Sturz Der Engel
Bogen gefährliches Wild zu erlegen.« Sie blickte kurz zu einem Gestell, auf dem eine Marineinfanteristin das Fell eines Raubtiers aufgespannt hatte, das einem Berglöwen nicht unähnlich war. Die Soldatin stand neben dem Gestell und schlug etwas in einem kleinen Handbuch nach. »Kein Mensch hier weiß, was man mit so einem Fell anfangen könnte. Was weißt du über Pfeil und Bogen?«
»Nicht viel. Ich benutze sie einfach. Hergestellt werden sie von anderen.«
»Jeder hier muss auf irgendeine Weise produktiv sein.«
Gerlich lächelte nur gelangweilt und zuckte mit den Achseln.
Wie durch Zauberei zielte auf einmal eine Schwertspitze auf die Kehle des braunhaarigen Mannes, der Rybas Blick erwiderte. Die Kapitänin war fast so groß wie der kräftige Waffenoffizier und in den Schultern beinahe so breit wie dieser.
Gerlich schluckte.
»Falls du es vergessen hast, ich bin nicht nur die Kapitänin, sondern auch härter als du – und das gilt auch für die meisten anderen Marineinfanteristinnen, falls du auf dumme Gedanken kommen solltest.« Rybas Klinge verschwand wieder in der Scheide. »So … würdest du dir jetzt bitte überlegen, ob du etwas Nützliches herstellen kannst?«
»Du hast mir deutlich zu verstehen gegeben, dass mir kaum etwas anderes übrig bleibt.«
»Keinem von uns bleibt etwas anderes übrig, wenn wir überleben wollen. Ich will dafür sorgen, dass es uns allen gelingt.«
Ein Lichtblitz, von einem Spiegel reflektiertes Sonnenlicht, erhellte Rybas Gesicht. Sie kniff die Augen zusammen und drehte sich zur Marineinfanteristin um, die oben in den Felsen als Wachtposten Ausschau hielt. Dann rief sie: »Alles bereitmachen für die Besucher!«
»Bereit, Kapitänin«, antwortete Fierral. Sie richtete sich auf.
Nördlich des Ackers, neben dem felsigeren Gelände, wo Nylans Stangen den Grundriss eines Turms markierten, der womöglich nie gebaut werden würde, hockte Saryn im Schatten eines Felsblocks und schälte mit einem der drei kostbaren Messer einen Kiefernast ab, aus dem eine Schaufel entstehen sollte. Auf Rybas Kommando zog sie ihre Pistole und legte sie neben sich auf den flachen Stein. Sie hörte mit Schälen und Schnitzen auf, behielt aber das Messer in der Hand.
Hinter ihr, immer noch teilweise von den Felsblöcken verdeckt, stellte Nylan die Energiezufuhr des Lasergeschützes ein weiteres Mal nach. Er richtete sich auf und runzelte die Stirn, als er Rybas Befehl hörte und zugleich die Gegenwart der Reiter hinter dem Höhenzug spürte.
Oder hatte er es sich nur eingebildet?
Ryba kam ein Stück bergauf, bis sie nur noch ein Dutzend Schritte von Saryn und Nylan entfernt war. »Wir bekommen Besuch.«
»Wundervoll …«, murmelte Nylan. »Wir sind kaum einen Achttag auf dem Planeten und schon beschließt jemand, uns zu bekämpfen. Menschen sind doch wirklich äußerst friedliebende Wesen.«
»Wir sind Engel«, zischte die dunkelhaarige Saryn.
»Ich sehe da keinen Unterschied«, gab der Ingenieur zurück.
»Das Oberkommando würde dir dafür den Kopf abschlagen«, erklärte die Zweite Pilotin.
»Wir werden das Oberkommando nicht wiedersehen.«
Saryn schauderte.
»Haltet die Pistolen bereit«, befahl Ryba. »Zielt auf den Körper.«
Der Boden zitterte leicht, als die Reiter über die Hügelkuppe sprengten. Die Vorhut bildeten zwei junge Männer, die purpurne Banner trugen, dahinter folgte der Anführer, der mit einem purpurnen Mantel bekleidet war. Der Mantel war geöffnet und darunter waren ein eiserner Harnisch und ein großes Zweihandschwert in einem Wehrgehenk zu sehen.
Ryba tastete nach der Pistole am Gürtel.
»Damit wirst du nicht viel Eindruck machen«, erklärte Nylan. »Sie halten Pistolen höchstens für eine Art Magie. Ich nehme an, sie erkennen nur Klinge und Bogen als echte Waffen an.«
»Es ist mir egal, wie sie es nennen. Wir müssen sie jedenfalls aufhalten.«
»Kann es denn schaden, mit ihnen zu reden?«, widersprach Nylan. »Sie sehen uns ähnlich, sie sind Menschen wie wir.«
»Das sind sie wohl und wenn sie wirklich Menschen sind, dann sind sie gekommen, um zu kämpfen.« Ryba blickte kurz zum Höhenzug, wo die Anführerin der Marineinfanteristinnen stand. Die Scharfschützen lagen schon in den Verstecken. »Fierral hat ihre Kämpferinnen vorbereitet, die Gegner niederzuschießen, sobald ich den Befehl gebe.«
»Alle?«
»Wenn nötig, ja.« Rybas Gesicht war hart. »Die Menschen hassen alles, was sie nicht kennen. Wenn die dort feindselig sind, dann wäre
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