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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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sie auf die arme Ludatschka …«
    »Haben Sie nicht gehört, was die Dame sagt? Nehmen Sie Ihre schmutzigen Hände von ihr!« Roberts Stimme durchschnitt die aufgeheizte Atmosphäre wie ein Degen, der durch Papier gleitet.
    Als sei er nicht eine Spur erstaunt über die Anwesenheit des Mannes richtete Rasputin sich auf und trat gelassenen Schritts zurück ans Fenster.
    Anki, deutlich überraschter von dem unerwarteten Auftauchen des Medizinstudenten, erhob sich und drehte sich zu dem sehr willkommenen, klatschnassen Neuankömmling um. »Herr Busch …?«
    »Ich fragte mich, was eine Dame wie Sie bei diesem … dieser Kreatur sucht. Bis mir klar wurde, dass ich die Frage falsch stellte. Sie musste lauten: Wen sucht Anki van Campen?«
    »Aber woher wussten Sie …?«
    »Als Sie sagten, Sie würden sich auf die Suche nach Komtess Ljudmila Sergejewna begeben, gewann ich den Eindruck, Sie hätten ein ganz bestimmtes Ziel vor Augen. Und dieses behagte Ihnen nicht und bereitete Ihnen Angst. Daraufhin folgte ich Ihrer Kutsche.«
    »Ich bin so froh über Ihre Anwesenheit!« Ihre Worte waren nicht mehr als ein Seufzen. Sie warf einen flüchtigen Blick auf den Starez, der teilnahmslos durch den schmalen Spalt des Vorhangs auf die Straße schaute.
    Ihre Furcht vor ihm saß noch immer wie ein schmerzhafter Stachel in ihr, aber in der Gegenwart von Robert fühlte Anki sich sicher. Entschlossen ging sie zur Kommode und drehte die Lampe höher. Mit der Lichtquelle in der Hand begab sie sich auf die Suche nach Ljudmilas Kleidern und fand sie zusammengeknüllt in einer Ecke, halb auf, halb unter einem Stuhl.
    Mühsam versuchte sie, die nach Schweiß und Alkohol riechenden Seiden- und Chiffonstoffe richtig herum zu drehen. Dabei entdeckte sie eine erhebliche Menge an ihnen klebendes Blut. Wie erstarrt hielt sie inne und starrte auf die dunklen, fast schwarzen Flecken, die ihr förmlich zuflüsterten, besser nie danach zu fragen, wo sie herrührten.
    Inzwischen stellte sich Robert Ljudmila als Arzt vor. Vermutlich schummelte er bei seiner noch nicht erteilten Approbation, um das Vertrauen des verängstigten Mädchens zu erlangen.
    Doch seine sanften Worte riefen erneut Rasputin auf den Plan. »Ich wusste, ich kenne Sie! Botkin hatte Sie zum Zarewitsch geschleppt, nur damit Sie gemeinsam mit ihm dabei zusehen, wie sich der arme Junge vor Schmerzen windet und innerlich verblutet! Niemand, niemand von diesen angeblichen Doktoren ist in der Lage, dem Kind zu helfen! Aber mir vertraut er! Mir vertrauen auch Mama und Papa. Warum kommt ihr immer wieder, unfähig, Alexej zu helfen? Den zukünftigen Zaren zu heilen, die Zarenfamilie zu retten, das Land zu regieren, dazu hat Gott mich ausersehen!«
    »Verschwinden Sie oder ich rufe die Polizei!«, drohte Robert und drehte sich dabei nicht einmal nach dem Starez um.
    »Der Bösen Rotte hat mich umringt.«
    Anki, die annahm, dass der Mann erneut aus der Bibel zitierte, war froh, dass er Roberts Aufforderung nachkam. Mit den Kleidern im Arm eilte sie zurück zum Bett und bekleidete Ljudmilas eigentümlich schlaffen Körper zumindest notdürftig.
    »Vermutlich wurde ihr ein Betäubungsmittel eingeflößt«, mutmaßte Robert mit grimmiger Miene, ehe er Ljudmila hochhob.
    Anki schälte sich aus ihrem Mantel und breitete diesen über ihre Freundin; dabei sah Ljudmila sie aus zusammengekniffenen Augen benommen an. »Anki, du hattest so recht.«
    »Still, Ljudmila. Du hast nichts Falsches getan. Er war es!«, versuchte Anki sie zu beruhigen. Sie strich ihr einige rote Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Ich werde dir jetzt die Kapuze meines Mantels über das Gesicht ziehen, damit die Frauen dort draußen dich nicht erkennen. Einverstanden?«
    Die junge Frau nickte und schloss ergeben die Augen. Anki stülpte ihr die Mantelkapuze über die verquollenen Gesichtszüge und blickte Robert traurig an.
    »Gehen wir!«, beschloss er. Seine Stimme bebte vor unterdrücktem Zorn. »Wenn Sie bitte vorausgehen, die Türen öffnen und uns vor allem diese fanatischen Weiber vom Hals halten.«
    Anki holte tief Luft, als könne sie neuen Mut einatmen, ehe sie die Schlafzimmertür öffnete. Der Anblick, der sich ihr bot, ließ sie aufgebracht den Kopf schütteln: Rasputin kniete auf dem Boden und bettete seinen Kopf in den Schoß einer der adeligen Frauen. Diese streichelte ihm mit einer Hand über den Rücken, mit der anderen, an der ihr wertvoller Ehering im Licht der Tischlampe aufblitzte, über das verfilzte Haar. Zwei

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