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Sturmzeit

Sturmzeit

Titel: Sturmzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Link Charlotte
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knapp!«
    »Ach... dann tut es mir natürlich leid, gerade jetzt zu stören, aber...« Sie schwieg bescheiden. Severin grinste, während er seinen Schlafanzug in eine unausgefüllte Kofferecke knäulte.
    »Komm, mein Herz, nicht heucheln! Es tut dir nicht im geringsten leid. Du willst etwas von mir, und sonst interessiert dich gar nichts, weder mein sterbender Bruder noch meine Erbschaft. Also, was ist?«
    Sie war erleichtert, daß er ihr so entgegenkam und es ihr in seiner unverblümten Art ersparte, nach Einleitungen und verschlüsselten Umwegen zu suchen.
    »Ich brauche einhundert Goldmark«, sagte sie, »ich meine, ich brauche sie jetzt sofort, und zwar bar.«
    »Oh... würdest du es als aufdringlich empfinden, wenn ich dich frage, wozu du mitten in der Nacht einhundert Goldmark brauchst?«
    Anstelle einer Antwort sagte Felicia: »Ich wußte niemanden, zu dem ich sonst hätte gehen können.«
    Severin biß an. »Wenn du Geld brauchst, solltest du eigentlich deinen Mann fragen!«
    »Ja, aber...« Sie schlug die Augen nieder und tat so, als suche sie verlegen nach einer Antwort. »In diesem Fall... ich brauche das Geld ja nicht für mich, sondern für einen - Bekannten...«
    Severin runzelte die Stirn. »Was für einen Bekannten? Ist er hier? Einer der Gäste?«
    »Nein. Ein alter Freund aus Insterburg. Er wartet unten. Ich kann dir jetzt nicht sagen weshalb, aber er braucht unbedingt Geld. Er zahlt es zurück, sobald er kann.«
    »Warum mußt du deine alten Freunde vor Alex verschweigen?« fragte Severin. »Und wie heißt dieser Mann?«
    »Maksim Marakow.« Es war keine Absicht, aber sie dankte Gott dafür, daß ihr bei der Erwähnung dieses Namens das Blut in die Wangen stieg. Severin bemerkte es natürlich, seine Augen verengten sich, und mehr denn je sah er aus wie ein listiger Schakal. »Verstehe«, lächelte er, »das also ist Alex'Nebenbuhler. Ich wußte, daß es einen geben muß. Von Anfang an habe ich es dir angemerkt!«
    Felicia schwieg und sah zu Boden, aber innerlich dachte sie triumphierend: Er gibt mir das Geld! Er ist ein alter Geizkragen, aber um Alex einen Stich zu versetzen, trennt er sich sogar voneinhundert Goldmark.
    »Du bist ein raffiniertes, kleines Ding«, sagte Severin und zog seine Brieftasche hervor, »du wußtest schon, wie du es anstellen mußt, nicht?« Kichernd reichte er ihr den Schein. »Hier, gib sie deinem Romeo. Aber jetzt muß ich schleunigst gehen, sonst verpasse ich den Zug.« Er machte den Koffer zu, hängte seinen Mantel über den Arm und setzte seinen Hut auf.
    »Das Ganze bleibt doch unter uns?« vergewisserte sich Felicia.
    Severin klopfte ihr beruhigend auf die Schulter, aber Felicia hatte das unbestimmte Gefühl, daß ein gewisser Reiz für ihn in der Hoffnung lag, Alex würde eines Tages von der Intrige erfahren.
    Draußen trat ihnen Phillip in den Weg, doch Severin schnitt ihm sogleich das Wort ab. »Nicht jetzt, Herr Oberleutnant. Ich muß den Nachtzug nach Frankfurt noch erwischen. Ich bin ohnehin schon spät dran.«
    »Wann kommen Sie zurück?«
    »Ich weiß nicht. Kann länger dauern. Auf Wiedersehen, Herr Oberleutnant. Wiedersehen, Felicia, du falscher Engel!« Schon war er verschwunden.
    »Verdammt«, sagte Phillip, »hör mal, Felicia, du hättest dir wirklich keinen ungünstigeren Moment...«
    Aber sie hörte ihm nicht zu, sondern eilte, so schnell es ihr Kleid erlaubte, die Treppe hinab.

    Maksim war zutiefst erleichtert, als sie ihm das Geld gab. Er verstaute es sorgfältig in der Innentasche seines Anzugs und vergewisserte sich noch zweimal, ob es da wirklich sicher war. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr du mir geholfen hast, Felicia«, sagte er, »wenn ich mal irgend etwas für dich tun kann...«
    »Wie solltest du?« Felicia lächelte mühsam. »Ich wüßte ja gar nicht, wo ich dich finden kann!«
    »Ich weiß es selber noch nicht genau. Mascha wird...« Er brach ab.
    Felicias Augen wurden groß und dunkel. »Sie geht mit dir?«
    Er nickte, wobei er Felicia nicht ansah. »Ja...« antwortete er vage, und sie schwiegen beide. Nichts war zu hören als der gedämpfte Klang der Musik aus dem Ballsaal.
    »Ich denke, ich muß jetzt gehen«, sagte Maksim schließlich,»hab keine Angst, ich brenne nicht mit dem Geld durch. Du bekommst es bestimmt zurück.«
    »Das ist doch nicht so wichtig.«
    »Also dann...« Er machte einen unschlüssigen Schritt zur Tür hin, »laß es dir gutgehen, Felicia.«
    Er blieb stehen, als er den leisen, erschreckten Ausruf von

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