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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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sich.
    Das MG -Feuer verstummte.
    Augenblicklich sprang Billy auf. Jetzt war er ein deutliches Ziel. Er duckte sich und rannte los.
    Hinter sich hörte er Barrow schießen. Sein Leben lag jetzt in der Hand eines Siebzehnjährigen aus einer Besserungsanstalt. George feuerte in gleichmäßigem Rhythmus: Peng, zwo, drei – Peng, zwo, drei – Peng. Genau wie befohlen.
    So schnell er es mit seinem halben Zentner Sturmgepäck vermochte, hetzte Billy über das Feld. Seine Schuhe klebten im Schlamm, sein Atem ging in heiseren Stößen, seine Brust schmerzte, aber er dachte nur: Du musst schneller rennen! Nie war er dem Tod näher gewesen als in diesen Sekunden.
    Als er noch zwei Yards vom Trichter entfernt war, sprang er hinein, wobei er das Gewehr hochhielt; er sah aus wie ein Rugbyspieler, der einen Gegner packt und zu Boden reißt. Billy landete auf dem Trichterrand und stürzte nach vorn in den Schlamm. Er konnte kaum glauben, dass er noch lebte.
    Er hörte raues Jubelgeschrei. Seine Leute applaudierten ihm. Kaum zu glauben, dachte Billy, dass sie inmitten dieses Blutbads so ausgelassen sein können. Wie eigenartig die Menschen sind.
    Als Billy wieder zu Atem gekommen war, blickte er vorsichtig über den Trichterrand. Er war gut hundert Yards gerannt. Das gesamte Niemandsland auf diese Weise zu durchqueren würde einige Zeit in Anspruch nehmen. Aber alles andere wäre Selbstmord gewesen.
    Das Maschinengewehr ratterte wieder los. Als es verstummte, begann Tommy zu feuern. Er folgte Georges Beispiel und machte zwischen den Schüssen kurze Pausen. Der Rest der Gruppe kletterte über den Trichterrand und rannte, was das Zeug hielt. Als die Männer den Granattrichter, in dem Billy lag, fast erreicht hatten, wurde Joey Ponti durch einen Kopfschuss getötet. George Barrow hob den Leichnam auf und trug ihn weiter. Billy fragte sich, wo Joeys kleiner Bruder Johnny war: Seit sie den Bereitschaftsgraben verlassen hatten, hatte er ihn nicht mehr gesehen. Ich werde es ihm selber sagen müssen, dachte Billy. Johnny hatte seinen großen Bruder vergöttert.
    Als die zehnte und letzte Kugel in Tommys Magazin verschossen war, hatte Billys gesamte Gruppe im Trichter Deckung gefunden.
    »Hierher!«, rief er und winkte seine Leute zum vorderen Trichterrand. Die deutsche MG -Stellung lag hügelaufwärts, und Billy fürchtete, der Feind könnte in die hintere Hälfte des Granattrichters schauen.
    Nun galt es, die Deutschen in Deckung zu zwingen, damit auch Tommy zum Trichter rennen konnte. Billy legte sein Gewehr am Trichterrand auf und nahm das MG ins Visier. Nach einer Weile schossen die Deutschen wieder. Als das MG verstummte, eröffnete Billy das Feuer. Kaum hatte er den ersten Schuss abgegeben, nahmen die deutschen Infanteristen im Schützengraben ihn unter Beschuss. »Helft mir!«, rief er seinen Leuten zu. Sie hoben die Waffen über den Trichterrand und feuerten, was die Gewehre hergaben.
    Billy schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass Tommy es schaffte. Er war ihm wichtiger als der Rest seiner Gruppe zusammen. Billy hielt das Gewehr so ruhig, wie er konnte, und verschoss etwa alle fünf Sekunden eine Patrone. Feuern, durchladen, feuern, durchladen. Ob er jemanden traf oder nicht, spielte keine Rolle, solange er die Deutschen zwang, die Köpfe unten zu halten, während Tommy zu ihnen gerannt kam.
    Als der Schlagbolzen klickend auf die leere Kammer traf, warf Tommy sich neben Billy in den Schlamm.
    »O Gott«, keuchte er. »Wie oft müssen wir das denn noch machen?«
    »Zwei Mal, fürchte ich«, sagte Billy und lud sein Gewehr nach. »Dann sind wir entweder so dicht an den Deutschen dran, dass wir die Mills-Bomben werfen können, oder wir sind im Arsch.«
    »Bitte fluch jetzt nicht, Billy«, sagte Tommy, ohne eine Miene zu verziehen. »Du weißt, wie sehr ich das hasse.«
    Billy lachte leise und wunderte sich im selben Augenblick darüber. Da liege ich in einem Granattrichter, dachte er, und die halbe deutsche Armee schießt auf mich, und ich lache. Gott hilf mir.
    »Wir machen es jetzt anders«, sagte er. »Es läuft immer nur einer, und die anderen geben ihm Feuerschutz. Das dauert zwar länger, ist aber sicherer. Mortimer«, wandte er sich an den »Bomber« seiner Gruppe, »verteil deine Handgranaten, damit die anderen werfen können, falls du nicht durchkommst.« Mortimer gehorchte mit saurer Miene und teilte seine zehn Mills-Bomben auf: Billy und Tommy bekamen je zwei, die restlichen Männer der Gruppe jeweils eine, und die

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