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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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weißt doch, was das ist, oder?«, zog Rika sie auf.
    »Also, hör mal!«
    »Bei dir kann man ja nie wissen. Du bist mit einem umwerfend gut aussehenden, schneidigen Piloten verlobt und triffst dich nur alle paar Monate mit ihm. Und wenn er da ist, liefert ihr euch immer diese eigentümlichen Wortgefechte. Was soll ich davon halten?«
    »Gar nichts sollst du davon halten, weil dich unser Umgang miteinander schlichtweg nichts angeht.«
    »Der Herr Oberleutnant hat nicht unbedingt den Ruf, etwas anbrennen zu lassen, große Schwester. Wenn du ihn noch lange so auf Abstand hältst, könnte er vielleicht in Versuchung kommen …«
    »Ich gehe jetzt zu Tilla«, entschied Demy laut und ließ eine feixende Rika zurück. In der Tür drehte Demy sich noch mal zu ihr um: »Und du nimmst eine Harke in die Hand und lässt die Mädchen nicht alle Arbeit bei den Kartoffeln allein machen!«
    Das Gesicht der Achtzehnjährigen verzog sich, doch sie gehorchte. Inzwischen hatte sie gelernt, dass sie sich besser nicht mit Demy anlegte, was die Aufgabenteilung in Haus und Garten anging. Einmal hatte Rika Demy sogar unterstellt, sich dem alten Meindorff unangenehm angeglichen zu haben, was ihren Tonfall und die Forderungen anging.
    Demy blieb im Flur stehen, da sich ihre Augen zuerst an die Dunkelheit drinnen gewöhnen mussten. Seit sie darum rang, das Leben in diesem Haus zu organisieren, konnte sie ein paar der Eigenheiten des Hausvorstands besser nachvollziehen. Tatsächlich fürchtete sie sich davor, ebenso unerbittlich hart zu werden wie der Rittmeister. Doch sowohl Maria und Henny als auch Lina und Margarete hatten sie gutmütig ausgelacht, als sie diese Bedenken nach einem lautstarken Streit mit ihren Geschwistern angesprochen hatte.
    Das Klappern von Demys Absätzen hallte von den Flurwänden wider, als sie den Flur entlangeilte. Sie betrat über das Hauswirtschaftszimmer das Haupthaus, lief durch das Foyer und schließlich die Stufen hinauf in den ersten Stock. Die Tür zu Tillas Räumen stand offen, und als sie eintreten wollte, kam Henny mit einer Schüssel und einigen feuchten Tüchern heraus.
    Die beiden Frauen sahen sich schweigend an, wobei Henny gekonnt die Augen verdrehte, bevor sie mit ihrer übel riechenden Fracht verschwand.
    Demy trat ein und zog hinter sich die Tür fest ins Schloss. Für einen Moment kämpfte sie gegen das Gefühl der Überforderung an, das sie gelegentlich wie eine schwere, drückende Last auf ihrem Herzen empfand, dann schob sie es einmal mehr beiseite.
    Tilla lag nur mit ihrer Unterwäsche bekleidet auf ihrem Himmelbett. Demy erschrak, als sie sah, wie abgemagert ihre Schwester war. »Ich mache mir ernsthaft Sorgen um deinen Gesundheitszustand, Tilla«, sagte sie, zog sich einen Hocker herbei und setzte sich neben das Kopfende. Dabei umfasste sie mit beiden Händen den gedrechselten Bettpfosten und legte ihrer rechte Wange an das angenehm kühle Holz.
    »Das ist nichts, was nicht vorübergeht.«
    »Rika meinte, du seist schwanger«, lachte Demy in dem Versuch, ihre Schwester aufzuheitern. Diese warf ihr einen Blick zu, den Demy weder deuten konnte noch wollte, ehe sie wieder den weißen Betthimmel über sich anstarrte.
    Demys Magen krampfte sich zusammen, als ihr die Wahrheit bewusst wurde. »Aber …«, stotterte sie und klammerte sich noch fester an den Bettpfosten. »Joseph war doch seit Monaten nicht mehr hier!«
    »Was bist du für ein naives Dummchen!«
    Der Hocker stürzte mit einem dumpfen Geräusch um, als Demy auf die Füße sprang. »Du hast ihn betrogen? Du hast dich mit einem anderen Mann eingelassen?«
    »Betrogen?« Tillas Lachen klang bitter. Demy wollte nur noch flüchten. Dieses Gefühl, für alles und jeden im Haus verantwortlich zu sein, lag wie ein schwerer Stein auf ihrem Herzen und überforderte sie zunehmend. Die Familie Meindorff brach auseinander, aber musste Tilla sich, vielleicht als Rache für Josephs zügelloses Verhalten, ihm denn anpassen? Wurde Demy nun noch die Fürsorge für eine schwangere Frau und ein weiteres Kind übertragen?
    »Das ist allein meine Angelegenheit!«, bemerkte Tilla in gewohnt arrogantem Tonfall, doch ihre Stimme klang dabei eine Spur zu unsicher.
    »Richtig! Das, was in diesem Haus momentan getan, probiert und ausgehalten wird, ist eigentlich deine Angelegenheit, gnädige Frau Meindorff. Aber die Verantwortung hast du einfach an mich abgegeben, dich Gott weiß wo herumgetrieben und bewiesen, dass du keinen Deut besser bist als Joseph!«,

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