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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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der Oberarzt sich um und schritt über das niedergetretene Gras davon. Zurück blieben ein perplexer Robert und eine boshaft grinsende Rotkreuzschwester.
    ***
    Obwohl der Verbandsplatz als solcher ausgeflaggt war, explodierten auf diesem knapp hintereinander zwei Granaten. Die Druckwelle schleuderte einige Männer zu Boden, unter ihnen auch Robert. Die Holztragen, sein Verbandskoffer, eine Waschschüssel und bereitgelegtes Verbandszeug prasselte auf ihn herab. Diesen Geschossen folgten Erdbrocken, Steine und schließlich ein Helm. Der Arzt blieb flach auf den sumpfigen Boden gepresst liegen, die Hände schützend über seinen Kopf verschränkt, und hörte nichts als ein schreckliches Pfeifen in seinen Ohren.
    Als der erste Tumult sich gelegt hatte und auch sein Gehör wieder mehr aufnahm als nur dieses quälende Kreischen, schob er sich auf die Knie. Dort, wo zuvor noch drei Reihen Verletzter gelegen hatten, klafften zwei tiefe Löcher in der Erde, in denen sich sofort Wasser sammelte. Über ihm wallte eine grauschwarze Wolke in Richtung Riga davon.
    »Sind Sie verletzt, Herr Assistenzarzt?«, schrie ihn ein Sanitäter an. Offenbar hatte er noch stärkere Probleme mit seinem Gehör als Robert. Dieser schüttelte den Kopf, erhob sich und prüfte, ob er irgendwelche Verletzungen davongetragen hatte. Seine Uniform war schmutz- und rauchgeschwärzt, sein Gesicht sah vermutlich nicht besser aus, doch bis auf ein paar Prellungen war er heil geblieben.
    »Welcher Idiot von russischem Artilleristen ignoriert unsere Beflaggung?«, wütete ein Träger, der gehofft hatte, hier auf dem Verbandsplatz ein paar Minuten ausruhen zu können. Die Krankenträger galten als bevorzugte Beute von Scharfschützen. Ihr Leben an der Front kam einem endlosen Spießrutenlauf gleich.
    Robert überprüfte, ob die Flaggen noch an den Holzmasten wehten, selbst wenn ihm inzwischen klar war, dass auch sie keinen Schutz bedeuteten.
    »Der Frontverlauf rückt näher. Ich habe den Eindruck, die Russen wehren sich wie wild dagegen, uns Riga so billig in den Schoß fallen zu lassen wie Lemberg, Warschau oder die anderen größeren Städte.« Der Sanitäter streckte Robert ein Stück nicht eben sauberen Verbandsmull entgegen und beugte auffordernd den Nacken. Blut lief ihm aus einer gut acht Zentimeter langen, aber oberflächlichen Wunde unterhalb seines Haaransatzes und Robert versorgte sie.
    »Ob wir den Verbandsplatz räumen sollten?«
    »Das liegt in Ihrem Ermessen, Herr Assistenzarzt. Sie sind der Ranghöchste.«
    Robert sah sich um. Die Anzahl der Verletzten hatte sich nach dem Beschuss dramatisch verkleinert. Der Tod war ohne Vorwarnung und schnell über sie gekommen. Zwischen den Hügeln hindurch rannten zwei schlammbespritzte Träger mit einem vor Schmerzen brüllenden Verletzten auf einer Bahre auf ihn zu.
    »Fragen Sie die Jungs nach der Lage an der Front«, wies er den Sanitäter an, der dem Auftrag sofort nachkam, während Robert über den Platz eilte und schockiert feststellte, dass sie neben rund fünfzig Verletzten auch etliche Sanitäter, Träger, zwei Kutscher und ein Zugpferd eingebüßt hatten.
    »Achtung!«, brüllte ein am Boden liegender, leicht verletzter Soldat und presste die Augen zu, als könne ihn dies vor dem Tod retten. Nun hörte Robert es auch: ein stetig lauter werdendes Pfeifen, das zu einem Jaulen anschwoll. Geistesgegenwärtig warf er sich kopfüber in den nächstgelegenen Granattrichter. Als er auf dessen Grund ankam und gegen einen anderen Mann fiel, detonierten um ihn her nacheinander sieben Geschosse. Der Lärm und die Feuerblitze waren infernalisch. Steine und Dreck spritzten zischend über ihn hinweg. Ein Schuh, in dem noch ein Fuß steckte, traf Robert im Gesicht. Erneut prasselten zerfetzte Gegenstände und Körperteile auf ihn herab. In einem fort detonierten die feindlichen Granaten, rissen Wunden in die Erde, brachten Lärm, Feuer, Hitze, Gestank, Chaos, Tod und Verderben. Irgendwann verebbte der Lärm und es fielen auch keine Gegenstände mehr herab, die von der Wucht der Explosionen aufgewirbelt worden waren.
    Aus Sekunden wurden Minuten. Robert rührte sich nicht. Auch der Mann neben ihm verharrte reglos, nur sein hart gehender Atem streifte Roberts Arm und verriet ihm, dass er noch am Leben war.
    Schließlich rappelte Robert sich auf und warf einen Blick auf den Soldaten. Es war ein Leutnant, dem ein Bein fehlte. Das Sickerwasser im Trichter war inzwischen rot verfärbt.
    »Ich helfe Ihnen sofort, Herr

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