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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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sie noch mal einer intensiven Musterung unterzogen hatte, die sie gelassen über sich ergehen ließ, schlüpfte auch Philippe in seine Pilotenmontur und stieg in die vordere Aussparung.
    »Ich frage mich fortwährend, ob ich mit Ihnen nicht eine gefährliche Doppelspionin aus Paris nach Berlin schaffe.«
    »Das ist ein absurder Gedanke, und das wissen Sie auch!«
    »So? Weiß ich das? Sie haben mich noch nicht zufriedenstellend darüber aufgeklärt, was es mit Clément Rouge und seiner Nachricht an einen unter dem Verdacht der Spionage stehenden Franzosen auf sich hat.«
    »Weil es da nichts zu erklären gibt.«
    »Waren die Burschen Ihnen gegenüber wenigstens anständig?«, wechselte er abrupt das Thema, da ihm diese Frage seit Demys Eintreffen auf der Zunge lag.
    Bevor sie ihm antwortete, hob sie beide Hände und legte sie an das Holz des steil in den Himmel ragenden Propellerflügels. »Ihre Warnung an die Männer hat ihre Wirkung nicht verfehlt. Entweder haben sie eine gehörige Portion Respekt vor Ihnen, oder Flieger sind die letzten Helden und Gentlemen dieser Zeit, die sich niemals uncharmant gegenüber der Verlobten eines der Ihren aufführen würden.«
    »Brave Jungs«, murmelte Philippe zufrieden.
    »Allerdings schätze ich diese Form der Einmischung nicht, Herr Meindorff«, hakte sie rügend nach. »Sie brauchen sich nicht schützend vor mich zu stellen. Bitte unterlassen Sie das ab sofort.«
    Philippe nickte ihr zu; jedoch nicht, weil er mit ihrer Bitte übereinstimmte. Vielmehr hätte es ihn verwundert, wenn sie ihn diesbezüglich nicht gerügt hätte.
    »Können wir jetzt los?« Ihre Frage veranlasste ihn, seine müden Augen wieder auf die Flugzeugspitze zu richten.
    »Zündung«, rief er und hoffte, den Flug bis nach Preußen in halbwegs wachem Zustand zuwege zu bringen.

Kapitel 9
    Schwerin-Görries, Deutsches Reich,
August 1914
    Nach zwei kurzen Zwischenlandungen setzte Philippe mit der Maschine auf den Flugplatz Schwerin-Görries auf. Er lenkte sie bis vor die Gebäude der Fokker-Aeroplanbau GmbH und schaltete dort den Motor aus.
    Demy empfand Erleichterung darüber, zumindest in der Nähe ihres Ziels angekommen zu sein. Eilig stieg sie aus und entledigte sich ihrer warmen Montur.
    Ein junger Mann, ebenfalls in der typischen Fliegerkleidung, trat auf sie und Philippe zu. »Philippe? Das ist doch die Maschine, die du …« Er hielt inne, betrachtete verwundert Demy und reichte ihr dann seine Rechte. »Entschuldigen Sie bitte, Fräulein. Ich war zu erstaunt darüber, dass Philippe mit dem Flugzeug zurückkommt, das er vor einem halben Jahr für seinen französischen Freund gebaut hat, um Sie gleich zu bemerken.«
    Demy lächelte und nahm die dargebotene Hand.
    »Anthony Fokker«, stellte der Mann sich vor und musterte sie innerhalb eines Augenblicks von oben bis unten.
    »Demy van Campen«, erwiderte sie und da der Mann unüberhörbar mit niederländischem Akzent sprach, fügte sie in ihrer Muttersprache hinzu: »Sie sind also der Herr, bei dem Philippe Meindorff sich seit über einem Jahr vor seiner Familie versteckt?«
    Der Flugzeugkonstrukteur lachte unbekümmert und ließ ihre Hand los, jedoch nur, um ihr stattdessen seinen Arm anzubieten. Seite an Seite gingen sie auf ein längliches Holzgebäude zu, an dem mit Großbuchstaben der Nachname ihres Begleiters prangte.
    »Philippe und ich haben uns in Mainz kennengelernt. Er studierte in Stuttgart Ingenieurswesen und kam für einen kurzen Lehrgang über Flugzeugbau nach Zahlbach bei Mainz. Dort lernten wir gemeinsam und bastelten an Flugzeugen herum. Er verdiente sich seinen Lebensunterhalt als Fluglehrer und baute zudem für einen steinreichen Mann aus Frankreich dieses wunderbare Flugzeug!« Mit dem Daumen deutete er über seinen Rücken hinweg zu dem Fluggerät, das sie sicher bis nach Schwerin getragen hatte und mit dem Philippe noch immer beschäftigt war. »Und wie kamen Sie in die Verlegenheit, mit Philippe fliegen zu müssen?«
    Belustigt ließ Demy sich auf einem von der Sonne ausgebleichten und vom Regen aufgequollenen Stuhl vor der Holzhalle nieder, den der Niederländer ihr anbot. Er selbst setzte sich auf einen Baumstumpf. Zwei Flugzeuge hoben knapp hintereinander laut dröhnend vom Boden ab und flogen in die tief stehende Sonne hinein.
    »Ich saß ein wenig unglücklich in Paris fest. Herr Meindorff war so freundlich und hat mich – und sich – ausgeflogen.«
    Erneut musterte Anthony sie ungeniert, ehe er den Blick auf Philippe

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