Sturz Der Engel
hatte, ging er über die Zufahrt hinunter zum ›Waschplatz‹ am Bach. Im Schatten der niedrigen Büsche am Wasser hatten sich ein paar Eisstücke gesammelt, die den Ingenieur daran erinnerten, dass das Badehaus bald eine bittere Notwendigkeit und beileibe kein Luxus sein würde. Er holte tief Luft und atmete gleich noch einmal tief durch, als das eiskalte Wasser sein Gesicht benetzte. Der Sand half ihm, das Fett von den Händen zu waschen, aber er wünschte, sie hätten richtige Seife.
»Seife und all die anderen Dinge, die uns fehlen«, schnaubte Nylan. Er versuchte, nicht an die grundlegende Frage zu denken, auf die der Gedanke an die Seife ihn wieder einmal gebracht hatte. Wie konnten er und Ryba Westwind in eine ökonomisch funktionierende Gemeinschaft verwandeln?
Da der südliche Hof inzwischen als Treffpunkt, Übungsgelände und Durchgangsstraße diente, brachte Nylan die Laserausrüstung zum freigeräumten Platz neben dem Badehaus nördlich vom Turm.
Nachdem er die Energie in den Speicherzellen überprüft und die Kabel angeschlossen hatte, blickte Nylan von der Düse des Lasergeräts zu den Streben aus Durastahl, dann zur halb fertig gestellten Nordwand des Badehauses. Huldran mischte bereits den Mörtel, während Cessya und Weblya die Steine herbeischleppten.
Er schob sich die Schutzbrille über die Augen, zog die Handschuhe an und schaltete die Energie ein. Huldran hatte schon den Mörtel gemischt und damit begonnen, die oberen Steine in die Nordmauer zu setzen, als Nylan gerade erst die Klinge vorgeformt hatte.
Er schaltete die Energie ab, schob die Brille hoch und setzte sich auf die Ostmauer des Badehauses, die im Augenblick kaum mehr als ein niedriger Sims war. Die Arbeit mit dem Laser war so anstrengend wie das Herbeischleppen der Steine. Im Kopf verstand er dies zwar, aber es fühlte sich dennoch seltsam an. Andererseits war es ja alles in allem ein seltsamer Planet.
Als er sich etwas erholt hatte, stand er auf und ging ums Badehaus herum bergauf, bis er die Quelle erreichte. Dort füllte er seinen Plastikbecher, der wahrscheinlich nicht mehr lange halten würde, und nippte am Wasser, das zu kalt war, um mit großen Schlucken getrunken zu werden. Er füllte den Becher nach und ging wieder nach unten, um die Firinzellen zu überprüfen.
»Wie viele Schwerter wollt Ihr denn noch schmieden, Ser?«, fragte Huldran.
»Ich weiß es nicht. Es sind noch genug Streben für ein Dutzend Schwerter da, aber ob der Laser noch so lange hält, ist eine ganz andere Frage.«
»Haben wir denn genug Steine?«
»Wahrscheinlich nicht. Heute Nachmittag werde ich noch einige schneiden. Möglicherweise müssen wir das Badehaus aber mit Ziegelsteinen zu Ende bauen. Ich habe Rienadre gebeten, Formen für größere Ziegel zu machen, die in etwa der Größe der Steine entsprechen.«
»Das ist gut, aber die Steine wären mir lieber.«
»Mir auch. Wir können jedoch schon von Glück reden, dass wir überhaupt so weit gekommen sind.«
»Ich würde das nicht Glück nennen, Ser.« Huldran lächelte kurz.
»Vielleicht nicht«, sagte Nylan. Er musste an die neun kleinen Grabhügel dicht vor der Klippe denken. Er schob die Schutzbrille herunter und schaltete die Energie wieder ein, um dem Schwert die endgültige Form zu geben.
Als er die Klinge ins Kühlbecken getaucht hatte und wieder aufschaute, war Huldran mit der Nordwand fertig und nahm die Ostwand in Angriff. Er zog die Klinge aus dem Becken und legte sie auf die Mauer, wo sie endgültig abkühlen konnte.
Das Scheppern der Triangel ließ ihn auffahren.
»Räuber!«
Ein halbes Dutzend Pferde klapperte über den Hügel heran und näherte sich dem Turm. Mit gezückten Klingen kamen die Angreifer geritten, zwei Marineinfanteristinnen folgten ihnen zu Fuß.
Zwei Schüsse knallten – wahrscheinlich abgefeuert aus einem der beiden Gewehre vom Posten im obersten Stockwerk des Turmes – und einer der Reiter ließ das Schwert fallen und hielt sich den Arm. Er zog das Pferd herum und ritt wieder bergauf, aber die anderen galoppierten weiter zum Turm und damit direkt in Nylans Richtung.
Der Ingenieur griff nach der Klinge, die er natürlich nicht an der Hüfte trug. Dann, mit einem schweren Seufzen, schaltete er die Firinzellen wieder ein und schob sich die Brille über die Augen.
»Kann man hier denn nicht mal in Ruhe arbeiten …«, murmelte er.
Als die Energie floss, konzentrierte er sich und versuchte, den Brennpunkt des Strahls durch das, was er bei sich als das
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