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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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und nach einer Weile auf die Gebirgsstraße mündete.
    »Nicht ganz. Nun hör schon auf, den verbitterten Trottel zu spielen. Du weißt genau, dass es anders aussieht. Die Technik ermöglicht in den meisten Fällen die Produktion von Überschüssen. Dies erlaubt es den Gierigen und Mächtigen, Waren und Macht zu erwerben, ohne einen großen Teil der Bevölkerung dem Hungertod auszuliefern. In manchen Gesellschaften funktioniert es jedenfalls so. Manchmal führt das dazu, dass die technologisch hoch entwickelte Gesellschaft mit den eigenen Unterprivilegierten nachsichtig umgeht, während eine andere Gesellschaft bis aufs Blut ausgepresst wird. Die Technik macht die Menschen nicht besser. Aber manchmal mildert sie ihre Grausamkeit.«
    »Du bist sogar noch zynischer als ich.«
    »Du bist überhaupt nicht zynisch, Nylan«, sagte Ayrlyn sanft, während sie neben ihm ritt. »Du bist wütend. Du bist enttäuscht, weil du dachtest, hier wäre es anders, aber es ist nicht anders. Auch hier regiert die Macht und wenn du die Kontrolle über ein eigenes Leben haben willst, dann musst du Macht haben. Das gilt besonders in einer technologisch niedrig entwickelten Welt. Ryba hat das von Anfang an begriffen.«
    »Und ob, das hat sie.« Nylan betrachtete die vor ihnen liegende Straße, die bis nach Westwind bergauf verlief. »Das hat sie.«
    »Was willst du jetzt tun?«, fragte die Heilerin.
    »Ich weiß es nicht. Alle anderen scheinen gute Antworten zu haben.« Er ruckte an den Zügeln. »Relyn verwandelt das, was ich denke, in eine ausgemachte Religion, Ryba hat die Macht in ein Glaubenssystem verwandelt, Fierral akzeptiert Ryba als Marschallin und Göttin. Ich selbst – ich will eigentlich nur einen Ort bauen, an dem wir sicher leben können, aber ich stelle immer wieder fest, dass ich immer mehr bauen und immer mehr Waffen erfinden muss, damit immer mehr Menschen getötet werden können. Und das, obwohl wir uns am entlegensten Ort dieses Kontinents aufhalten.«
    »Du bist wütend.« Ayrlyns Stimme klang weich. »Du bist wütend, weil dir das, was du siehst, offensichtlich erscheint und weil es sonst niemand verstehen kann. Die Leute wollen das haben, was du bauen kannst, aber sie sträuben sich und sind kaum noch bereit, dir zu helfen.«
    »Und deshalb wirke ich immer unvernünftiger und immer besessener und werde zur Witzfigur, weil die Leute nicht verstehen, was es bedeutet, eine Infrastruktur aufzubauen.« Nylan schnaubte. »Ryba sagt, so sei es eben und ich müsse das akzeptieren. Ich bin wütend, weil … ach, verdammt, ich weiß es nicht. Es müsste doch einen Weg geben, es zu ändern, aber ich kann ihn nicht finden.«
    »Du bist ein Baumeister, Nylan, ein Macher. Du willst die Welt verbessern. Alle anderen wollen die Kontrolle haben, aber nicht wirklich etwas verändern.« Ayrlyn hielt inne. »Abgesehen von Relyn, aber der gründet nicht nur eine neue Religion, sondern er macht dich auch gleich zu ihrem Propheten.«
    »Mich?«
    »Wen denn sonst? Propheten müssen Männer sein.« Sie zuckte mit den Achseln. »Diese Welt könnte eine neue Religion brauchen, aber neue Religionen entwickeln sich nicht immer so, wie es den Worten des Propheten entspricht.«
    Nylan schüttelte den Kopf. So verrückt konnte Relyn doch nicht sein. Oder doch? Der Ingenieur spielte nervös am Rand des Sattels herum und schluckte.

 
CXVII
     
    S illek verdrückt einen Honigkuchen und bemüht sich, nicht zu viele Krümel auf dem kleinen Tisch zu verstreuen. Aus der Wiege, die in einer Ecke des Raumes steht, dringt gelegentlich ein Schniefen oder Schnarchen.
    »Ich kann es nicht glauben. Ich bin da und er schläft tatsächlich. Er ist wirklich eingeschlafen.«
    »Er schläft eben viel«, meint Zeldyan.
    »Aber nicht immer. Nicht wenn ich da bin.« Er sieht seine Gemahlin schräg an.
    »Später«, sagt sie, indem sie sanft seine Hand nimmt. »Du bist noch sehr aufgebracht.«
    »Ich und aufgebracht? Der gelassene und abgebrühte Herr von Lornth – wie könnte ich aufgebracht sein? Lornth erlebt eine Blüte und ist sicher wie seit Jahrhunderten nicht mehr. Aber sind die Leute glücklich? Natürlich nicht. Die Grundbesitzer wollen mich absetzen, wenn ich kein Heer zum Dach der Welt führe und einen Turm, zwei Dutzend Frauen und einen Schwarzen Magier vernichte, dessen einziges Verbrechen darin zu bestehen scheint, dass er gute Türme baut und ausgezeichnete Waffen zur Selbstverteidigung herstellt. Nein, sie würden mich nicht einfach nur absetzen, sie

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