Sturz Der Engel
sind.«
Der Ingenieur holte tief Luft. »Ich … ich habe sie gemacht.«
»Hier? Auf dem Dach der Welt?«
Nylan nickte.
»Beim Licht! Wie konnte ich mich nur verleiten lassen, Engel anzugreifen, die jeweils zwei meiner Männer aufwiegen können und von einem Magier unterstützt werden, wie unsere arme Welt noch keinen gesehen hat.« Relyn kämpfte sich hoch, bis er sitzen und sich an die Wand lehnen konnte. »Ihr habt drei meiner Männer getötet, nicht wahr?«
»Ja.«
»Darf ich mir die Klinge anschauen?«
Nylan betrachtete das Schwert, das er sich hinter den Gürtel gesteckt hatte. »Das hier? Es ist noch nicht fertig. Der Griff ist noch nicht verkleidet.« Er zog die Klinge heraus, halb überrascht, dass er sich nicht selbst damit geschnitten hatte, auch wenn die Waffe kürzer war als die Prügel der Einheimischen. Er zeigte Relyn die Waffe, der mit den Fingern der linken Hand vorsichtig über die Schneide strich.
»Ich wünschte, ich hätte auch so eine Waffe«, sagte der junge Mann.
»Sie sind … diese Schwerter sind für die Wachen von Westwind gedacht.«
»Westwind?«
Nylan deutete zum Turm. »So haben wir diesen Ort genannt.«
»Westwind.« Relyn schauderte. »Westwind. Ein kalter Wind ist es.«
»Sehr kalt«, stimmte Nylan zu. Er musste an Rybas Kälte nach dem Kampf denken. Was hätte er tun sollen? In den Sattel springen und die Feinde verfolgen? Er lachte, als er sich vorstellte, wie er auf der schwarzen Stute hin und her geworfen wurde.
»Ihr lacht? Warum lacht Ihr?«
»Nicht über Euch, Relyn. Ich lache über mich selbst. Ich habe daran gedacht, wie ungewohnt das Reiten für mich ist.«
»Das verstehe ich nicht. Reiten denn nicht alle Männer? Alle Magier?«
»Schon, aber wir reiten nicht ständig mit dem Pferd in die Schlacht.« Nylan drehte sich um, als er Hufschläge hörte. Huldran und Cessya kamen zurück.
»Habt Ihr hier alles im Griff, Ser?«, fragte Huldran.
»Mehr oder weniger«, erklärte Nylan.
»Wer ist der hübsche Junge?«, wollte Cessya wissen.
»Er ist für den Angriff verantwortlich. Er glaubt, sein Vater werde ihn enterben, weil er sich von einem Haufen Frauen besiegen ließ.«
»Er sieht gar nicht so übel aus.«
»Sie meinen, Ihr seht gar nicht so übel aus, Relyn«, übersetzte Nylan. »Obwohl Ihr derjenige seid, der sich dies ausgedacht hat. Darf ich nach dem Grund fragen?«
»Ich bin der jüngere Sohn meines Vaters und als ich hörte, dass Fürst Sillek demjenigen, der das Dach der Welt zurückerobert, Land und einen Titel zusprechen will … da habe ich eingesetzt, was ich hatte. Jetzt … jetzt bin ich vollends ruiniert.«
»Wenn Ihr Erfolg gehabt hättet, dann hätte es uns ruiniert«, erwiderte Nylan, während er sich an Huldran wandte. »Wen haben wir verloren?«
»Weblya und Sheriz. Weindre hat einen Schnitt abbekommen, aber Jaseen sagt, sie wird es schaffen. Die anderen außer der Marschallin haben sich eine Menge Prellungen und Schnittwunden zugezogen.« Huldran seufzte. »Es wird noch schwerer werden. Wir haben fast keine Munition mehr. Am besten sparen wir das, was wir noch haben, für die Gewehre auf.«
»Ich kenne mich damit nicht so gut aus«, antwortete Nylan, »aber das scheint mir vernünftig.«
»So hat es uns die Marschallin befohlen.« Huldran drehte sich im Sattel herum. »Wir müssen noch einen großen Grabhügel bauen. Siret holt den Karren, um die Leichen zu transportieren. Da Ihr wohlauf seid, Ser …«
»Macht nur.« Nylan entließ die beiden mit einem Winken. »Tut, was ihr tun müsst.«
»Eine seltsame Sprache sprecht Ihr da, Magier. Ein paar Worte kann ich verstehen. Ihr seid genau genommen kein Kämpfer, nicht wahr?«
»Nein. Ich bin Ingenieur … so etwas wie ein Schmied. Ich baue Dinge wie den Turm oder das Gebäude hier.«
»Dennoch habt Ihr drei Männer getötet und Ihr schmiedet Klingen, die …« Relyn machte mit der linken Hand eine fahrige Geste. »Und die Frauen sind sogar noch mächtigere Krieger, als Ihr es seid?«
»Die meisten schon, ja.«
»Die Dämonen des Lichts mögen uns beistehen, denn sie werden die Welt verändern und alles, was in ihr lebt.«
In dieser Hinsicht hatte Nylan keine Zweifel. Und nach allem, was er gesehen hatte, würde es eine bessere Welt werden. Aber würde es auch eine sein, in der es für ihn einen Platz gab? Tochter oder keine Tochter, wenn er sah, wie Ryba sich verhielt, hatte er da seine Zweifel.
XXXIII
D ie grauen Wolken ballen sich von Norden her zusammen, kalter
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