Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)
in der letzten Zeit einer Geschlechtsumwandlung unterzogen.«
»Beides nicht.«
Ich gab ihm die Informationen und wartete ein paar Minuten an die Tür gelehnt ab, da man sich in diesem Zimmer nirgends hinsetzen konnte, ohne zu riskieren, mit Leons Unterhosen in Kontakt zu kommen.
»Laut Finanzamt hat sie einen Job«, sagte er und starrte dabei weiter auf den Bildschirm.
Wow, das beeindruckte mich. »Wo arbeitet sie denn?«
»In einem Laden namens Aero Twisters in Newark.«
»Ist das so was wie ein Smoothie-Laden?«
Er hackte noch ein bisschen auf seiner Tastatur herum, dann erschien plötzlich ein Foto von Holly auf dem Schirm. »Turn- und Gymnastiklehrerin für Kinder im Vorschulalter. Sieht so aus, als wärst du zu alt, um einen ihrer Kurse zu besuchen.«
Die Holly der Zukunft hatte mir gegenüber mal erwähnt, dass sie Turnunterricht gegeben hatte, aber ich hatte nie gewusst, wo.
Ich überflog den Text auf dem Bildschirm und musste plötzlich grinsen. »Die stellen noch Leute ein.«
»Ja, sie suchen eine Reinigungskraft, die zugleich Hausmeisterdienste übernehmen kann. Meinst du, das wär was für dich?«
Wohl kaum. »Vielleicht, wenn ich sicher sein könnte, dass es sie beeindruckt.«
Leon schaute auf die Wand über meinem Kopf. »Das hängt davon ab, wie du dich präsentieren willst. Hart arbeitender Typ, der bereit ist, sich die Hände schmutzig zu machen … Das kommt auf jeden Fall an.«
»Ja, wohl wahr.« Wenn ich das hinkriegte.
Er wandte sich wieder dem Computer zu. »Der Besitzer dieses Studios schreibt in einer E-Mail, dass er heute Morgen Probleme mit einem verstopften Rohr hatte. Ich zitiere: ›Es ist zum Mäusemelken!‹ Klingt, als solltest du gleich hinfahren.«
»Danke. Du kannst mir nicht zufällig schnell noch ein falsches Zeugnis ausstellen?«, fragte ich.
Er grinste und entblößte grüne Gurkenreste zwischen den Zähnen. »Für fünfzig Dollar extra gehst du als der beste Hausmeister mit Putzerfahrung im gesamten Staat New Jersey hier raus.«
»Super. Schick es mir per E-Mail.« Ich bezahlte Leon, notierte ihm meine E-Mail-Adresse und ging schnell, bevor mir die Bakterien, die an den Wänden dieses Zimmers herumkrochen, zu nah kommen konnten.
Das war schon mal ein Anfang, und dann konnte ich mir überlegen, wie ich an Adam herankam. Auch wenn er mir gesagt hatte, dass ich ihn aufsuchen sollte, wenn mir jemals so etwas passierte, erschien es mir vollkommen verrückt, zu ihm hinzugehen und zu sagen: »Hallo, ich komme aus der Zukunft!«
Wenn ich diesen Job bekäme, wäre ich meiner Idee, einen Plan zu entwickeln, schon einen Schritt nähergekommen. Falls es mir gelingen sollte, die Stelle zu kriegen.
»Sie sind der erste Bewerber in zwei Wochen, der tatsächlich Erfahrung als Hausmeister hat«, sagte Mike Steinman über seinen Schreibtisch hinweg zu mir.
»Das nenne ich eine gute Nachricht.«
Ich hatte soeben eine halbe Stunde damit verbracht, ihm mehr Lügen aufzutischen, als ich mir merken konnte, aber er schluckte sie tatsächlich. Eine andere Möglichkeit, in Hollys Dunstkreis zu kommen, sah ich nicht. Wir gingen nicht auf dieselbe Schule. Unsere Wege würden sich niemals lange genug kreuzen, damit ich ihr Vertrauen gewinnen könnte – irgendein wildfremder Typ aus Manhattan, der ihr andauernd »zufällig« in New Jersey über den Weg lief. Ich musste entweder diesen Job machen oder mich an ihrer Schule anmelden. Das behielt ich als Plan B im Hinterkopf. Und ich würde Plan B um jeden Preis zu vermeiden suchen, weil er den Besuch einer Highschool einschloss. Und ja, ich war noch nie auf einer großen staatlichen Schule wie der von Holly gewesen, aber das kleine Highschool-Einmaleins ging überall gleich. Es war nicht leicht, in den inneren Zirkel von jemandem vorzudringen, ohne dass man Gemeinsamkeiten hatte.
»In Ordnung. Sie arbeiten zwanzig Stunden die Woche. Sie schließen jeden Abend ab. Hier rennen pro Woche fast tausend Kinder durch, also ist kein Tag wie der andere. Machen Sie sich auf Überraschungen gefasst.«
»Mich kann so leicht nichts schockieren.« Nicht mehr.
»Großartig. Können Sie gleich anfangen?«
Ich brauchte eine Sekunde für meine Antwort: »Ist das Ihr Ernst? Ich hab die Stelle also?«
Er stand auf und ging zur Tür seines Büros. »Ja. So verzweifelt bin ich auf der Suche. Über dem Stufenbarren ist gerade das Licht kaputtgegangen, und die Liste wird länger und länger.«
»Danke, Mr Steinman. Sie können sich nicht vorstellen,
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