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Sturz in den Tod (German Edition)

Sturz in den Tod (German Edition)

Titel: Sturz in den Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Gebert
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Rotwein
mit, die er lässig in der Hand hielt. »Sehr romantisch«, sagte er zur
Begrüßung. Romy blieb noch eine Weile stehen und setzte sich dann rittlings auf
eine der ausgezogenen Fußstützen des Strandkorbes. Sich jetzt schon neben
Pasquale zu setzen, wäre ihr zu nah gewesen.
    Sie öffnete die erste Flasche, ohne auf seinen
Widerspruch, dass er das doch machen könne, zu reagieren. Sie stießen an.
Pasquale redete. Sie sei ihm die ganze Zeit nicht mehr aus dem Kopf gegangen,
und er sei froh, dass sie sich gemeldet habe.
    Der Wind blies die Teelichter aus, die Romy auf
die beiden seitlichen ausgeklappten Tischchen gestellt hatte. Pasquale griff
zum Feuerzeug, um sie wieder anzuzünden. Dabei fiel das Licht auf Romys
Gesicht.
    »Du bist wunderschön«, sagte Pasquale. »Setz dich
doch zu mir in den Korb.«
    Romy tat es und gab sich dabei schüchtern.
    »Ich werde dich zu nichts drängen«, sagte
Pasquale.
    Wäre ja auch noch schöner, dachte Romy und sagte:
»Das neulich, das ist eigentlich nicht meine Art.«
    Sie erkannte im Kerzenschein Pasquales Stolz,
dass sie gleich am ersten Abend mit ihm ins Bett gegangen war. Sie erzählte ihm
eine Geschichte, die von nun an die ihre war. Dass sie gar nicht mehr gewusst
habe, was Zärtlichkeit sei, und nun sei ihr mit Pasquale das passiert, was ihr
nicht mehr aus dem Kopf gehe. Sie erzählte die Geschichte über einen
gewalttätigen Mann, vor dem sie auf der Flucht sei. Romy sei einfach weg aus
Berlin, über Nacht. Sie wolle sich hier, irgendwo an der Küste, wo ihr Ex sie
hoffentlich nicht vermute oder gar nach ihr suche, ein neues Zuhause aufbauen.
Sie habe nichts weiter mitnehmen können, auch kaum Geld. Aber sie werde es
schaffen.
    Dann weinte Romy ein bisschen.
    »Ich weiß gar nicht, weshalb ich dir das alles
erzähle. Du bist doch ein Fremder. Ich hätte niemals gleich mit dir ins Bett
gehen dürfen.«
    Pasquale zog sie an sich. »Wir haben uns auf
Anhieb voneinander angezogen gefühlt. Wir haben alles richtig gemacht.«
    Er begann sie zu küssen. Dabei streichelte er
ihren Nacken und fuhr mit dem Finger über die Narbe auf ihrer Schulter, als
wisse er nun, woher Romy sie hatte.
    »Du kannst mir vertrauen«, sagte er.
    Es war der wohl unbequemste Sex, den Romy jemals
hatte. In diesem Strandkorb, mit dieser Decke, die ständig verrutschte, diesem
feuchten Sand, der überall an ihrem Körper zu kleben schien.
    »Wollen wir lieber zu dir gehen?«, flüsterte sie,
obwohl sie die Antwort bereits kannte. Pasquale beteuerte, dass er es in diesem
Strandkorb viel aufregender finde als bei sich in der kleinen Wohnung auf dem
Klappsofa. Als er kam, stöhnte er, dass Romy und er füreinander bestimmt seien.
Romy wollte nur noch weg. In ihren Anbau, duschen und allein sein. Sie rauchte
noch eine Zigarette.
    »Mir geht das alles zu schnell«, sagte sie. »Wer
sagt mir, dass du am Ende nicht ebenso besitzergreifend bist wie mein Exmann?«
    Sie zog sich an und begann die Sachen
zusammenzupacken.
    »Ich kann noch mit zu dir kommen«, sagte
Pasquale. Es hörte sich wie eine Frage an.
    Romy küsste ihn flüchtig auf den Mund. »Sei mir
nicht böse, ich melde mich.«
    Pasquale stand auf, dann setzte er sich wieder
und sah ratlos zum Himmel. »Eine Sternschnuppe. Wir können uns etwas wünschen!«
    Romy blickte hoch. Sie konnte keine Sternschnuppe
sehen. »Wünsch du dir etwas. Aber verrate es nicht!«
    Dann ließ sie Pasquale im Strandkorb zurück.

SIEBEN
    Nina klappte ihren Laptop auf. Sie hatte bei einer
Übersetzer-Börse im Internet bei einer Ausschreibung für die Übersetzung einer
Gebrauchsanweisung für ein neuartiges Topfset aus China teilgenommen. In ihrem
Mail-Postfach war keine Antwort. Der Auftrag war also an jemand anderen
gegangen.
    Sie sah sich in ihrem ehemaligen Kinderzimmer um. Die Vorhänge, der
Teppich, der Schrank und das Bett waren mal ihre gewesen und kamen ihr heute
seltsam fremd vor. Nachdem Nina vor Jahren nach Hamburg gegangen war, hatte
ihre Mutter ihr Zimmer erst so belassen, wie es war. Als klar war, dass Nina
nicht zurückkehren würde, hatte sie versucht, es an Feriengäste zu vermieten.
Doch das hatte auch bei geringem Preis nur selten geklappt. Kaum jemand wollte
heutzutage Ferien in einem ehemaligen Kinderzimmer machen, das neben dem
Schlafzimmer der Vermieterin lag und das man durch deren Wohnung betreten musste.
Nina loggte sich auf der Internetseite ihrer Sparkasse ein und prüfte ihren
Kontostand. Sie sollte schleunigst Geld verdienen.
    Sie

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