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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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neben Berlis.
    »Nehmt den Toten alle Wertsachen ab und errichtet da unten bei den Felsen ein Grabmal«, befahl Ryba. »Es nützt ja nichts, sie den Berg hoch zu schleppen. Nehmt ihnen auch die Kleidung weg. Wir brauchen dringend Lumpen. Aber die Sachen müssen gründlich gewaschen werden.«
    Da er hier kaum von Nutzen war, stolperte Nylan weiter zum Wald, packte einen Toten an den Stiefeln und schleifte ihn nicht zu den Felsen, auf die Ryba gedeutet hatte, sondern zu einer anderen Stelle, wo reichlich kleine Steine herumlagen. Verdammt sollte er sein, wenn er sich die Beerdigung schwerer machte als unbedingt nötig. Nicht für Männer, die gestorben waren, weil ihr Hinterhalt gescheitert war.
    Es kostete Nylan einige Überwindung, den Toten auszuziehen. Trotz des zottigen Bartes und der Narbe auf der Wange war es kaum mehr als ein Junge. In der Börse des Banditen waren gerade einmal zwei Silberstücke und ein abgegriffenes Kupferstück. Die Silberstücke glänzten wie neu. Der Mann hatte einen Köcher bei sich, doch den Bogen hatte er wohl irgendwo verloren. Ein Schwert besaß er nicht, nur ein schartiges Messer. An Kleidung trug er einen verschlissenen und löchrigen halblangen Mantel, der einst braun gewesen sein musste, dazu Hosen von der gleichen Farbe, wenngleich in einem anderen Ton, und zwei nicht zusammen passende Stiefel mit Löchern in den Sohlen. Unterwäsche und Schmuck hatte er nicht.
    Nach einem Blick auf die fadenscheinige Kleidung und den Mantel stimmte Nylan mit Rybas Einschätzung überein, dass die Sachen als Lumpen Verwendung finden sollten. Er fragte sich, wie viel Ungeziefer in ihnen ein Heim gefunden hatte. Zugleich tat ihm der Tote auch Leid. Er hatte sicher kein leichtes Leben gehabt.
    »Schon wieder ein Angriff?« Gerlich kam von Westen über einen Weg geritten, der vom Höhenzug aus nach Norden abbog, um schließlich zu Nylans Ziegelmanufaktur zu führen. Er hatte drei große und schon ausgeweidete Tiere mit braunem Fell, anscheinend Nagetiere, quer über dem Sattel liegen.
    »Dieses Mal ist es etwas anders verlaufen«, erklärte Nylan, als Siret eine weitere Leiche herbeischleppte und neben diejenige fallen ließ, die Nylan schon ausgeplündert hatte. »Sie haben den Hirten hier als Köder für einen Hinterhalt benutzt.«
    »Werft die Kleidung dort auf einen Haufen«, befahl Fierral, die noch im Sattel saß.
    »Was ist mit den Münzen und den anderen Sachen?«, wollte Siret wissen.
    »Ein Messer kannst du behalten, falls du noch keines am Gürtel trägst«, antwortete Ryba. »Wenn du schon eins hast, dann gib es jemandem, der noch keines besitzt. Die Kupfermünzen kannst du ebenfalls behalten. Oder schenke sie jemandem, wenn du möchtest. Die Silber- und Goldstücke bekommt die Kommunikationsoffizierin – also Ayrlyn. Wir brauchen das Geld, um vom nächsten ehrlichen Händler Lebensmittel und Vorräte zu kaufen.«
    »Ihr habt ja anscheinend alles im Griff«, meinte Gerlich.
    Als Narliat und der Hirte unter dem Karren hervorgekrochen kamen, bauten sich Berlis und Rienadre sofort vor ihnen auf. Huldran und weitere sieben Marineinfanteristinnen kamen kurz danach. Der Hirte sah sich im Nu von bewaffneten Frauen eingekreist und sackte in sich zusammen.
    »Er ist ohnmächtig geworden«, sagte Ayrlyn leise.
    »Er hat wohl noch nie wütende Schwertkämpferinnen gesehen«, schnaubte Ryba. »Was ist mit dem anderen?«
    »Ich habe nichts getan«, flehte Narliat. »Nichts, ich schwöre es.«
    »Halt’s Maul«, grollte Berlis, während Ayrlyn ihr ein Desinfektionsmittel auf die Wunde sprühte. »Sag mir nicht, dass du es nicht hast kommen sehen.«
    Llyselle, das Gesicht noch bleicher als das Silberhaar, lehnte sich an den Karren. In den Käfigen gackerten Hühner.
    »Sind noch weitere Banditen in der Nähe?«, wollte Ryba von Fierral wissen.
    »Istril und ich haben die beiden verfolgt, die fliehen wollten. Istril hat sich beschwert, dass sie sie erschießen musste. Sie wollte eigentlich die Munition sparen.«
    »Wir sollten vielleicht in Betracht ziehen, Bogen zu verwenden«, knurrte Gerlich, während er sein Pferd neben Rybas Braunen lenkte. »Wir brauchen Waffen mit größerer Reichweite.«
    »Hier liegen vier oder fünf herum, zwei sind zerbrochen«, erklärte Siret.
    »Wir sollten lernen, damit umzugehen«, drängte Gerlich.
    Nylan runzelte die Stirn. Gerlich hatte natürlich Recht. War es möglich, bessere Bogen herzustellen? Bogen mit größerer Reichweite? Vielleicht aus den Bauteilen der

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