Sturz Der Engel
wussten wir schon. Sonst noch etwas?«
»Der Schwarze Magier ist ein Schmied, der sogar ohne seine Feuer vom Himmel die teuflischen Klingen schmieden kann, die unsere Rüstungen und Kettenhemden durchschlagen können. Er und seine Helferin schmieden außerdem Pfeilspitzen.«
»Sie schmieden die Pfeilspitzen? Das ist seltsam.«
Terek zuckt mit den Achseln. »Es geht langsam, aber mit den Pfeilspitzen ist es wie mit den Schwertern. Sie sind viel stärker und können Rüstungen durchschlagen, wenn man sie von Hand herstellt.«
»Könnt Ihr mir sagen, wie viele Engel es sind?«
»Auf dem Dach der Welt sind mehr als vierzig, vielleicht beinahe schon sechzig Frauen. Von den Engeln, die am Anfang gekommen sind, leben noch etwa ein Dutzend und ein einziger Mann.«
Sillek nickt. »Dann sollten wir weniger Schwierigkeiten haben als mein Vater.«
»Da wäre ich nicht so sicher«, widerspricht Terek. »Diejenigen, die noch dort sind, scheinen sehr gute Kämpferinnen zu sein, und sie verbringen viel Zeit damit, die Neuankömmlinge auszubilden. Ich bin kein Bewaffneter, aber es scheint mir, als wären sie sehr gut darin, unsere Frauen zu unterweisen – oder die Frauen, die unsere Frauen waren, bevor sie aus Lornth geflohen sind. Einige der Frauen, die zu den Engeln geflohen sind, haben etliche von Hissls Bewaffneten getötet.«
Sillek schürzt die Lippen. »Das bedeutet, dass sie umso stärker werden, je länger wir warten?«
»Das könnt Ihr besser beurteilen als ich, Ser.« Terek zuckt mit den Achseln. »Ich kann nur sagen, dass der Magier immer stärker wird. Er baut schon wieder etwas Neues, ich glaube eine Mühle oder so etwas. Die Schmiede ist fast fertig und sie scheinen neues Vieh bekommen zu haben.«
»Bei den Dämonen!« Sillek starrt das leere Glas an, dann wendet er sich wieder an Terek und sprich etwas leiser weiter. »Ich bin nicht auf Euch wütend, Terek.«
»Ich verstehe, Ser. Die Lage ist nicht … nicht sehr erfreulich.«
»Nein, das ist sie sicher nicht.« Terek nickt zum Abschied. »Danke.«
Nachdem er das Turmzimmer verlassen hat, rückt Sillek den schweren grünen Umhang zurecht, den er nur bei feierlichen Anlässen trägt, und geht zum Großen Saal.
Am Seiteneingang wird er schon von Genglois erwartet. »Habt Ihr einen Augenblick Zeit, Ser?«
»Das lässt sich machen. Wissen wir schon, was dieser Bote von Karthanos will?«
Genglois zuckt mit den Achseln. Als er die Schultern fallen lässt, wackelt sein Doppelkinn.
»Das ist nicht gut. Es ist entweder eine versteckte Drohung oder Bestechung. Oder beides, was sogar noch schlimmer ausgehen könnte.« Der Herr von Lornth bleibt einen Augenblick nachdenklich stehen, dann öffnet er die Tür und betritt den Saal. Er geht zum Podest und setzt sich auf das grüne Polster des dunklen Lehnstuhls, der beinahe so alt ist wie Lornth. Er winkt.
Ein Trompetensignal ertönt und die gegenüberliegende Tür wird geöffnet.
»Ser Viendros aus Gallos, Gesandter des Fürsten Karthanos, Lehnsherr von Gallos und Schützer der Ebenen.« Der junge Bewaffnete ist verunsichert, seine Stimme überschlägt sich beinahe.
Gefolgt von zwei kräftigen, aber nicht bewaffneten Soldaten, die eine kleine, offensichtlich schwere Kiste tragen, kommt Viendros in den Saal marschiert. Sillek steht auf und wartet, bis der dunkelhäutige Gesandte das Podium erreicht.
Viendros verneigt sich tief, nicht oberflächlich genug, um beleidigend zu sein, und nicht tief genug, um den so Gegrüßten zu verhöhnen, und richtet sich wieder auf.
»Gnädiger Herr.«
»Seid willkommen, Ser Viendros. Willkommen.« Sillek deutet auf den freien Stuhl neben sich. Gleichzeitig dreht der Bewaffnete, der hinter seinem Lehnstuhl postiert ist, das schwere Sitzmöbel höflich herum. »Bitte setzt Euch doch. Ihr habt eine lange Reise hinter Euch.«
Viendros nickt noch einmal. »Vielen Dank, Fürst Sillek.« Ohne weitere Umstände setzt er sich, auch Sillek lässt sich nieder.
»Was führt Euch nach Lornth?«
»Mein Herr Karthanos möchte Euch erklären, dass Ihr die Ereignisse dieses Frühsommers nicht missverstehen sollt. Ich wurde geschickt, um Euch seine aufrichtigste Entschuldigung und sein Bedauern zu übermitteln und Euch als Zeichen seiner Reue ein Geschenk mitzubringen.«
Sillek zwingt sich, höflich dreinzuschauen und mit gleichmütiger Stimme zu antworten. »Missverständnisse kommen manchmal vor und wir sind mehr als bereit, sie auszuräumen.«
Viendros sieht sich im Großen Saal um,
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