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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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nicht nur zwischen den Frontsoldaten und der in die Länge gezogenen Etappe 15 , sondern auch zur Obersten Heeresleitung. Die saß sicher in Luxemburg und gab von dort Befehle aus, die längst nicht mehr zur aktuellen Lage an der Front passten. Die Eisenbahnknotenpunkte waren weit entfernt, Nachschub kam im Grunde keiner durch und die Telegrafenverbindungen arbeiteten nur unzuverlässig. Vermutlich hatte deshalb die 1. Armee ihren Schwenk in Richtung Paris unternommen, ganz entgegen ihrer Befehle. Die Kommandeure mussten der Situation entsprechend handeln, nicht nach den Plänen des vor Jahren verstorbenen Grafen von Schlieffen, die ihnen eine unerreichbar weit entfernt stationierte Führung aufdiktierten!
    Unteroffizier Tassa hastete zu ihm zurück und kauerte sich keuchend neben ihn. »Ihr Leutnant ist tot.«
    »Wer übernimmt sein Kommando?«
    »Sie wissen es nicht.«
    »Verdammte Scheiße. Einer von vier Unteroffizieren wird doch den Mumm aufbringen …«
    »Sie haben keinen mehr; sind alle hinüber!«
    »Tassa, übernimm du das!«
    »Jawohl, Herr Leutnant.«
    »Bleib in Sichtkontakt!«
    »Jawohl!«
    Hannes verfolgte mit den Augen Tassas Weg zurück zum benachbarten Zug. Er kam nie an. In dem Augenblick, als er den Bach überquerte, riss ihn eine Kugel von den Beinen. Er kippte hintenüber. Innerhalb von Sekunden färbte sich das Wasser blutrot.
    Wieder jagten jaulend Geschosse über sie hinweg und zwangen auch Hannes, das Gesicht in den Morast zu pressen. Es folgten Detonationen. Schüsse. Schreie. Als er den Kopf hob, sah er vor sich eine graue Masse auf seine Stellung zustürmten. Die Franzosen feuerten dabei wie wild.
    »Eisenburg!«, brüllte er, nach hinten gewandt.
    »Hier, Herr Leutnant!«
    »Rüber, die brauchen einen Zugführer. Sie sollen raus und schießen, was das Zeug hält, sonst überrennen uns die Franzmänner!«
    Der Lärm um ihn her verschluckte jede Antwort. Doch als er die Soldaten links von sich aus dem Gebüsch stürmen sah, wusste er, dass zumindest dieser Unteroffizier heil angekommen war und die Sache in die Hand nahm.
    »Auf!«, brüllte Hannes und sah aus dem Augenwinkel, wie Bubi auf die Füße sprang.
    »Feuer frei!«
    Schüsse krachten, Stiefel stampften durchs Unterholz. Hüben wie drüben fielen Männer. Befehle und Schmerzensschreie mischten sich mit dem Knallen der Schusswaffen, den Detonationen schwerer Geschosse und dem Knattern eines Flugzeuges, das über das Schlachtfeld flog.
    Hannes feuerte wie im Rausch, während er sich gleichzeitig eigenartig entkräftet fühlte. Er wusste, seinen Untergebenen ging es nicht anders. Sie befanden sich zahlenmäßig im Nachteil; sie hatten ganze Divisionen an die Ostfront abgeben müssen und kräftezehrende Fußmärsche hinter sich. Der Nachschub sowohl an Männern als auch an Verpflegung und militärischem Inventar war ins Stocken geraten. Dennoch mussten sie weiterkämpfen. Vorangehen.
    Joffres Soldaten und ihre britischen Verbündeten hatten geplant, ihre Schwäche auszunutzen. Irgendjemand hatte sogar behauptet, die Franzosen hätten in hellroten Taxis frische Infanteristen aus Paris an die Front gekarrt 16 .
    »Nicht mit mir!«, brüllte Hannes gegen den Lärm an. Er schoss, bis sein Ladestreifen leer war, und griff dann nach seiner Lugerpistole. Er traf mehrere Feinde, doch rückten immer neue nach. Sie schienen zwischen den Flammen und dem Rauch des Schlachtfelds aus dem Boden zu wachsen. Wenn sich die Artillerie nicht bald auf dieses Nest einschoss, bekamen sie ein ernsthaftes Problem! Der Pilot des Flugzeugs, das er vorhin gehört hatte, musste endlich seine Beobachtungen zur Lage der feindlichen Stellungen bei der Artillerie abwerfen! Oder war er einer derjenigen, der dazu erst landete? Bei diesen Aussichten fluchte Hannes lauthals.
    15 Gebiet hinter der Front, in dem sich die Lazarette, Tross-, Verwaltungs- und Instandsetzungseinheiten aufhalten und bewegen.
    16 Marne-Taxis: rund 700 Taxis und Droschken, deren Fahrer zweimal die Strecke von Paris bis zur Marne fuhren, brachten rund 6000 französische Soldaten an die Front. Dies ging als »Das Wunder an der Marne« in die Annalen der Kriegsgeschichte ein. Entscheidend war diese ungewöhnliche und spektakuläre Truppenverlegung für den Schlachtverlauf allerdings nicht.

Kapitel 18
    Petrograd, Russland,
September 1914
    Mehr als zwei Wochen waren seit dem Tag vergangen, an dem Robert und Anki Ljudmila aus Rasputins Haus geholt hatten. Doch noch immer lag die junge Frau in ihrem

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