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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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einfach so weiter.«
    In diesem Augenblick setzte Nylan den rechten Skistock zu weit nach vorn, verlor das Gleichgewicht, ruderte heftig mit den Armen und kippte um, dass er fast mit dem ganzen Körper im Pulverschnee versank. Eine Hand prallte gegen etwas Hartes.
    Er lag im Schnee, die Füße von den Skiern eingeklemmt, und atmete kalte Luft und Eiskristalle ein, die sich in seinem Halstuch gebildet hatten.
    »Richte die Skier gerade aus.«
    »Wie denn?«, murmelte er durch den Schnee.
    Endlich gelang es ihm, sich zur Seite zu drehen, da die Skier sich einfach nicht bewegen lassen wollten. Danach konnte er die Beine ein wenig auseinander drücken und sich zusammenrollen, bis er so dicht wie möglich über den Skiern lag. Diese Position erlaubte es ihm, sich in eine halb gebückte, halb kniende Position zu drehen. Von dort aus richtete er sich wieder auf und konnte das Gesicht aus dem Schnee heben, der ihm fast bis zur Brust reichte.
    Die Skier fühlten sich an, als wären sie beschädigt worden, aber als er sie nacheinander hob und sich langsam aus dem Schnee befreite, indem er ihn festtrat, konnte er sicher auf ihnen stehen. Nicht lange, und er stand nur noch bis zu den Knien in feinem Pulverschnee, der ihm rasch die Wärme aus den Gliedmaßen zu ziehen schien.
    »Siehst du, man kann sich sogar selbst wieder befreien«, lobte Saryn ihn.
    »Dieses Mal hat es geklappt«, schnaubte Nylan. Er klopfte den Schnee ab, der überall außer an der Lederhose haften geblieben und in jede Spalte und Falte der Kleidung eingedrungen war.
    Noch vorsichtiger als zuvor setzte er sich hinter Ayrlyn, blieb aber gleich wieder stehen, als zwei Gestalten oberhalb des Turmes über den Hügel geglitten kamen.
    Istril und Ryba fuhren langsam herunter. Sie hatten ein Seil an ein Bündel gebunden und schleppten es hinter sich her. Als sie sich näherten, jeweils eine anmutig geschwungene Spur im Schnee hinterlassend, konnte Nylan erkennen, dass es sich bei dem Bündel um einen Hirsch mit hellem Winterfell handelte.
    Er staunte über ihre Eleganz und bezweifelte, dass er jemals so gut werden würde. Wenn er spürte, wie der Schnee am Körper schmolz und seinen Hals, die Beine und den Rücken hinunter lief, hatte er im Grunde auch keine große Lust dazu. Er winkte den beiden zu.
    »Da ist der Ingenieur.« Istril erwiderte das Winken.
    Als er in Ayrlyns Spur weiterlief und sich dem Weg näherte, den die Pferde sonst nahmen, begann Nylan wieder arg zu schwanken. Ihm war mehr als deutlich bewusst, dass die Lederbindungen keinen guten Halt boten. Er stach die Stöcke in den Schnee, um sich abzufangen und schwankend stehen zu bleiben.
    »Achte aufs Gleichgewicht«, riet Saryn ihm, die dicht neben ihm eine eigene Spur zog. Der Pulverschnee reichte ihr fast bis zu den Knien.
    »Reden ist leicht, es zu machen ist eine andere Sache.«
    Istril und Ryba zogen den toten Hirsch zum Turm, lösten die Skier und schleppten ihre Beute und die Skier nach drinnen, noch bevor Nylan die paar hundert Ellen zum Turm überwunden hatte.
    »Das reicht für heute«, erklärte er. Vielleicht sogar für immer, setzte er in Gedanken hinzu, während er Skier und Skistöcke einsammelte und über die Zufahrt zum Turm schlurfte. Im Lager neben dem Heizofen hinterließ er eine Lache aus Schneematsch und Wasser und zog eine feuchte Spur, als er die Treppe hinauf zum großen Saal ging, um zu Mittag zu essen.
    Nylan sackte vor dem Herd auf die Bank. Seine Hosen waren nass, die Wangen waren gerötet und heiß, als wären sie entzündet, die Ohren taten weh, während langsam das Leben in sie zurückkehrte. Dabei waren sie gar nicht lange draußen in der Kälte gewesen – nur, dass es so schien, als wäre es auf dem Dach der Welt sogar noch kälter als im sybranischen Winter und der war wirklich schon sehr kalt.
    Im Herd brannte kein Feuer, aber der große Saal war gegenüber der Eiswüste draußen vergleichsweise warm und der Rinden-und-Wurzel-Tee half ihm. Er schenkte sich einen zweiten Becher ein.
    »Du hast aber schnell ausgetrunken«, bemerkte Ryba.
    »Du hättest es nicht anders gemacht, wenn du in eine Schneewehe gesaust wärst und dich festgefahren hättest.«
    »Das Problem hättest du nicht gehabt«, belehrte sie ihn, »wenn du früher angefangen hättest, Ski laufen zu lernen.«
    Nylan trank noch einen Schluck heißen Tee. Ayrlyn hatte ihm schon vor längerer Zeit genau das Gleiche gesagt und wahrscheinlich hatte er es verdient, dass man ihn mit der Nase darauf stieß.

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