Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Sturz in die Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
Vom Netzwerk:
Dann sagte sie mit leiser Stimme direkt in mein Ohr: »Ich liebe dich. Und das meine ich ernst. Nicht wie damals, als ich es zu David gesagt habe … Jetzt ist es etwas ganz anderes.«
    Mit einem warmen Gefühl drückte ich sie noch fester an mich. Ich weiß nicht, was mich dazu brachte, meine nächsten Worte einfach so hervorsprudeln zu lassen. Vielleicht war es die Leidenschaft in ihren Augen oder mein schlechtes Gewissen, sie so lange zurückgehalten zu haben. Möglicherweise wollte ich es auch sagen, weil ich wusste, dass Dad nie dazu gekommen war.
    Den Blick auf Dad gerichtet führte ich meine Lippen an Hollys Ohr und flüsterte: »Heirate mich.«
    Ich spürte, wie sie nach Luft schnappte und dann den Atem anhielt, aber ich sah sie nicht an. Das brauchte ich gar nicht. Ich hatte nur die Frage stellen wollen. Alles andere hatte keine Bedeutung, noch nicht.
    Sie drehte mit den Händen mein Gesicht so, dass ich sie ansehen musste. »Ja, das werde ich – eines Tages, versprochen!«
    »Du brauchst nichts zu versprechen, ich wollte nur fragen.«
    »Ich verspreche es«, wiederholte sie lächelnd.
    Am liebsten hätte ich mich voll und ganz der Perfektion dieses Augenblicks hingegeben, aber es war zu viel passiert, als dass ich mich einfach hätte entspannen können. Heute war der 15. August. Würde Hollys Leben am 30. Oktober erneut in Gefahr sein? Oder früher?
    Dad wendete das Boot, und seine besorgte Miene riss mich aus meiner Träumerei.
    »Stimmt was nicht?«, fragte ich ihn.
    Er zeigte hinter mich, und ich drehte mich schnell um. Eine schwarze Wolkenfront, die in scharfem Kontrast zum Rest des Himmels stand, bewegte sich auf uns zu.
    »Mist!« Adam stand auf, um besser sehen zu können.
    Ich erhob mich ebenfalls und ging zu Dad rüber. »Also kehren wir um. Kein Problem, oder? Das zieht bestimmt schnell vorbei.«
    »Hoffentlich«, gab er zurück.
    Dad und ich sprangen auf dem Boot herum, sicherten die Segel und berechneten unsere Position für den Fall, dass wir schlechte Sicht bekämen. Zehn Minuten später war der ganze Himmel von dicken schwarzen Wolken verhangen, die uns zu verschlucken drohten.
    Die Szenerie wurde von einem Blitz grell erleuchtet. Dann begann es zu schütten.
    »Die Schwimmwesten!«, schrie Dad über den Donner hinweg. »Und geht unter Deck!«
    Holly und ich klappten die Sitzbank hoch und holten die Schwimmwesten heraus. Ich warf Adam eine zu, zog die andere über Hollys Kopf und band sie fest. Der Regen war so stark, dass ich ihr Gesicht kaum erkennen konnte. Aber ich hörte den Schrei, den sie ausstieß, als sie hinter mir irgendetwas sah. Ich wirbelte herum.
    Am Bug des Bootes stand ein dunkelhaariger Mann mit einem langen, schwarzen Regenmantel. O Gott, das kann nicht wahr sein. Mein erster Impuls war es, Holly unter Deck zu schicken, aber wenn hier oben einer erscheinen konnte …
    »Wie ist der da hingekommen?«, fragte Holly.
    Und zu wem ist er gekommen?
    Mein Herzklopfen übertönte den Regen. Gerade als sich das Boot zur Seite neigte und Holly gegen die Reling geworfen wurde, legte dieser Mann seine Hände um Adams Hals. Er geriet ein wenig ins Stolpern, und ich rammte ihm meinen Ellbogen gegen die Schläfe, so dass er Adam loslassen musste.
    Adam kippte nach vorne, sprang aber sofort wieder auf und zog Holly von der Reling weg und ans andere Ende des Bootes.
    Eine Sekunde später wurde ich mit dem Rücken aufs Deck geschleudert. Als ich aufsprang, umfasste der Mann meine Kehle und drückte mich gegen den Mast in der Mitte des Bootes. Ich kannte ihn nicht, aber ich sah, dass sein Gesicht wutverzerrt war. In dem Versuch, seinen Griff zu lösen, zerrte ich an seinen Handgelenken. Ich bekam keine Luft und sah schwarze Flecken vor den Augen.
    »Du hast sie umgebracht«, rief er zornig.
    Wen umgebracht?
    »Holly!«, hörte ich Adam schreien.
    Ich wollte den Mann treten, doch meine Beine verwandelten sich in Wackelpudding. Überall um mich her hörte ich Fußgetrappel. Aber vielleicht war es auch nur das Pulsieren des Blutes in meinem Kopf. Hinter dem Mann tauchte eine undeutliche Gestalt auf. Es krachte laut, dann löste sich seine Umklammerung, und er sank zu Boden. Ich schnappte nach Luft, und die schwarzen Flecken verschwanden. Vor mir stand Holly mit einem Feuerlöscher in den Händen.
    Als der Mann sich wieder aufrappelte und über das Deck torkelte, wich sie zurück. Er schien nichts sehen zu können, tastete mit den Händen herum und kletterte auf eine Bank. Ein zweiter Blitz

Weitere Kostenlose Bücher