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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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Gewalt hielt … War sein Einfluss auf die Zarenfamilie wirklich so groß, wie die Gerüchte besagten? Was geschah mit Russland, vor allem in Kriegszeiten wie diesen, wenn ein Monster wie dieser Starez Einfluss auf die Politik ausübte?
    Anki biss sich auf die Unterlippe, während ihr Blick nun auf dem nur schemenhaft erkennbaren Gesicht ihrer Freundin ruhte. Was mochte gestern Abend und in der Nacht geschehen sein? Woher stammte das Blut auf Ljudmilas cremefarbenem Rock? Hatte ihre Freundin tatsächlich Herzogin Jevgenia gemeint, als sie geflüstert hatte, sie sei bestimmt tot?
    14 Das »Zarendorf«, seit 1937 Puschkin (nach Alexander Puschkin, russ. Dichter), entstand Mitte des 18. Jahrhunderts 26 Kilometer südlich von St. Petersburg und war die erste Wahl der russischen Zaren/Zarinnen Katharina I. und II. , Alexander I und Nikolaj II . Die besten Architekten errichteten dort glanzvolle Residenzen.

Kapitel 17
    An der Marne, Frankreich,
September 1914
    Hannes warf sich hinter einen zersplitterten Baumstamm, der von der gegnerischen Feldartillerie gefällt worden war. Er drehte sich halb um und sah zu, wie seine Männer neben und hinter ihm ebenfalls Deckung suchten. Schweiß lief ihm über die Stirn in die Augen; er wischte ihn mit einer unwilligen Armbewegung beiseite. Der jüngste, inzwischen von allen nur noch »Bubi« genannt, hechtete neben ihn. Sein Atem ging stoßweise, die Augen huschten unstet hin und her. Seine wild gelockten Haare standen ihm wie elektrisiert vom Kopf ab. Die mit einem Tarnüberzug versehene Pickelhaube hatte Bubi bereits in den frühen Morgenstunden eingebüßt. Unweit von ihnen schlugen Geschosse unter ohrenbetäubenden Detonationen ein, die Bäume und Menschen zerfetzten und den Burschen jedes Mal zusammenzucken ließen.
    »Herr Leutnant, was passiert hier?«, keuchte er und lud ungeschickt sein Gewehr nach.
    »Die Franzmänner und Tommys haben uns mit ihrem Vormarsch überrascht«, erwiderte Hannes, ohne sich sicher zu sein, dass der Kleine ihn über den Gefechtslärm hinweg überhaupt hörte.
    Mehrere schwere Explosionen, deutlich näher als zuvor, zwangen ihn, den Kopf gegen die raue Rinde zu pressen. »Und wo sind wir, Herr Leutnant?«
    »Zwischen Verdun und Paris.« Mit rasendem Herzschlag schob Hannes sich ein Stück höher und versuchte sich einen Überblick zu verschaffen.
    Buschwerk und Bäume, dazwischen ausgedehnte, sumpfige Wiesenabschnitte lagen vor ihnen. Sie hatten dieses Gebiet heute bereits einmal vorwärts und dann wieder rückwärts durchquert. Jetzt galt es, sich ein drittes Mal auf den Weg zu machen, doch die Feldgeschütze der Franzosen feuerten nahezu pausenlos. Lärmend, Feuer speiend und rauchend pflügten sie die Wiese um, über die Hannes und seine Männer voranstürmen sollten. Es brauchte nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, was dann mit ihnen geschehen würde.
    Hannes’ Magen rebellierte. Das Gefühl, dringend austreten zu müssen, ließ ihn seit Stunden nicht los. Am liebsten hätte er seine Uniform und seine Waffe von sich geworfen – ebenso wie die ihm übertragene Verantwortung – und die Flucht ergriffen. Aber er hielt aus. Die Blöße, feige davonzurennen, wollte er sich nicht geben. Also rutschte er zurück hinter seinen Baum und drehte sich nach links.
    Wo lag der nächste Zugführer? Zwar konnte er schemenhafte Bewegungen im Unterholz ausmachen, doch niemanden, der die Burschen befehligte. Wieder jaulten Geschosse über sie hinweg, schlugen ein und zerrissen alles, was ihnen nahe genug war. Hannes und seine Männer duckten sich. Holzsplitter schossen wie Pfeile umher, ihnen folgten Gras- und Erdklumpen.
    »Tassa!«, brüllte Hannes.
    Unteroffizier Tassa warf sich nur wenige Sekunden später neben ihn und Bubi. »Leutnant?«
    »Rüber. Sieh nach, wo deren Leutnant steckt!« Hannes wies zu den Gestalten auf ihrer linken Seite, die sich wie Geister zwischen Rauch, fliegenden Partikeln und Gebüsch bewegten.
    Tassa nickte grimmig, zog sich ein paar Schritte zurück und hastete zwischen den Baumstämmen hindurch. Er sprang über einen schmalen Wasserlauf und warf sich zu Boden. Aus einiger Entfernung drang das Stakkato feuernder Infanteristen herüber, doch Hannes war es unmöglich zu unterscheiden, ob er die Waffen der Gegner oder die eigenen hörte.
    Die qualvollen Schreie eines Verletzten gingen ihm durch Mark und Bein. Ob es überhaupt einen Sanitäter in der Nähe gab? Die Entfernungen fielen inzwischen erschreckend groß aus. Und das

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