Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
beobachtete, wie einer der Deutschen sich aufrichtete. Billy vermutete, dass es ihr Kommandeur war, der sie zum Angriff anstacheln wollte. Er fluchte in sich hinein: Offenbar hatte der deutsche Offizier erkannt, dass ihm nur zwei Dutzend Mann gegenüberstanden, die er mühelos überrennen konnte.
    Doch Billy irrte sich. Der Offizier winkte nach hinten und setzte sich den Hügel hinunter in Bewegung. Seine Männer folgten ihm. Billys Zug jubelte und feuerte wild auf die Fliehenden. Ein paar Deutsche fielen, ehe sie außer Reichweite waren.
    Die Deutschen erreichten die Ruine des Bauernhofs und verschanzten sich dort.
    Billy grinste. Er hatte eine zehnfache Übermacht abgewehrt. Sie sollten mich zu einem verdammten General machen, dachte er übermütig. »Feuer einstellen!«, rief er. »Sie sind außer Schussweite.«
    Jenkins und Nosey kamen mit Munitionskisten zurück. »Immer schön weitermachen, Jungs«, sagte Billy. »Sie versuchen es vielleicht noch mal.«
    Doch als er wieder hinschaute, sah er, dass die Deutschen nun einen anderen Plan verfolgten: Sie hatten sich in zwei Gruppen aufgeteilt und entfernten sich nach links und rechts von den Ruinen.
    »Verdammt!«, stieß Billy hervor. Er sah die Gefahr, die ihm und seinen Männern drohte: Die Deutschen wollten zwischen seiner Stellung und den benachbarten Redouten einsickern und ihn in die Zange nehmen. Oder sie umgingen ihn, und ihre Nachhut machte kurzen Prozess mit seinem Zug. In beiden Fällen würde die Stellung an den Feind verloren.
    »Bau das MG ab, George«, befahl Billy. »Du, Johnny, kümmerst dich um den Mörser. Jeder nimmt seinen Krempel mit. Wir ziehen uns zurück. Los!«
    Sie hängten sich Tornister und Gewehre über, eilten zum nächsten Laufgraben und rannten los.
    Billy blickte noch einmal in den Unterstand, vergewisserte sich, dass niemand darin war, machte eine Handgranate scharf und warf sie hinein, damit nichts von dem, was zurückblieb, dem Feind nutzen konnte.
    Dann folgte er seinen Männern nach hinten.

    Am Ende des Nachmittags hatten Walter und sein Bataillon die hinteren britischen Gräben eingenommen.
    Walter war müde, aber bester Laune. Das Bataillon hatte mehrere Gefechte überstanden, war aber nicht in eine längere Schlacht verwickelt worden. Die Sturmtruppentaktik hatte dank des Nebels sogar besser funktioniert als erwartet. Sie hatten schwach verteidigte Stellungen überrannt, waren stärker verteidigten aus dem Weg gegangen und hatten auf diese Weise große Geländegewinne erzielt.
    Walter fand einen Unterstand und duckte sich hinein. Mehrere seiner Männer folgten ihm. Der Unterstand hatte etwas Heimeliges an sich, als hätten die Briten schon seit Monaten hier gewohnt: Bilder aus Zeitschriften waren an die Wand genagelt; auf umgedrehten Kisten standen eine Schreibmaschine und Proviantdosen; daneben lag Besteck. Eine grobe Wolldecke war wie ein Tischtuch über eine Kiste gelegt. Walter vermutete, dass es sich um einen Gefechtsstand gehandelt hatte.
    Seine Männer entdeckten Nahrungsvorräte: Es gab Kekse und Marmelade, Käse und Schinken. Vom Essen konnte Walter seine Männer nicht abhalten, aber er untersagte ihnen, die Whiskyflaschen zu öffnen. Die Männer brachen einen verschlossenen Spind auf und entdeckten Kaffee darin. Sofort machte einer von ihnen Feuer und setzte einen Topf Wasser auf. Auch Walter nahm einen Becher und bekam noch etwas gesüßte Dosenmilch dazu. Es schmeckte göttlich.
    Feldwebel Schwab sagte: »Ich habe in der Zeitung gelesen, dass den Briten genau wie uns der Proviant ausgeht.« Er hielt eine Dose Marmelade in die Höhe, aus der er mit dem Löffel aß. »Ja, das nenne ich Unterversorgung!«
    Walter hatte sich schon gefragt, wie lange es dauern würde, bis seine Männer das herausfanden. Er selbst vermutete schon seit Langem, dass die Meldungen des deutschen Oberkommandos hoffnungslos übertrieben waren, was die Wirkung des U -Boot-Krieges gegen die alliierten Versorgungslinien betraf. Nun kannten er und seine Männer die Wahrheit. In Großbritannien wurden Nahrungsmittel rationiert, aber bei den Briten sah es nicht so aus, als würden sie verhungern, bei den Deutschen hingegen schon.
    Walter fand eine Landkarte, die von den Briten zurückgelassen worden war. Als er sie mit seiner eigenen Karte verglich, stellte er fest, dass sie nicht weit vom Crozat-Kanal entfernt waren. Das hieß, dass die Deutschen an einem Tag das gesamte Territorium zurückerobert hatten, das die Entente während der

Weitere Kostenlose Bücher