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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Aber Ski zu laufen war eine Qual für ihn, und wenn es noch so notwendig war.
    Ryba hob die Augenbrauen.
    »Wie haben sich die Bogen in der Kälte gemacht?«, fragte er, um das Thema zu wechseln.
    »Die Bogen bewähren sich in der Kälte wirklich gut«, warf Istril ein, die am unteren Ende des ersten Tisches saß.
    Nylan nickte. Er hatte noch gar nicht daran gedacht, dass Verbundmetall und Durastahl eigens dazu konstruiert waren, die Kälte des Weltraums und die große Hitze beim Eintritt in die Atmosphäre eines Planeten auszuhalten. Daher waren sie natürlich auch für die Winterkälte auf dem Dach der Welt hervorragend geeignet.
    »Gerlich hat in der Kälte bereits einen seiner großen Bogen zerbrochen«, fügte Istril etwas leiser hinzu, nachdem sie sich vorsichtshalber umgesehen, den großen Jäger aber nicht entdeckt hatte. »Ich möchte wetten, dass die neuen Bogen sich auch in einem Krieg bei kaltem Wetter gut machen.«
    »Ist denn wirklich jemand verrückt genug, sich bei diesem Wetter draußen herumzutreiben?«, fragte Nylan.
    »Tja … die Bogen sind auch gut für die Jagd geeignet. Sogar Fierral sagt das und sie ist sonst immer sehr kritisch.«
    »Gibt es in den Wäldern überhaupt noch Wild?«
    »Mehr als man anhand der Fährten vermuten würde und das ist gut für uns. Du hast den Hirsch gesehen. Obwohl wir jetzt zwanzig Leute sind, gibt er für uns alle mehrere Mahlzeiten her. Es gibt auch eine Art von Schneekatzen, fast rein weiß, mit großen Tatzen und Krallen. Ich weiß nicht, wie das Fleisch schmeckt, aber ich möchte wetten, dass der Pelz schön warm hält.«
    Nylan nickte. Nach seinem kurzen Ausflug sagte ihm die Vorstellung, die Wollkleidung und die Jacke der Borduniform gegen einen warmen Mantel auszutauschen, entschieden zu.

 
L
     
    N ylan knöpfte seine Jacke zu und zog die mehr schlecht als recht gefütterten Stiefel an, die er jetzt praktisch überall trug, sogar im Turm. Er fuhr sich mit den Fingern über den Stoppelbart, aber trotz der Wärme, die der Ofen im Badehaus ausstrahlte, war es viel zu kalt zum Rasieren. Er konnte sich nur rasch Gesicht und Hände waschen und eilte gleich wieder nach oben ins oberste Stockwerk des Turmes, um sich für den kalten Tag, der vor ihm lag, anzukleiden.
    Die Wärme des Heizofens nahm dem Wind, der draußen vor den Mauern des Turmes heulte, die größte Schärfe, aber sobald Nylan sich vom beheizten Zentrum des Turmes entfernte und die Dichtungen des einzigen Armaglasfensters im obersten Stockwerk überprüfte, stand ihm der Atem als weiße Wolke vorm Gesicht. Halb rieb, halb kratzte er den Reif weg, um nach draußen zu schauen, doch die kalte Luft waberte wie Nebelschwaden vor dem Fenster und die Scheibe überzog sich so schnell wieder mit Reif, wie er ihn entfernte. Durch das kleine Loch, das er frei halten konnte, sah er nichts als eine weiße Wand – Schnee, Schnee und wieder Schnee.
    Mehr als zwei Tage lang hielt das weiße Trommelfeuer schon an und Nylan wusste nicht mehr zu sagen, wie viel Schnee frisch gefallen war und wie viel davon alter Schnee war, der vom brüllenden Wind hochgewirbelt und immer wieder gegen die Mauern des Turms geschleudert wurde.
    Die Küche und den Heizungsraum ausgenommen, war der größte Teil der Außenwände mit Flecken von Eis bedeckt. Kyseen und Kadran hatten reichlich Helfer, die bereit waren, als Gegenleistung für einen Platz am Herd Holz zu sägen und zu spalten. Die Zahl der Leute, die bereit waren, beim Bau von Trennwänden und Stühlen oder anderen Gegenständen aus Holz zu helfen, war erstaunlich groß. Konnte es daran liegen, dass die Schreinerei direkt neben dem großen Ofen lag? Nylan grinste in sich hinein, als er hinunter ging, um sich zu den anderen zu gesellen.
    Auch Ryba war irgendwo dort unten. Sie hatte nicht gesagt, wohin sie wollte, aber da der Sturm noch nicht nachgelassen hatte, musste sie im Turm sein.
    Im vierten Stock kauerte eine Gestalt an einer Warmluftleitung. »Relyn?«
    »Ser?« Der rothaarige Mann stand auf, den Mantel eng um sich gewickelt. »Hier wird man einfach nicht richtig warm. Es ist zu kalt, um etwas zu tun, außer sich elend zu fühlen, aber gerade warm genug, dass man nicht stark zu frieren beginnt.« Er nickte zum einsamen, mit Läden gesicherten Fenster hin. »Ich kann nicht einmal weg hier. Zwanzig Schritte in der Kälte dort draußen, und man würde mich im nächsten Frühling als Eisblock finden.«
    Nylan setzte sich auf eine Treppenstufe, Relyn ließ sich auf der

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