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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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wollte offenbar etwas sagen, aber dann zögerte er. »Wie … So etwas hätte sich kein Mann in Lornth gefallen lassen«, sagte er schließlich.
    »Wir sind hier nicht in Lornth, Relyn«, erklärte Ayrlyn. »Wir sind in Westwind und hier machen die Frauen die Regeln. Gerlich hat sich einmal gegen die Marschallin aufgelehnt und sie hat ihn in Stücke gerissen. Sie hat eine Marineinfanteristin, die sich ihr widersetzt hat, mit bloßen Händen und Füßen getötet.«
    Der junge Edelmann wandte sich an Nylan. »Und was sagt Ihr dazu, Magier?«
    »Ich würde sagen, Gerlich ist ein erheblich besserer Kämpfer als ich.«
    »Trotz seiner Worte über sein großartiges Schwert kannst du mit dieser Waffe besser umgehen«, wandte Ryba ein.
    Gerlichs Augen funkelten böse, aber er drehte sich um, lächelte Selitra an, stand auf und verneigte sich vor Ryba. »Es war ein langer Tag, Ryba, und wir müssen morgen früh wieder auf die Jagd.«
    Ryba erwiderte den Gruß mit einem knappen, höflichen Nicken. »Schlaf gut.«
    Gerlich lächelte und wieder hatte Nylan Mühe, nicht unwillkürlich die Stirn zu runzeln. Mit jeder Jahreszeit, die verging, nahm seine Abneigung gegen den Jäger zu.
    »Ihr seid ein seltsamer Mann, Magier«, bemerkte Relyn nachdenklich. »Ihr könnt mit dem Schwert besser umgehen als die meisten Kämpfer und doch mögt Ihr es nicht, es zu führen. Ihr könnt das Feuer der Ordnung bändigen und doch ordnet Ihr Euch anderen unter.«
    »Ich fühle mich nicht wohl und kann nicht gut arbeiten, wenn zu viele Menschen sterben.«
    »Aber Ihr seid nicht ungeschickt darin, Eure Gegner zu töten.«
    »Leider«, erklärte Nylan. »Leider.«
    Später, als es dunkel war, gingen Nylan und Ryba vom großen Saal aus langsam die vier Treppen hinauf, die zu ihrem Raum im fünften Stock führten.
    »An manchen Abenden bin ich unendlich müde«, meinte Nylan. »Es ist einfacher, Holz zu schlagen und die schweren Arbeiten zu verrichten, als den Laser zu benutzen. Er lässt nach.«
    »Kannst du noch mehr Bogen machen?«
    »Ich habe sechs hergestellt. Ein paar kann ich vielleicht noch machen, aber ich habe noch nicht alle Steine geschnitten, die wir für das Badehaus und die Duschen brauchen. Ich habe bisher erst die Heizung fertig.«
    »Heizung?«, fragte Ryba.
    »Eine richtige Heizung ist es eigentlich nicht, aber ich habe mir überlegt, dass der Wasserspeicher mit einer Seite an der Rückwand des Heizofens stehen könnte, denn mit eiskaltem Wasser und in einem unbeheizten Raum werden nicht viele Leute baden wollen. Wahrscheinlich wird das Wasser nicht wirklich warm sein, aber es könnte gerade erträglich werden und die Rückwand ist stark genug, um einen kleinen Tank zu stützen.«
    »Du bist erstaunlich.«
    Er zuckte im Dunkeln verlegen die Achseln. »Ich versuche einfach, alles so ordentlich wie möglich zu erledigen.«
    »Das wird dir aber nicht immer gelingen, Nylan.«
    »Vielleicht nicht immer, aber ich muss es eben versuchen.«
    »Ich weiß.« Sie drückte kurz seine Hand, dann gingen sie weiter die Treppen hinauf.
    Als sie das oberste Stockwerk erreichten, blieb Nylan stehen. Vom rechten, glaslosen Fenster eingerahmt, ragte Freyja als eisbedeckte Nadel auf, schwach beleuchtet von den Sternen, die am samtschwarzen Himmel standen. Nylan betrachtete das Eis und wunderte sich, dass sich der Berg so scharf geschnitten vor dem Fenster erhob.
    Ryba streifte die Stiefel ab und zog die Borduniform aus. Nylan drehte sich um und schluckte. In der letzten Zeit war Ryba sehr distanziert gewesen. Er sah sie nur an.
    »Du darfst auch mehr tun, als nur zu starren«, sagte sie leise. »Das Heute ist alles, was zählt.«
    Er machte einen Schritt, Ryba kam ihm einen Schritt entgegen und packte entschlossen die Verschlüsse seiner verschlissenen Borduniform.
    »Du brauchst Ledersachen«, flüsterte sie, bevor sie ihn küsste. »Ledersachen, die zum größten Ingenieur passen.«
    »Ich bin doch nicht …«
    »Still … wir müssen uns eben nehmen, was wir brauchen.«
    Nylan stimmte ihr innerlich zu, als er die Arme um sie legte und ihre weiche Haut und ihren schlanken Körper spürte. Nur um die Hüften hatte sie etwas zugelegt und die Brüste waren ein wenig voller geworden.
    Später, viel später, als sie auf den zusammengeschobenen Liegen ruhten, hielt Nylan ihre Hand, sah zu Freyja hinauf und fragte sich, ob im Berg genau wie in Ryba ein inneres Feuer brannte.
    »Ich bin gleich wieder da«, flüsterte Ryba, indem sie sich aufsetzte und die

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