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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Ausländer konnten nicht die ganze Arbeit tun; die Russen selbst waren es, die sich erheben mussten.
    Wie viel konnte das Direktorium erreichen? Obwohl antibolschewistisch ausgerichtet, war sein Vorsitzender, Nikolai Dmitrijewitsch Awksentjew, ein Sozialrevolutionär. Fitz ignorierte ihn demonstrativ. Die Sozialrevolutionäre waren fast so schlimm wie Lenins Bande. Fitz’ Hoffnungen ruhten auf dem rechten Flügel und dem Militär. Nur ihnen war zuzutrauen, die Monarchie und das Privateigentum wiederherzustellen.
    Fitz war auf dem Weg zu General Boldyrew, dem Oberbefehlshaber der sibirischen Armee des Direktoriums. Die Eisenbahnwaggons, die die Regierung belegte, waren mit verblassender zaristischer Pracht eingerichtet: abgewetzte Samtsitze, gesplitterte Intarsien, fleckige Lampenschirme und ältliche Diener in schmutzigen Überresten der kunstvoll bestickten und perlenbesetzten Livreen des alten Petersburger Hofes. In einem Waggon rauchte eine junge Frau in einem Seidenkleid mit dickem Lippenstift eine Zigarette.
    Fitz fühlte sich entmutigt. Er wollte zwar zur alten Ordnung zurück, aber was er hier sah, erschien selbst für seinen Geschmack zu dekadent und rückwärtsgerichtet. Voller Zorn dachte er an Sergeant Williams’ Spott. »Ist es rechtmäßig, was wir tun?« Fitz wusste, dass die Antwort nicht eindeutig war. Höchste Zeit, Williams für immer zum Schweigen zu bringen, dachte er rachsüchtig: Der Kerl war nicht viel besser als ein Bolschewist.
    General Boldyrew war ein großer, unbeholfen wirkender Bursche. »Wir haben zweihunderttausend Mann ausgehoben«, sagte er stolz zu Fitz. »Können Sie alle ausrüsten?«
    »Das ist eine beeindruckende Zahl«, erwiderte Fitz, musste aber einen Seufzer unterdrücken. Diese Sichtweise hatte dazu geführt, dass das sechs Millionen Mann starke russische Heer von sehr viel kleineren deutschen und österreichischen Kräften besiegt werden konnte. Boldyrew trug sogar noch die absurden Epauletten des alten Regimes, riesige Achselstücke mit rundem Ende, von denen Fransen auf die Schultern herunterhingen; er sah damit aus wie eine Figur aus einer Operette von Gilbert und Sullivan. In seinem gebrochenen Russisch fuhr Fitz fort: »Aber an Ihrer Stelle würde ich die Hälfte der Einberufenen nach Hause schicken.«
    Boldyrew blickte ihn verblüfft an. »Warum?«
    »Wir können höchstens hunderttausend Mann ausrüsten. Und sie müssen ausgebildet sein. Besser, man hat ein kleines, diszipliniertes Heer als einen großen Pöbelhaufen, der sich sofort zurückzieht oder bei der ersten Möglichkeit kapituliert.«
    »Idealerweise, richtig.«
    »Die Ausrüstung, die wir Ihnen stellen, muss zunächst an die Männer an der Front ausgegeben werden, nicht an die im Hinterland.«
    »Selbstverständlich. Sehr vernünftig.«
    Fitz hatte ein ungutes Gefühl, dass Boldyrew ihm beipflichtete, ohne wirklich zuzuhören. Dennoch musste er weitermachen. »Zu viel von dem, was wir schicken, versickert in dunklen Kanälen. Ich sehe das allein schon daran, dass viele Zivilisten auf den Straßen die Teile britischer Uniformen tragen.«
    »Ja, ganz recht.«
    »Ich empfehle nachdrücklich, dass man allen Offizieren, die nicht diensttauglich sind, die Uniformen wegnimmt und sie bittet, nach Hause zu gehen.« Das russische Heer litt unter Amateuren und vergreisten Dilettanten, die sich in jede Entscheidung einmischten, den Kämpfen jedoch fernblieben.
    »Ganz meine Meinung.«
    »Und ich rate Ihnen, Admiral Koltschak als Kriegsminister größere Vollmachten einzuräumen.« Das Außenministerium hielt Koltschak für das vielversprechendste Mitglied des Direktoriums.
    »Sehr gut, sehr gut.«
    »Sind Sie bereit, diese Maßnahmen samt und sonders durchzuführen?«, fragte Fitz, dem es verzweifelt darum zu tun war, eine feste Zusage zu erreichen.
    »Eindeutig.«
    »Und wann?«
    »Alles zu seiner Zeit, Polkownik Fitzherbert, alles zu seiner Zeit.«
    Fitz packte die Verzweiflung. Wie gut, dass Männer wie Churchill und Curzon nicht sehen können, wie kläglich die Kräfte sind, die gegen den Bolschewismus aufgeboten werden, dachte er niedergeschlagen. Aber vielleicht kamen sie mit britischer Hilfe doch noch in Form. Wie auch immer – Fitz musste aus dem Material, das er besaß, das Beste machen.
    Es klopfte an der Tür, und Fitz’ Adjutant, Captain Murray, kam mit einem Telegramm herein. »Ich störe Sie nur ungern, Sir«, sagte er schwer atmend, »aber ich bin mir sicher, dass Sie diese Neuigkeit so früh wie

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