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Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Sturz in die Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
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bevor ich ihm etwas verriet, was ich noch nie jemandem gesagt hatte, weder in der Zukunft noch in der Vergangenheit. »Ehrlich gesagt erinnere ich mich nicht mal daran, dass ich beschlossen hatte zu gehen, aber ich weiß, dass es zu hart gewesen wäre, dort zu bleiben … Du hast das mit meiner Schwester auch gelesen, oder?«
    »Krebs, Gehirntumor, gestorben im April 2005«, las er aus seinen Notizen ab.
    »Ich war nicht da, als sie starb«, gestand ich.
    Adam sah mich fragend an. »Ich dachte, das mit dem Zeitreisen hätte erst Jahre später angefangen.«
    »Ich meine, ich war einfach nicht dabei. Nicht im selben Zimmer wie sie.« Ich schluckte den Kloß herunter, der sich in meinem Hals zu bilden begann. »Du weißt schon, so wie die Leute immer sagen, sie wünschten sich, sie hätten da sein können, um sich zu verabschieden oder was auch immer?«
    Er schob seine Blätter beiseite und legte die Arme auf den Tisch. »Ja?«
    »Nun ja, ich wollte nicht dabei sein. Ich hatte zu viel Angst. Nicht so sehr davor, mit ihr zu reden oder dass ich traurig werde, als davor, jemandem dabei zuzusehen, wie er vom Leben … in den Zustand des Nichtlebens hinübergleitet. Ich habe es mir so oft vorgestellt, wie ihr Brustkorb sich hebt, sie tief Luft holt und plötzlich einfach …«
    »… aufhört«, beendete Adam den Satz für mich.
    »Und ich hab mich all diese Dinge gefragt, wie: Wann hört sie auf, uns zu hören? Nach ihrem letzten Atemzug? Leute halten doch auch andauernd die Luft an, vielleicht würde sie uns ja auch noch hören und weiter denken.« Ich rieb mir die Tränen aus den Augen. »Das ist blöd … ich weiß.«
    »Nein, ist es nicht«, erwiderte Adam leise. »Aber ich weiß nicht genau, was deine Theorie ist. Was hat das damit zu tun, dass du das Jahr 2009 verlassen hast?«
    »Na ja … Holly hat auch noch geatmet, und ich wollte nicht sehen, wie sie … aufhört. Und das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich hier festhänge … warum ich nicht zurück kann.«
    Er runzelte die Stirn. »Ich verstehe immer noch nicht.«
    »Karma. Strafe … dafür, dass ich einfach weg bin.« Ich nahm eine Scheibe Truthahn, hielt den Blick jedoch auf den Tisch gerichtet. »Aber wenn ich jemals noch mal etwas daran ändern könnte …«
    Er winkte ab. »Nein, mach dir keine Vorwürfe. Ich musste mir nur erst klarmachen, wie du das meinst.«
    »Ich bin sicher, dass das der Grund ist. Menschen sollten eine zweite Chance bekommen, damit sie es besser machen können. Aber das Karma wird mir jetzt wahrscheinlich ohne Ende in den Hintern treten, und Holly wird nie etwas mit mir zu tun haben wollen. Wie gestern Abend gesehen.«
    »Ja, du hast es komplett vergeigt.« Er schmierte sich ein Brot.
    »Ich hab mich so idiotisch benommen. Und außerdem hat sie Typen wie Toby, die sie andauernd fragen, ob sie mit ihnen ausgeht.«
    »Nein, sie wird nicht häufig gefragt. Dazu hat sie nicht die richtige Ausstrahlung. So funktioniert das doch. Außerdem kann Toby einfach kein Mädchen ansehen, ohne gleich sexuelle Phantasien zu entwickeln.« Er stopfte sich den Kanten seines Brotes in den Mund. »Er ist ganz schön offenherzig mit dem, was ihm im Kopf rumschwirrt, und ich glaube nicht, dass er weiß, was dazugehört, wenn man mit einem Mädchen befreundet sein will. Also flirtet er stattdessen. Außerdem weiß er genau, dass sie nein sagen würde.«
    Ich legte den Kopf in die Hände und versuchte, den Gedanken an mich ranzulassen, dass dieser Tag … dieses Jahr nun mein neues Leben war. Wann würde ich jemals aufhören, mir zu wünschen, irgendwo anders zu sein … und in einer anderen Zeit? Und was war weniger selbstsüchtig – hierzubleiben oder weitere Versuche zu unternehmen, zurückzukommen? Könnte ich Holly überhaupt retten, wenn ich es schaffte?
    »Du brauchst mir fürs Erste keine weiteren Fragen mehr zu beantworten. Ich bin sicher, dass das alles ganz schön schwer für dich ist«, sagte Adam und riss mich damit aus meinen Gedanken.
    Ich hob den Kopf und lächelte ihn an. »Du kannst mich ganz ehrlich alles fragen, was auf dieser Liste steht. Es ist eine Ewigkeit her, dass ich überhaupt mit jemandem so reden konnte. Ohne Lügen und ohne Legenden.«
    Er versuchte zu verbergen, wie aufregend er das alles fand, aber mich konnte er nicht reinlegen. Vielleicht würde es nicht mehr so lustig werden, wie es im Jahr 2009 gewesen war, aber zumindest war ich nicht mehr allein.
    »Ich glaube, eins steht absolut fest«, sagte Adam,

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