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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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dem Tisch. Im Zentrum der wallenden weißen Nebel erhebt sich mitten im Schnee ein dunkler Turm. Ein ausgetretener Weg führt vom Turm bergauf zu einer Schlucht, die sich durch die höheren Berge im Westen zieht. Dünner Rauch kräuselt sich aus den beiden Schornsteinen im Spitzdach des Schwarzen Turms.
    Zwei in schwarze Mäntel gekleidete Gestalten laufen rasch bergauf, der Atem steht wie weiße Wolken vor den Mündern. Zu beiden Seiten des Weges liegt der Schnee mehr als mannshoch.
    Die Schneefläche vor dem Turm ist von flachen Spuren durchzogen, offenbar die Spuren von Skiern, die in alle Richtungen zielen. Ein paar führen im Bogen zur kurzen Zufahrt vor dem Turm zurück. Ein zweiter in den Schnee getrampelter Weg führt zum Höhenzug, der den Turm vom Wald darunter abschirmt. Zwei Pferde schleppen einen Baumstamm den Hügel hinauf. Neben ihnen geht eine Gestalt mit einem Rucksack.
    »Es sieht normal aus«, bemerkt Sillek.
    »Habt Ihr genug gesehen, Ser?«, fragt Terek.
    »Ich glaube schon.«
    Der Magier entspannt sich, der Nebel verschwindet und das Glas ist leer. »Es ist viel zu normal, Ser. Der Schnee liegt mehr als mannshoch und selbst dort, wo er festgetreten ist, dürfte er immer noch mehr als drei Ellen hoch liegen. Die Luft ist so kalt, dass der Atem wie Schnee ausfällt und sie laufen trotzdem dort hinüber zu den Ställen in der Schlucht, um nach ihren Pferden zu sehen. Könnten Eure Bewaffneten so etwas tun?«
    »Nicht sehr lange.« Sillek wendet sich an den Magier. »Was meint Ihr dazu?«
    »Sie sind böse Engel, Ser. Sie müssen vernichtet werden, denn sonst werden sie uns vernichten. Niemand kann auf dem Dach der Welt wandeln, ohne zu Eis zu erstarren.«
    Sillek nickt, auch wenn er ihm nicht vorbehaltlos zustimmen kann. »Danke, Ser Magier. Wenn Ihr etwas Neues herausfindet, lasst es mich bitte wissen.«
    »Dann werdet Ihr sie vernichten, Ser?«
    »Ser Terek, wie Ihr selbst gesagt habt, können wir nichts tun, solange der Schnee nicht geschmolzen ist und auf dem Dach der Welt Temperaturen herrschen, die für normale Menschen unerträglich sind.«
    »Ja, Fürst Sillek.«
    »Und wenn es so weit ist, werden wir sehen, was wir tun können.« Sillek nickt noch einmal und verlässt die warme Stube des Magiers. Mit unbewegtem Gesicht geht er den langen Flur hinunter und steigt am Ende eine Treppe hinauf.
    Der Wächter hält ihm die Tür zu seinen eigenen Gemächern auf und schließt sie hinter ihm wieder. Sillek geht leise am Wohnzimmer vorbei zum Schlafzimmer, wo Zeldyan auf einem Stuhl sitzt und eine kleine Decke strickt.
    Sie legt die Arbeit zur Seite und steht lächelnd auf. »Du wirkst so düster, Sillek.«
    Der Herr von Lornth umarmt seine Gemahlin und spürt die beginnende sanfte Rundung ihres Bauches. »Wie geht es dir?«
    »Gut. Ich kann spüren, wie er tritt.« Zeldyan lächelt, als sie sich wieder voneinander lösen.
    »Wie das? Du bist doch noch nicht sehr weit.«
    »Ich spüre es. Es ist sanft, aber er tritt.«
    »Warum sagst du eigentlich immer ›er‹?«
    »Weil es ein ›er‹ ist. Sein Name soll …«
    »Still. Es bringt Unglück, einem Kind einen Namen zu geben, bevor es geboren ist.«
    »Wie du meinst.« Zeldyan grinst. »Warum bist du so schlechter Dinge?«
    »Ich habe Terek gebeten, das Dach der Welt auszuspähen. Meine Mutter kommt immer wieder auf dieses Thema zu sprechen. Und jetzt drängt mich auch Terek, das Dach der Welt anzugreifen. Niemand außer bösen Engeln könnte diese Kälte überleben.« Sillek zuckt mit den Achseln. »Dort oben hat auch noch niemand einen großen Turm aus Stein gebaut und Öfen hinein gesetzt, aber er meint, die Frauen müssten vernichtet werden, sie wären böse und dürften nicht leben.«
    »Sind sie das?«
    »Was meinst du?«, gibt er die Frage zurück. Unruhig sieht er sich zur geschlossenen Tür um.
    »Wahrscheinlich sind sie nicht schlimmer als alle anderen auch. Sie sind von irgendwo gekommen und wissen nicht wohin.« Zeldyan lächelt einen Augenblick versonnen, ehe sie weiterspricht. »Wie alle, die keinen Ort mehr haben, an den sie gehen können, werden sie mit dem Mut der Verzweiflung kämpfen, um das zu halten, was sie jetzt haben. Deshalb sind sie sehr gefährlich.«
    »Gefährlich sind sie jetzt schon«, erklärt er, indem er aus dem Fenster schaut und die leichte Schneedecke betrachtet, die schon zu schmelzen beginnt, obwohl die Wintersonne noch von Wolken verdeckt ist.
    »Du hast dich bereits festgelegt, einen Feldzug gegen Rulyarth zu

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