Sturz Der Engel
Anhöhe, aber er hat Pretar dabei. Pretar ist ein Jäger und Fährtenleser. Sie werden bald hier sein. Wir konnten nicht so schnell reiten wie sie.« Wieder sah sie ängstlich nach Osten.
»Diese Flüchtlinge stören uns dauernd bei der Arbeit«, meinte Fierral trocken.
»Wir haben aber eine gute Köchin, eine gute Kaninchenjägerin und eine Schwertkämpferin bekommen.«
»Wie die Dinge hier stehen, werden wir noch viel mehr brauchen.«
»Warum hast du Linspros verlassen?«, fragte Nylan.
»Surba … so etwas sieht nur eine Frau, nur eine Mutter.« Sie senkte den Blick.
»Sexueller Missbrauch?«, fragte Nylan die rothaarige Anführerin der Wächterinnen.
»Wahrscheinlich, aber wer kann das sagen? Auf diesem verdammten Planeten scheinen Missbrauch und Misshandlung an der Tagesordnung zu sein. Vielleicht kann das Mädchen etwas sagen.«
Nylan sträubte sich innerlich dagegen, aber laut erwiderte er: »Repräsentativ ist das nicht. Wir bekommen ja nur die zu sehen, die misshandelt worden sind. Die Glücklichen oder die Frauen aus den Gebieten, in denen sie über eine gewisse Macht verfügen, kommen ja nicht zu uns.«
Fierral öffnete den Mund, dann hielt sie inne und dachte nach. »Vielleicht hast du Recht.«
»Möglicherweise bietet diese Gesellschaft denen, die sich nicht anpassen können, keinen Platz, aber das heißt nicht, dass alle Frauen unterdrückt oder benachteiligt sind.«
»Nein«, sagte Fierral. »Nur diejenigen, die gerecht behandelt werden wollen.«
»Mag sein«, erklärte Nylan. »Vielleicht aber auch nicht. Wissen wir genug?«
Sie sahen Nistayna an, die wiederum den Blick auf den Boden heftete und die Wasserflasche festhielt, um sie gleich darauf noch einmal ihrer Tochter anzubieten. Das Kind trank und sah Nylan unverwandt an.
Eine Weile warteten sie. Nylan war nicht sicher, wie lange. Dann runzelte er die Stirn. Hatte er Hufe gehört? Ryba?
»Macht euch bereit«, rief Fierral.
Berlis spannte auf der anderen Straßenseite ihren Bogen. Weindre machte sich ebenfalls bereit, einen Pfeil einzulegen und abzuschießen.
Hinter Fierral tauchte Llyselle auf, ebenfalls mit einem Kompositbogen bewaffnet und begleitet von Kyseen, der ehemaligen Köchin, die Nylan schüchtern anlächelte.
Dann kam Ryba den Weg herunter geritten und die Wächterinnen ließen die Bogen sinken.
»Entspannt euch nicht zu sehr«, warnte die Marschallin, die von Hryessa begleitet wurde. »Die Männer, die im Anmarsch sind, kommen geradewegs hier herauf.«
»Wollen sie denn zum Turm?«, fragte Nylan.
»Das wollen sie vielleicht, aber so weit werden sie nicht kommen. Alle anderen außer Ellysia und Blynnal warten oben auf der Hügelkuppe. Gerlich ist natürlich nicht da, er ist auf der Jagd.«
Ryba inspizierte das Gelände. »Wenn wir kämpfen müssen, dann nehmt zuerst die Bogen. Ich will nicht, dass unsere Leute verletzt werden, wenn wir es vermeiden können.« Sie lenkte ihren großen Braunen zum Baumstumpf, von dem sich Nistayna inzwischen erhoben hatte.
»Seid Ihr der Engel?«
»Ich bin Ryba, die Marschallin von Westwind.«
Nistayna neigte den Kopf. »Bitte … bitte rettet uns … nehmt uns auf. Lasst mich nicht zurückgehen. Wenn Ihr es sagt, dann will ich gehen, aber bitte nehmt Niera. Sie darf nicht …«
Nylan presste die Lippen zusammen. Er konnte Surba nicht leiden, dabei war der Mann noch nicht einmal selbst erschienen.
Ryba wandte sich an Nylan.
»Kein Chaos. Scheint ehrlich zu sein.«
»Solange du dich an unsere Regeln hältst, kannst du bleiben.« Ryba überlegte und fügte hinzu: »Westwind ist kein Ort, an dem es sich leicht leben lässt, und wir haben mächtige Feinde …« Sie unterbrach sich, als sie Hufschläge hörte.
Zwei Reiter kamen den Hang herunter. Auf dem führenden Pferd, einem schwarzen Hengst, saß ein stämmiger Mann, der ein grünes Hemd, einen Umhang und braune Lederhosen trug. Hinter ihm ritt ein blonder Mann mit schmalem Gesicht, der sich einen großen Bogen über den Rücken gehängt hatte.
Der Dünne wollte nach dem Bogen greifen.
»Ich würde das lassen, wenn du überleben willst«, sagte Ryba. Ihre Stimme trug weit in der Stille, die plötzlich eingetreten war.
Der stämmige Mann zügelte den schwarzen Hengst, vor dessen Maul ein wenig Schaum stand. Das Pferd tänzelte nervös, als der Reiter es hart anfasste.
»Nistayna ist mein Weib, das mir keine Frau aus den Bergen wegnehmen wird. Wenn ihr sie behaltet, werde ich dafür sorgen, das sämtliche Männer aus
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