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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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bitten. Dauert der Vorgang länger als von mir gewünscht«, er zwinkerte ihr vergnügt zu, »steht uns leider eine räumliche Trennung bevor. Ich muss im Kaiserreich dringend meine Prüfungen ablegen.«
    Anki lächelte. Sie freute sich über Roberts klares Bekenntnis zu ihr. Gleichzeitig war sie dankbar für die Zeit, die ihr somit blieb, um die in ihrem Leben anstehenden Umwälzungen in Ruhe verarbeiten zu können.
    »Wie denken Sie darüber?«
    Anki straffte ihre Schultern. Die zwischen den Efeublättern hindurchfallenden Sonnenstrahlen trafen genau die Haarsträhne, die ihm häufig, so wie auch jetzt, in die Stirn fiel und die zurückzustreichen sie sich schon so manches Mal gewünscht hatte. »Ich freue mich sehr über Ihren Entschluss, Dr. Busch, Ihr Anliegen vorzubringen.« Anki suchte nach Worten, fühlte Verlegenheit und zugleich eine überfließende Freude in sich miteinander kämpfen. »Es ist … noch für einen gewissen Zeitraum bei den Kindern bleiben zu können ist ein schöner Gedanke. Andererseits weiß ich nicht, wie lange Sie fortbleiben werden oder …« Hilflos lächelnd zog Anki ihre schmalen Schultern in die Höhe.
    Robert trat entschlossen vor sie, ergriff ihr linkes Handgelenk, da sie in der Hand den Zweig hielt, und ihre rechte Hand. Er führte ihre Hände an seine Brust. »Ich liebe Sie, Fräulein van Campen.«
    Sie wollte ihm so gern in die Augen sehen, aber ihr Blick wanderte unwillkürlich zum Haus hinüber. Sie sah, wie sich hinter zwei Fenstern die Vorhänge bewegten. Prompt tat Robert es ihr gleich. Er schien die Beobachter zumindest zu erahnen, denn er wich einen Schritt zurück, entließ ihre Hände jedoch nicht aus den seinen.
    »Das ist der Grund, weshalb Fürstin Chabenski Ihnen einen Spaziergang mit mir im Park gestattete«, erläuterte Anki. »Der Erbauer dieses Hauses, ein Vorfahre von Fürst Chabenski, hatte neun Töchter. Er ließ eine Gartenanlage entwerfen, in der es nicht einen Winkel gab, der nicht vom Haus aus eingesehen werden konnte. So hatte er seine Töchter und ihre Kavaliere immer im Blick. Fürst Ilja Michajlowitsch wusste um den Hintergrund der ursprünglichen Parkgestaltung und ließ, da selbst mit drei Töchtern beschenkt, die wuchernden Hecken und Rosenbüsche wieder stutzen.«
    Robert lachte belustigt auf. »Momentan wohl vielmehr zu dem Zweck, seine munteren Mädchen und ihre Njanja beim gemeinsamen Spiel im Auge zu behalten?«
    »Noch, ja«, wisperte sie, mit den Gedanken bei Nina und vor allem bei deren frühreifer Freundin.
    »Und uns?« Roberts Frage klang etwas gequält. Anki verstand seine aufkeimende Enttäuschung gut. Ihm endlich einmal diese Haarsträhne aus der Stirn zu streichen reizte sie immens. Er hauchte einen federleichten Kuss auf ihre Hand und ließ sie endgültig los. »Sie wollten mir den Park zeigen.«
    Gemeinsam traten sie unter dem Rankbogen hinaus und schlenderten durch die bunt blühenden Herbstblumenrabatten, vorbei an dem winzigen Teich, dessen Binsen und Schilf die höchstgewachsenen Pflanzen der Parkanlage waren. Nun, da Anki sich seiner Zuneigung sicher war, fühlte sie sich in seiner Gegenwart noch leichter als zuvor. Sie sprach befreiter und offener über eine gemeinsame Zukunft mit ihm, was sie als wunderbar erfüllend erlebte. Es schien beinahe, als hätte er durch seine Worte eine Brücke über den Graben namens Zurückhaltung und Fremdheit gebaut. Nun betraten sie beide diese Brücke, trafen sich in der Mitte und sprachen über ihren neuen Weg, den sie Seite an Seite fortsetzen wollten.
    Entlang der sorgsam gestutzten Buchsbaumhecke näherten sie sich schließlich wieder dem Gebäude. Deutlich sahen sie drei an die Scheiben gedrückte Kindergesichter an einem Fenster im zweiten Stock und bei einer nur halb geschlossenen Terrassentür im ersten Stock einen schlanken Schatten.
    Anki wollte in Richtung Pforte gehen. Robert hingegen deutete mit einer knappen Handbewegung an, dass er gern an der Terrasse entlangschlendern wollte, die oberhalb eines gut zwei Meter hohen Sockels lag. Sie folgte seiner Aufforderung, und so gelangten sie an der Sockelmauer vorbei zu einem breiten, mit wildem Wein überwucherten Torbogen. Unter ihm befanden sich die Stufen zur Terrasse. Dort ergriff Robert ihren Ellenbogen und zog sie mit sich unter den gemauerten Steinbogen.
    Amüsiert lächelte Anki vor sich hin. Von hier aus konnten sie von keinem Fenster, nicht einmal von der Terrasse oder vom Garten aus gesehen werden. Durch ihr Lächeln

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