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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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unternehmen«, warnt Zeldyan ihn. »Auch wenn wir in der Öffentlichkeit nichts darüber verlauten lassen.«
    »Und ich werde es tun. Aber wenn ich damit Erfolg habe, dann werden mich die Magier, die Gläubigen und alle anderen noch mehr drängen …«
    »Und deine Mutter«, fügt Zeldyan leise hinzu.
    »Ich weiß.« Er seufzt. »Herrscher werden immer von den Erwartungen anderer beherrscht.«
    Zeldyan tritt zu ihm und nimmt sein Gesicht in die sanften Hände. »Sogar ich habe Erwartungen, Liebster.« Sie küsst ihn zärtlich.
    »Die deinen kann ich erfüllen«, flüstert er und erwidert den Kuss.

 
LII
     
    T rotz der schweren Wolldecke über der dünnen Thermodecke und dem groben, dicken Nachthemd fror Nylan. Als er sich aufsetzte, bemerkte er eine dünne Schicht von Eiskristallen auf der Decke, wo sein Atem darüber gestrichen war. Es war dunkel im Raum, durch das überfrorene Armaglasfenster drang nur ein schwacher grauer Schimmer herein. Den Geräuschen, die vom großen Saal heraufgedrungen waren, konnte Nylan allerdings entnehmen, dass es schon recht spät war. Ein weiterer Sturm war über das Dach der Welt gekommen und hatte noch mehr Schnee mitgebracht.
    Als wollte er diese Schlussfolgerung bekräftigen, begann der Wind leise zu heulen und an den Fensterläden zu rütteln. Ein paar Schneeflocken trieben durch die Läden herein, als Nylan sich auf den Rand der Liege setzte und den Haken mit seiner Kleidung anstarrte. Die Sachen würden wie eine Eisschicht auf Haut liegen.
    »Zieh mir nicht die Decke weg«, murrte Ryba. »Es ist kalt hier oben.«
    »Also wieder ein Tag, an dem wir den großen Ofen anheizen müssen.«
    »So geht es jetzt schon seit einem Achttag. Das Holz geht uns bald aus. Fierral hustet sich die Lungen aus dem Leib, weil sie zu lange in der Kälte war. Istril geht es auch nicht viel besser. Ich mache mir Sorgen um sie, weil sie schwanger ist.«
    »Ayrlyn hat den beiden doch geholfen.«
    »Aber ihre Möglichkeiten sind begrenzt.«
    »Genauso begrenzt und bruchstückhaft wie deine Fähigkeit, die Zukunft zu sehen«, meinte Nylan.
    Ryba setzte sich auf und zog die Decken eng um sich. »Ich hasse es, wenn ich mich so unbeholfen fühle.«
    »Du siehst aber nicht unbeholfen aus«, widersprach Nylan, während er sich anzog. Waschen würde er sich später. Auch dieser Gedanke bereitete ihm Unbehagen. Das Bedürfnis, sauber zu sein, trat hinter dem Wunsch, es warm zu haben, zurück.
    »Dyliess stört bereits mein Gleichgewicht. Meine Blase hat auch gelitten.« Die Marschallin von Westwind stand auf. »Ich hasse es, ein Nachthemd zu tragen, das mir vorkommt wie ein Zelt. Wenigstens passe ich noch in die Ledersachen. Die Dunkelheit mag wissen, wie lange das noch gut geht.«
    »Ich gehe runter«, sagte Nylan.
    »Ja, mach nur. Es könnte deinem Ansehen gut tun, wenn du vor mir unten bist.«
    »Danke, o edelmütige Marschallin.«
    »Oh, Nylan … du gibst dir immer solche Mühe, pünktlich zu sein. Geh nur und hole deinen Tee.« Ryba zog das wollene Nachthemd aus. Der Bauch war kaum gerundet und der Ingenieur hätte beinahe den Kopf geschüttelt. Ryba fühlte sich unbeholfen, dabei war sie selbst jetzt noch schlanker als die meisten Frauen, die nicht schwanger waren.
    Nylan zog die Stiefel an und ging hinunter. Er hatte kaum den Fuß auf die Steine der Hauptebene gesetzt, da wurde er schon von Kyseen begrüßt.
    »Ser, die Zisterne läuft nicht voll. Sie ist zur Hälfte geleert.«
    »Das kann warten.« Nylan ging zum Tisch, der wie ein Fels in einem nebligen Hafen im Raum stand.
    »Erstaunlich«, flüsterte Gerlich, gerade laut genug, dass fast alle es hören konnten. »Der Ingenieur trifft vor der Marschallin hier ein.«
    »Erstaunlich? In der Tat.« Nylan wünschte, ihm wäre eine schlagfertige Entgegnung eingefallen.
    »Und welche Magie werdet Ihr benutzen, Magier, um die Wasserversorgung des Turmes wieder in Gang zu bringen?«, fragte Narliat.
    »Keine Magie, Narliat. Es ist eine aus Steinen gebaute Leitung, die wahrscheinlich eingefroren ist, weil sie nicht tief genug unter der Erde liegt.« Nylan brach sich ein Stück Brot ab und tunkte es in die braune Soße, die vom letzten Abendessen übrig geblieben war. »Ich bin ja zum ersten Mal hier und konnte nur Vermutungen anstellen. Immerhin, kein Einheimischer hätte den Turm bauen können.«
    »Aber Ihr seid doch ein Magier.«
    »Das hast du gesagt. Ich nicht.« Nylan biss vom Brot ab. Brot und Soße waren kalt. Sogar der Tee war nur lauwarm.
    Ayrlyn,

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