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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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eigenen Handschrift bedeckt war, aus der Tasche. »Ihre Regierung wird dieses Schreiben in den nächsten Tagen offiziell erhalten. Ich zeige es Ihnen jetzt schon, weil wir einen Rat brauchen, wie wir die Sache handhaben sollen.« Er reichte Gus das Blatt.
    Der britische Agent in Mexiko-Stadt hatte die weitergeleitete Nachricht mittlerweile im alten Code in die Hände bekommen, sodass auf dem Blatt nun die vollständig entschlüsselte Zimmermann-Depesche stand.
    Sie lautete:
    Washington an Mexiko, 19. Januar 1917
    Wir beabsichtigen, am 01. Februar uneingeschränkten U -Boot-Krieg zu beginnen. Man wird versuchen, Amerika trotzdem neutral zu halten. Für den Fall, dass dies nicht gelingt, schlagen wir Mexiko auf folgender Grundlage Bündnis vor.
    Gemeinsame Kriegführung.
    Gemeinsamer Friedensschluss.
    Großzügige finanzielle Unterstützung und Einverständnis unsererseits, dass Mexiko in Texas, Neu Mexiko und Arizona an die Vereinigten Staaten verlorenes Gebiet zurückerobert. Regelung im Einzelnen Euer Hochwohlgeboren überlassen.
    Euer Hochwohlgeboren wollen Vorstehendes Präsidenten streng geheim eröffnen, sobald Kriegsausbruch mit Vereinigten Staaten feststeht, und Anregung hinzufügen, Japan von sich aus zu sofortigem Beitritt einzuladen und gleichzeitig zwischen uns und Japan zu vermitteln.
    Bitte Präsidenten darauf hinweisen, dass rücksichtslose Anwendung unserer U -Boote jetzt Aussicht bietet, England in wenigen Monaten zum Frieden zu zwingen.
    Gus las die ersten Zeilen, wobei er sich das Blatt dicht vor die Augen hielt, um im trüben Licht des Boxrings besser sehen zu können. »Ein Bündnis?«, sagte er. »Mein Gott!«
    Fitz schaute sich um. Ein neuer Kampf hatte begonnen, und der Lärm der Menge war zu laut, als dass jemand in der Nähe Gus hätte belauschen können.
    Der Amerikaner las weiter. »Texas zurückerobern?«, fragte er ungläubig. Dann rief er verärgert: »Japan einladen?« Er sah von dem Papier auf. »Das ist unfassbar!«
    Genau diese Reaktion hatte Fitz sich erhofft. Nun musste er seine Hochstimmung bezähmen. »Unfassbar ist das richtige Wort«, sagte er salbungsvoll.
    »Die Deutschen bieten Mexiko eine Bezahlung an, damit es in die USA einmarschiert!«
    »Jawohl.«
    »Und es bittet Mexiko zu versuchen, Japan zu einem Beitritt zu diesem Bündnis zu bewegen!«
    »Genau.«
    »Warten Sie nur, wenn das herauskommt!«
    »Darüber wollte ich mit Ihnen reden. Wir müssen dafür sorgen, dass es auf eine Weise veröffentlicht wird, die für Ihren Präsidenten günstig ist.«
    »Wieso legt die britische Regierung es nicht einfach der ganzen Welt offen?«
    Fitz begriff, dass Gus nicht weit genug dachte. »Aus zwei Gründen«, sagte er. »Zum einen sollen die Deutschen nicht erfahren, dass wir ihre Funksprüche decodieren können. Zum anderen könnte man uns unterstellen, die Depesche gefälscht zu haben.«
    Gus nickte. »Natürlich. Verzeihen Sie. Ich war zu wütend, als dass ich noch klar denken konnte. Schauen wir uns das Ganze in Ruhe an.«
    »Wenn möglich, sollten Sie behaupten, dass die US -Regierung eine Kopie des Telegramms von Western Union erhalten hat.«
    »Wilson wird niemals lügen.«
    »Dann beschaffen Sie sich eine Kopie von Western Union, und schon ist es keine Lüge mehr.«
    Gus nickte. »Das müsste zu machen sein. Was das zweite Problem angeht – wer könnte das Telegramm veröffentlichen, ohne dass es heißt, es wäre eine Fälschung?«
    »Der Präsident persönlich, würde ich sagen.«
    »Das wäre eine Möglichkeit, aber …«
    »Aber Sie haben eine bessere Idee?«
    »Ja«, sagte Gus. »Ich glaube schon.«

    Ethel und Bernie heirateten in der Calvary Gospel Hall. Beide machten sich nicht besonders viel aus Glaubensfragen, und beide mochten den Pastor.
    Seit dem Tag von Lloyd Georges Rede hatte Ethel jeden Kontakt zu Fitz eingestellt. Sein öffentlicher Widerstand gegen den Frieden hatte sie auf schmerzliche Weise an seine wahre Natur erinnert. Er stand für alles, was sie verabscheute: Tradition, Rückwärtsgewandtheit, Ausbeutung der Arbeiterklasse, unverdienten Reichtum. Sie konnte unmöglich die Geliebte eines solchen Mannes werden und schämte sich, dass sie auch nur in Versuchung gewesen war, in das Haus in Chelsea einzuziehen. Ihr wahrer Seelengefährte, das wurde Ethel klar, war Bernie.
    Ethel trug das rosa Seidenkleid und den geblümten Hut, die Walter ihr zu Mauds Hochzeit gekauft hatte. Brautjungfern gab es keine, aber Mildred und Maud waren Trauzeuginnen. Ethels

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