Sturz Der Engel
nahmen Narliat in die Mitte und gingen den Hügel zum Hirten hinunter, der die Stange mit der weißen Fahne am Karren festgeklemmt hatte. Hinter dem Karren standen fünf Mutterschafe mit Lämmern.
Nylan und Ryba sahen von den Felsen oben auf dem Hügel aus zu, wie die drei sich dem Hirten näherten. Sie redeten eine Weile, wobei meist Narliat die Verhandlungen führte. Schließlich deutete Berlis den Hügel hinauf und winkte, doch Nylan und Ryba konnten nicht verstehen, was sie sagte.
»Glaubst du, das geht in Ordnung?«, fragte die Kapitänin.
»Ich weiß es nicht, aber anscheinend wird man da unten nur zu einem Abschluss kommen, wenn einer von uns hinuntergeht. Berlis will uns anscheinend sagen, dass der Händler nur mit jemandem verhandeln will, der etwas zu sagen hat.«
»Das gefällt mir nicht«, murmelte Ryba.
»Also gut, dann laufe nicht, sondern reite hinunter. Auf diese Weise bist du beweglicher. Und lass Istril und ein paar andere sich darauf vorbereiten, im Notfall wie die alte sybranische Kavallerie einzugreifen.«
»Sehr witzig.«
»Wir brauchen die Schafe und auch die Hühner, das weißt du so gut wie ich. Und der Hirte weiß es auch. Er riskiert, das du sie ihm einfach wegnimmst. Du riskierst, dass es eine Falle ist.«
»Ich wünschte, ich könnte klarer sehen …«
Berlis winkte wieder.
»Kannst du es nicht?«
»Es kommt und geht und nicht alles … nicht alles davon ist verständlich. Manches ist dagegen sehr klar.« Ryba sprang in den Sattel. »Fierral! Istril! Haltet euch bereit. Llyselle, du reitest mit mir – rechts neben mir.«
Nylan bemerkte, dass auf der rechten Seite unten am Hügel einige Bäume standen, aber bevor er etwas sagen konnte, ritten die beiden schon langsam den Hügel hinunter. Er beobachtete die Szene, aber nichts geschah. Der Hirte beobachtete die beiden Reiterinnen, die sich ihm näherten, und auch Berlis und Rienadre standen nur da und schauten.
Auf einmal stieg Llyselles Pferd hoch und warf die Reiterin mit den silbernen Haaren ab. Ryba drückte sich flach auf den Sattel, lenkte ihren Braunen in Richtung der Bäume und ging zum Gegenangriff über.
»Los jetzt!« Fierral und die anderen galoppierten den Hügel hinunter.
Mit dem Gefühl, dass er im Begriff war, einen großen Fehler zu machen, folgte Nylan ihnen zu Fuß. Er war schon halb den Hügel hinunter und schlitterte mit seinen abgetragenen Stiefeln den Felshang hinab, als ihm bewusst wurde, dass er allein war.
Vor ihm griffen die berittenen Marineinfanteristinnen die Feinde an, die sich zwischen den Bäumen verbargen. Nylan hörte Schüsse und sah die Sonne auf Rybas Klinge blitzen. Er ging weiter, aber als er endlich den Karren des Hirten erreicht hatte, war alles vorbei.
Llyselle humpelte zum Karren und sah an Nylan vorbei den Hügel hinauf. Der Ingenieur drehte sich um. Ayrlyn kam eilig den Hügel heruntergeritten. Sie hatte zwei große Plastiksäcke mit grünen Kreuzen dabei – medizinische Hilfsmittel oder Verbandsmaterial. Nylan wünschte, er wäre klug genug gewesen, an ein Pferd oder wenigstens an Material für die erste Hilfe zu denken. Aber er war einfach losgerannt und hätte sich beinahe noch selbst in Schwierigkeiten gebracht, ganz zu schweigen davon, dass er den anderen nicht geholfen hatte.
Er schürzte die Lippen, als Ayrlyn an ihm vorbeiritt. Als ob sie nicht schon genug Schwierigkeiten hätten. Llyselle hielt sich den rechten Arm, als wäre er gebrochen oder ernstlich verletzt, Narliat und der Hirte hatten sich unter dem Karren verkrochen. Fierral und Istril waren in den Wald geritten.
Nylan ging weiter und sah sich aufmerksam nach allen Seiten um. Als er sich dem Karren und damit auch dem Waldrand auf der rechten Seite näherte, bemerkte er zwischen den Bäumen mehrere Tote. Auf dem offenen Gelände davor lag eine Marineinfanteristin, um die sich zwei Kameradinnen kümmerten. Es war Stentana, die einen Pfeil ins rechte Auge bekommen hatte. Einen Pfeil, bei der Dunkelheit.
Nylan zählte acht tote Räuber und wäre, als seine Augen die Umgebung erforschten, beinahe über die Schwertscheide gestolpert. Er fing sich ab und drehte sich um, als er hinter sich Hufschläge hörte. Vorsichtshalber griff er nach der Klinge, aber es waren nur Istril und Fierral, die zwei weitere Pferde führten, auf denen jeweils ein Körper festgebunden war.
Nylan drehte sich zum Karren um. Ayrlyn behandelte eine Wunde in Berlis’ Schenkel, die vermutlich von einem Pfeil stammte. Llyselle stand wartend
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