Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)
des Filialleiters doch noch, mich aufzurichten.
»Tut mir leid, mir ist nur ein bisschen schwindlig … äh, niedriger Blutzucker«, murmelte ich.
Der Filialleiter stellte sich genau vor mich. »Vielleicht sollten wir statt der Polizei besser einen Krankenwagen rufen?«
Polizei? Verdammt!
Die Kellnerin tippte wieder mit dem Fuß auf den Boden; sie hielt mein Portemonnaie in der Hand. »Seine Kreditkarte wurde nicht akzeptiert. Ich glaube, die ist gefälscht oder eine Art Duplikat oder so was.«
Oh, oh. »Ich hab noch eine andere, und ein bisschen Bargeld hab ich auch dabei.«
»Ja, zwei Dollar. Und die anderen Karten hab ich schon ausprobiert. Werden alle nicht akzeptiert«, sagte die Kellnerin.
Ich schaute über ihre Schulter, weil ich hoffte, meine Spanischlehrerin Miss Ramsey noch irgendwo zu sehen. Sie würde mich aus diesem Schlamassel rausholen. Doch an ihrem Tisch saß nun ein älteres Ehepaar. War wohl ein kurzes Date gewesen. »Lassen Sie mich doch bitte einfach … meinen Dad anrufen.«
Da kam bereits ein Polizist hereinspaziert und ein zweiter direkt hinterdrein. Er nahm der Kellnerin das Portemonnaie aus der Hand und zog meinen Führerschein heraus. »Ausgestellt im Jahr 2008? Interessant. Und die Karten hier sehen absolut echt aus. Professionell.«
Ja, weil sie echt sind. Und seit wann hatte ich kein Bargeld mehr?
Der Polizist mit dem Portemonnaie sah mich wütend an, dann schwenkte sein Blick zum Filialleiter. »Wir nehmen uns der Sache an. Wahrscheinlich Drogen.«
»Ja, das ist es meistens«, sagte der Filialleiter kopfschüttelnd.
»Und wenn ich mir das Portemonnaie mit all den gefälschten Papieren so ansehe, tippe ich auf Abhängiger und Dealer«, sagte der Beamte.
Das höhnische Grinsen in seinem Gesicht nervte mich gewaltig. »Ja, weil Drogendealer mit Papieren, die erst in einem Jahr gültig sind, auch echt viel anfangen können.«
»Klugscheißer«, murmelte er leise.
Ich versuchte, mich von ihnen wegzubewegen, doch der Bulle, der mein Portemonnaie hatte, blockierte mir den Weg, und der andere packte meine Arme und legte mir Handschellen an. Wut stieg in mir auf, und ich wich ein kleines Stück zurück.
Mach die Sache nicht noch schlimmer , sagte ich mir. Und versuch gar nicht erst zu springen. Am Ende landete ich ja doch wieder genau hier, und während meiner Scheintoten-Starre sah ich bestimmt erst recht aus wie ein Drogenabhängiger.
Jeder einzelne Kunde in diesem Laden starrte mich an, als ich aus dem Restaurant geführt und in den Fond eines Streifenwagens gesetzt wurde. Mal im Ernst: Konnte mein Leben momentan überhaupt noch komplizierter werden?
Ja, es konnte. Jetzt würde ich nämlich meinen Dad anrufen müssen, damit er mich gegen Kaution aus dem Gefängnis holte. Meinen Dad, der mich 2003 beinahe umgebracht hätte. Na, das konnte ja heiter werden.
»Hey, Meyer, Besuch für dich«, sagte der Polizeibeamte.
Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen und setzte mich auf der Pritsche zurecht, auf der ich eingeschlafen war. In meiner Gefängniszelle. Weil ich ein übler Krimineller war. Oder ein echt unverantwortlicher Zeitreisender, der nicht imstande war, gültige und echte Papiere vorzulegen.
Schritte hallten durch den Flur und wurden lauter. Mir drehte sich der Magen gleich mehrmals um. Ich hatte keinen Schimmer, wie ich auf den Anblick meines Vaters reagieren würde. Auch ohne diese CIA-Geschichte und den Mordversuch an mir wäre ich schon nervös geworden, wenn Kevin Meyer, der Vorstandsvorsitzende, mich gegen Kaution aus dem Gefängnis holen musste. Vor allem, wenn ich nicht die richtige Version von mir war. Würde er den Unterschied bemerken?
»Wenn das für Sie in Ordnung ist, würde ich gern zuerst allein mit ihm reden, bevor Sie ihn gehen lassen«, schallte eine Frauenstimme durch den Flur.
Das ist nicht mein Dad. So viel ist sicher.
»Wie Sie wünschen«, sagte der Beamte, dann trat er näher und schloss die Tür auf.
Das Erste, was ich von der Frau sah, waren ihre Stiefel. Hohe schwarze Stiefel, deren Schäfte fast bis zu den Knien reichten. Sie trug ein kurzes schwarzes Kleid und hatte karamellfarbene Haut. Vielleicht eine Anwältin? Nur dass sie nicht viel älter aussah als ich. Zu jung, um Anwältin zu sein.
Sie lächelte mich weder an, noch begrüßte sie mich freundlich, während ihre Stiefel in meine Zelle klackten. Sie baute sich einfach mit verschränkten Armen vor mir auf und wartete, bis der Beamte weg war. »Hör zu, Junior. Der Plan geht so:
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