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Sturmzeit

Sturmzeit

Titel: Sturmzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Link Charlotte
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machte, sein Lächeln war diesmal nur der Versuch, seine hemmungslose Wut unter Kontrolle zu halten. Offenbar hatten ihn die Wochen, in denen er verschwunden gewesen war, kein bißchen besänftigt.

»Wärest du nicht gleich weggelaufen damals«, sagte sie vorsichtig, »dann hätte ich dir schon viel eher erklären können, weshalb...«
    »Weshalb du Marakow geküßt hast? Ja, das war eine eindrucksvolle Szene, nicht? Dieses düstere Zimmer, du und deine große Liebe Arm in Arm, deine hastig gestammelten Worte.
    »Ah«, er warf seinen Hut durch das Zimmer, so daß er, gutgezielt, auf dem mittleren Arm eines silbernen Kerzenleuchters hängen blieb und leise wippte, »Marakows Gesicht, als er mich sah! Das war zu spaßig, eine wirkliche Komödie! Und du merktest natürlich nichts und stießest diese verhängnisvollen Worte hervor. Ich habe Alex nie geliebt! Dein guter Maksim hätte dir am liebsten die Zunge aus dem Hals gerissen, um dich endlich zum Schweigen zu bringen!«
    »Alex, wenn du doch...«
    »Wenn ich doch verstehen würde? Aber ja, ich verstehe. Ich weiß, was dir Marakow bedeutet. Ich habe zwar geglaubt, du hättest mehr Stolz, aber... nun ja! Denk nicht, ich hätte etwas dagegen, wenn du ein bißchen spielst! Du bist ja erst neunzehn, nicht?« Er zündete sich eine Zigarette an. Seine Hände zitterten kaum merklich.
    »Ja, aber...« Felicia war verwirrt. Sie tappte völlig im dunkeln. Was wollte er denn? Natürlich war er eifersüchtig, jeder Mann in seiner Lage wäre eifersüchtig gewesen, das konnte sie begreifen -, aber seine Eifersucht schien ihr nicht der eigentliche Grund für seine Wut. Was aber dann? Während sie sich noch den Kopf zerbrach, sagte er leichthin und von ihr abgewandt, da er gerade einen Aschenbecher suchte: »Ich war draußen am See. Wir haben ein kleines Häuschen dort. Als Kind verbrachte ich dort einmal die ganzen Sommermonate, zusammen mit meiner Mutter. Sie war gern da, vor allem, um fort zu sein von meinem Vater. Sie liebte den See, und wir gingen stundenlang am Ufer spazieren. Ich lief barfuß, und ich weiß noch, wie ich irgendwann anfing zu weinen, weil mich die Kieselsteine so sehr in die Füße piekten.«
    »Oh... ich... ich würde das Häuschen gern einmal kennenlernen. Vielleicht könnten wir mal zusammen da hinfahren.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht. Sag mal, hier stand doch irgendwo ein Aschenbecher. Ach, da ist er ja.« Mit konzentrierter Miene klopfte er die Asche ab. »Vorgestern besuchte mich mein Vater dort«, sagte er. Sein Tonfall hatte sich nicht verändert, aber Felicia spürte, daß in seiner Stimme ein fremder Klang schwang. Vorsichtig entgegnete sie: »Sein Bruder ist gestorben.«
    »Ja, armer, alter Kerl! Und wie die Aasgeier haben sie sich versammelt, um ihm sein Geld möglichst zu entreißen, solange er noch warm war. Weißt du, mein Vater denkt nur an Geld. Es ist die einzige Maßeinheit, die er kennt.«
    »Nun... das ist bei vielen so...«
    »Ja, da hast du wohl recht. Aber«, er drehte sich um und sah sie an, seine Augen waren schmal und glitzernd wie die einer hungrigen, räuberischen Katze, »aber umso verwunderlicher, daß solch ein alter Geizkragen einhundert Goldmark ohne jede Absicherung an einen Wildfremden verleiht, nur weil ihn eine hübsche junge Frau darum bittet. Oder erstaunt dich das garnicht?«
    Sie wurde blaß vor Schreck. Severin hatte also geredet. Sie hatte immer gewußt, daß er es eines Tages tun würde, aber sie hatte sich eingebildet, es würde noch lange dauern.
    »Dann hat er es dir erzählt«, sagte sie wenig geistreich. Alex drückte seine kaum angerauchte Zigarette aus, so fest, als wolle er sie zerquetschen. »Und ob er es mir erzählt hat. Und selten hat er etwas mit so viel Genuß getan. Felicia brauchte Geld für ihren... Bekannten. Sie kam zu mir, und ich gab es ihr!
    Ganz einfach. Kein Wort mehr. Aber sein Lächeln dazu. Sein Gesichtsausdruck, mit dem er mich verhöhnte und mir wortlos zurief: Ich habe gewonnen! Sie und ich - wenn es hart auf hart kommt, stehen wir zusammen. Du bedeutest ihr nichts, nicht einmal so viel, daß sie zu dir kommt, wenn sie etwas braucht!«
    Alex lachte heiser. »Um mir das sagen zu können, hätte er Marakow wahrscheinlich sogar eine Million gegeben!«
    »Alex, ich...«
    Mit zwei Schritten war er neben ihr, und plötzlich war sein Gesicht so verzerrt, grausam und fremd, daß Felicia vor Angst aufschrie. Er schlug ihr so hart auf den Mund, daß ihr ein Schmerz durch den ganzen

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