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Sturz der Titanen

Titel: Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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hatte er genommen.
    »Du hast meinen Vater umgebracht!«, zischte Olga. »Was gibt es da noch zu reden?«
    Lew atmete tief durch. Er durfte jetzt keinen Fehler machen. Charme reichte hier nicht. Diesmal musste er auch seinen Verstand bemühen. »Die Zukunft«, sagte er in leisem, vertraulichem Tonfall. »Es geht um die Zukunft – deine, meine, Daisys. Ich stecke in Schwierigkeiten, das weiß ich, aber du auch.«
    Olga wollte ihm nicht zuhören. »Ich stecke nicht in Schwierigkeiten!«, sagte sie und drehte sich wieder zu der Leiche um.
    Lew zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben sie. »Das Geschäft, das du geerbt hast, ist am Ende. Es fällt auseinander und ist kaum noch was wert.«
    »Mein Vater war steinreich!«, protestierte Olga entrüstet.
    »Er hat Bars besessen, Hotels und einen Schnapsgroßhandel. Aber die verlieren alle Geld, und dabei ist die Prohibition erst seit zwei Wochen in Kraft. Er hat bereits fünf Bars schließen müssen. Bald wird nichts mehr übrig sein.« Lew zögerte und brachte dann sein stärkstes Argument vor: »Du darfst nicht nur an dich selbst denken. Es gibt auch noch Daisy.«
    Olga blickte ihn erschrocken an. »Geht das Geschäft wirklich pleite?«
    »Du hast selbst gehört, was dein Vater mir vorgestern beim Frühstück gesagt hat.«
    »Ich kann mich nicht richtig erinnern …«
    »Dann schau selbst in den Papieren nach, wenn du mir nicht glaubst. Frag Norman Niall, den Buchhalter. Frag, wen du willst.«
    Olga blickte Lew scharf an und beschloss dann, ihn ernst zu nehmen. »Warum bist du gekommen? Nur, um mir das zu sagen?«
    »Weil ich eine Möglichkeit gefunden habe, das Geschäft zu retten.«
    »Und wie?«
    »Indem wir Schnaps aus Kanada importieren.«
    »Das verstößt gegen das Gesetz.«
    »Ja, aber es ist unsere einzige Hoffnung. Ohne Schnaps kein Geschäft.«
    Olga warf den Kopf zurück. »Ich kann mich um mich selbst kümmern.«
    »Klar«, erwiderte Lew. »Du kannst das Haus für einen guten Preis verkaufen, den Gewinn anlegen und mit deiner Mutter in eine kleine Wohnung ziehen. Vermutlich könntest du mit Daisy ein paar Jahre über die Runden kommen, aber du solltest auch darüber nachdenken, arbeiten zu gehen, und …«
    »Arbeiten gehen?«, unterbrach Olga ihn entsetzt. »Ich habe nie etwas gelernt! Was sollte ich denn tun?«
    »Oooch, da gibt es einiges. Du könntest als Verkäuferin arbeiten, oder in einer Fabrik …«
    Lew meinte es nicht ernst, und Olga wusste das. »Mach dich nicht lächerlich!«
    »Dann bleibt nur eine Möglichkeit.« Er streckte die Hand aus, um sie zu berühren.
    Sie zuckte zurück. »Was kümmert es dich überhaupt, was mit mir geschieht?«
    »Du bist meine Frau.«
    Sie schaute ihn seltsam an.
    Lew setzte eine ernsthafte Miene auf. »Ich weiß, dass ich dich schlecht behandelt habe, aber wir haben uns einmal geliebt.«
    Olga schnaubte verächtlich.
    »Und wir haben eine gemeinsame Tochter, um die wir uns kümmern müssen.«
    »Aber du kommst ins Gefängnis.«
    »Nicht, wenn du die Wahrheit sagst.«
    »Was meinst du damit?«
    »Du hast doch gesehen, was passiert ist. Dein Vater hat mich angegriffen. Schau dir mein Gesicht an. Ich habe ein blaues Auge, das sagt ja wohl alles. Ich habe mich nur gewehrt. Dein Vater muss ein schwaches Herz gehabt haben. Vielleicht war er schon länger krank – das würde auch erklären, warum er nicht auf die Prohibition reagiert hat. Es war die Anstrengung, mich anzugreifen, die ihn umgebracht hat, nicht die paar Schläge, mit denen ich mich verteidigt habe. Du musst der Polizei nur die Wahrheit sagen.«
    »Ich habe der Polizei aber schon gesagt, du hättest Vater umgebracht.«
    Lew fasste neuen Mut. Er machte Fortschritte. »Das ist schon okay«, versicherte er ihr. »Du hast in der Hitze des Augenblicks eine Aussage gemacht, von Trauer und Schmerz übermannt. Jetzt hast du dich wieder beruhigt und erkannt, dass der Tod deines Vaters ein schrecklicher Unfall war, verursacht durch seine schlechte Gesundheit und einen Wutanfall.«
    »Wird man mir denn glauben?«
    »Die Geschworenen werden es. Aber wenn ich uns einen guten Anwalt besorge, wird es nicht mal zum Prozess kommen. Wie denn auch, wenn die einzige Zeugin schwört, dass es kein Mord gewesen ist.«
    »Ich weiß nicht …« Olga wechselte das Thema. »Wie willst du den Alkohol besorgen?«
    »Oh, das ist einfach. Mach dir darüber keine Sorgen.«
    Olga drehte sich auf ihrem Stuhl um, sodass sie Lew in die Augen schauen konnte. »Ich glaube dir nicht. Du

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