die Mädchen brauchen Sie viel mehr als ihre alte, in starren Traditionen verwachsene Großmutter. Ich versuche, alles zu regeln, aber die Erziehung der Kinder möchte ich, wie Oksana, in Ihren fähigen Händen wissen.«
    »Soweit es in meiner Macht steht«, flüsterte Anki und drehte den Kopf, ohne die Tränen der Trauer abzuwischen. Die alte Dame durfte ruhig sehen, dass auch sie um den Verlust ihrer wunderbaren Arbeitgeberin trauerte.
    Fürstin Chabenski nickte, dann wurde ihr Gesicht beinahe so hart wie am Tag zuvor. »Ich gebe die traurige Nachricht an meine Enkelinnen weiter. Sie begeben sich auf die Suche nach einer Amme für Jenja Iljichna!«
    »Ja, Hoheit«, erwiderte Anki, und obwohl sie sofort gehorchte, war ihre Angst vor der resoluten Person gänzlich verflogen.
    29 Die Familie Jussupow verklagte später mehrere Filmgesellschaften, die sich des Themas Rasputin in Spielfilmen annahmen, wegen falscher Darstellung der Tatsachen. In einem dieser Filme vergewaltigt Rasputin die »einzige Nichte des Zaren«. Die Familie gewann die Prozesse.

Kapitel 37
    Schwerin-Görries, Deutsches Reich,
April 1915
    Das Knattern von Motoren, der Geruch nach Benzin und aufgeregtes Stimmengewirr ließen Demy vor einer der Fabrikhallen innehalten. Vorsichtig trat sie durch das Tor und sah sich um. Inmitten einer Menschenmenge aus Uniformierten, lässig gekleideten Piloten und Männern in viel zu warmen Gehröcken und schwarzen Zylindern entdeckte sie den breit grinsenden Anthony. Der trug zwar für diesen offenbar offiziellen Termin eine modische Anzughose, ein weißes Hemd und eine Weste, jedoch baumelte ihm die Krawatte schief am Hals und er hatte – obwohl Fotos geschossen wurden – seine Hemdsärmel weit nach oben gekrempelt. Es war nicht zu übersehen, dass Anthony den Rummel um seine Person genoss; dabei kam das Grübchen in seinem rundlichen Kinn noch deutlicher als sonst zur Geltung.
    Demy hingegen missfiel die große Menge aufgeregter Menschen, wollte sie doch mit Philippe sprechen, der sich laut Anthonys Telegramm seit dem Vortag wieder in Schwerin aufhielt.
    »Fräulein van Campen?«
    Demy drehte sich um und benötigte einen Augenblick, ehe sie in dem jungen Mann Ernst Würth erkannte, einen der Männer vom Straßburger Flugplatz. Dieser trug nun eine Uniform, die ihn als Unteroffizier auswies, und hatte trotz der Hitze einen Pilotenschal lässig über der Schulter hängen.
    »Wieder nüchtern?«, rutschte es Demy heraus und Ernst lachte schallend, was ihnen die Aufmerksamkeit von einigen Vertretern der Presse sowie Anthony einbrachte. Dieser grinste Demy an und deutete mit dem Daumen über seine Schulter in die Werkshalle, wohl um ihr zu signalisieren, dass sich Philippe irgendwo dort hinten versteckt hatte. Ob vor ihr oder der bunt gemischten Versammlung rund um eine eigenwillige Konstruktion mit einem Maschinengewehr und einem Flugzeugpropeller, blieb unklar.
    »Meine Güte, war das damals ein Kater. Ich erwachte übrigens Stunden später in diesem Auto, als es zu regnen begann.«
    »Und was tun Sie hier in Schwerin?«
    »Ich bin einer von Philippes Flugschülern! Endlich!« Die Begeisterung war dem jungen Mann deutlich anzusehen. »Sie suchen Ihren Verlobten, nicht?«
    »Richtig, Herr Unteroffizier.«
    »Bitte, Fräulein van Campen. Für Sie nur Ernst.«
    »Dann müssen Sie mich aber auch beim Vornamen nennen.«
    »Darauf hatte ich spekuliert!«, lachte Ernst, bot ihr seinen Arm und brachte sie zu einem Nebeneingang, durch den sie die gewaltige Halle betraten. Auf dem Weg bemerkte Demy, dass sich seit ihrem letzten Aufenthalt die Anzahl der Werkshallen erneut erhöht hatte. Fokker baute ständig neu, sowohl hier in Görries als auch in Schwerin. Er kaufte Zuliefererfirmen wie Pianohersteller, die ihm seine Holzzuschnitte anfertigten, dazu Waffenfabriken, und streckte inzwischen die Finger auch in Richtung Motorengesellschaften aus.
    Demy entdeckte Philippe, der sich mit im Nacken verschränkten Händen, einer typischen Körperhaltung von ihm, an einen Stützpfeiler der Halle lehnte und die Aufregung um Fokker gelassen beobachtete. Bei ihm befanden sich einige Mechaniker und Ingenieure, von denen Demy den einen oder anderen zumindest vom Sehen kannte. Einer von ihnen boxte Philippe in die Seite und deutete mit dem schmutzigen Lappen in seiner Linken in ihre Richtung.
    Philippe musterte sie ausführlich, wobei sein Blick wieder einmal bedrohlich und düster wirkte, ehe er sich abstieß und ohne Eile auf

Weitere Kostenlose Bücher