Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)
durch die Seiten zu blättern, dann sagte er ohne aufzusehen: »Nicht wichtig. Vergiss es.«
Ich starrte an die Decke und wartete geduldig auf die Fragen, die jetzt unweigerlich folgen würden. Adam wusste natürlich genau, was er sich selbst mitteilen musste. Etwas, was er niemals anzweifeln würde. Ich hätte auch nicht an ihm zweifeln sollen.
»Wach auf, Jackson!« Adam stand über mir und rüttelte an meinen Schultern.
Es war so hell, dass ich die Augen kaum aufbekam. Er musste jedes einzelne Licht in meinem Zimmer angemacht haben. »Wie spät ist es?«
»Vier.«
Nach all meinen Ausflügen in unterschiedliche Jahre sagte »vier« mir absolut gar nichts. Ich trat ans Fenster und sah, dass es draußen noch dunkel war. Erst in dem Moment fielen mir die vielen Computerteile auf, die auf dem Boden aufgestapelt waren. Unwichtigere Bestandteile lagen überall im Zimmer verstreut, und auf meinem Schreibtisch standen jetzt zwei Bildschirme.
»Was zum Teufel …«
»Tut mir leid, aber ich hab mir noch zwei andere Computer aus der Wohnung besorgt, um deine jüngsten Daten zusammentragen zu können. Die Festplatte war nicht groß genug, und außerdem konnte ich nicht alle Dateien auf der Speicherkarte, die du mir gegeben hast, öffnen. Also habe ich … mir meinen eigenen Computer zusammengebastelt.« Er schlurfte herum, hob lose Einzelteile auf und warf sie schneller auf den Stapel, als ich ihn je sich hatte bewegen sehen.
Ich nahm ihn näher in Augenschein. Seine schwarzen Haare standen in alle Richtungen ab, seine Pupillen waren geweitet wie die eines Crackrauchers, und er schnippte mit den Fingern. So hatte ich ihn schon mal nach einem Sixpack Red Bull erlebt. In diesem Zustand konnte man ihn wahrscheinlich für unzurechnungsfähig erklären. »Hast du Koffein zu dir genommen?«
Er hielt einen dicken Stapel Papier hoch. »Hier sind ein paar Notizen, die ich mit dir durchgehen muss.«
»Lass uns erst mal was essen. War es Red Bull oder Kaffee?« Ich schob ihn von hinten zur Tür. Er wehrte sich nicht, drückte die Blätter jedoch an seine Brust, wahrscheinlich damit ich sie ihm nicht abnehmen konnte.
»Bist du bereit für die Nummer eins von meiner Fragenliste?«, fragte er, während er sich an den Küchentisch setzte.
Ich holte ein paar Scheiben Truthahnaufschnitt und einen Laib Brot aus dem Kühlschrank und warf beides auf den Tisch. »In Ordnung, aber iss was, während du sprichst. Saug ein bisschen was von diesem Koffein auf.«
Er steckte sich ein Stück Brot in den Mund und kaute schnell. »Warte … also, im Jahr 2009 bist du neunzehn Jahre alt und Holly ist neunzehn und ihr seid beide im ersten Studienjahr an der New York University?«
»Nein, ich bin im zweiten Jahr … Holly ist im ersten.«
»Holly ist in der Elf«, sagte er, schüttelte dann aber sofort den Kopf. »Diese Holly ist in der Elf und die andere an der Uni … hab’s kapiert. Wie hast du uns im März 2009 kennengelernt? Da waren wir noch an der Highschool, oder? Oder haben wir unseren Abschluss früher gemacht?«
»Nein, ich habt euren Abschluss nicht früher gemacht … Wir haben im März einen Kurs für Jugendbetreuer besucht … nur ein paar Unterrichtsstunden zur Vorbereitung auf den Sommer.«
»Ist das nicht tabu, Mann? Dass sich ein Student an eine Schülerin ranmacht? Oh, warte … Ich nehme an, dasselbe versuchst du jetzt gerade auch wieder … nur noch eins schlimmer.«
Ich seufzte und kämpfte gegen das Bedürfnis an, zurück ins Bett zu kriechen. In meinem Kopf ergab das alles durchaus Sinn. »Das ist nicht verboten. Diese Holly ist nur vier Monate jünger als ich. Sie gehört in ihrer Stufe zu den Ältesten und ich in meiner zu den Jüngsten. Das ist alles. Ist das denn wirklich wichtig? Und solltest du das nicht alles längst wissen? Wie lange kennst du Holly jetzt schon?«
»Seit zwei Jahren … und mein Hirn arbeitet gerade zu schnell, um sich mit so unbedeutenden Details aufzuhalten. Außerdem ist sie 1990 geboren und ich 1991 … und das bringt mich durcheinander. Okay, du pendelst also von hier zur NYU? Und Holly wohnt im Studentenwohnheim? Welchem? Vielleicht sollten wir hingehen und es uns mal genauer ansehen?«
»Du nervst echt«, sagte ich. »Ich bin nicht von hier aus gependelt. Ich habe sowohl im ersten als auch im zweiten Jahr im Wohnheim gewohnt … einem anderen als Holly. Aber du bist schon mal hier gewesen, in dieser Wohnung … dein älteres Ich. Ich hab im Sommer und während der
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