Sturz ins Glück
wenn wir … es hier schon parat hätten.“
In diesem Moment hörte er eine leise Stimme im Flur. Gideon erstarrte.
„Es hat geklappt, Miss Addie!“
Sein Herz machte einen Satz bei dem Klang einer Kinderstimme. Warum hatte er Chalmers gerade verboten, ihm einen Stapel Kissen unter seinen Kopf zu schieben, sodass seine Augen sehen konnten, was seine Ohren hörten? Er versuchte, den Kopf zu heben, konnte seine Schultern jedoch nicht bewegen. Enttäuschung durchflutete ihn.
„Sehen Sie? Es geht ihm besser.“
Tränen traten ihm in die Augen.
„Bella?“
Kapitel 31
Gideon hatte dieses engelsgleiche Stimmchen seit fast sechs Monaten nicht mehr gehört. Und jetzt, wo Isabella endlich wieder sprach, lag er unbeweglich auf dem Küchentisch und konnte sie nicht einmal anschauen.
„Chalmers, richten Sie mich auf. Meine Tochter redet!“ Gideon winkte ungeduldig mit der Hand nach dem Butler.
Da Chalmers noch nichts geholt hatte, mit dem er Gideon abstützen konnte, legte er kurzerhand seinen Arm um Gideons Schultern und hob ihn hoch. Gideon hatte sich gegen den erwarteten Schmerz gestählt und biss wieder seine Zähne zusammen, um Bella nicht zu erschrecken. Chalmers hob ihn nur wenige Zentimeter an, doch der Schmerz war unbeschreiblich.
Addie und Bella betraten den Raum Hand in Hand, wie zwei Engel, die gekommen waren, um ihn heimzuführen. Sie traten an seine Seite. Bellas Mund plapperte ein süßes Wort nach dem anderen.
„Wir haben für dich gebetet, Papa Gidyon, und du bist aufgewacht.“ Ein glückliches Lächeln huschte über ihr Gesicht. Dann wanderte ihr Blick zu dem Verband an seinem Bauch. „Sind die Schmerzen alle weg?“
„Nein, Schatz“, sagte Gideon mühsam. „Aber deine Stimme zu hören … macht es leichter für mich.“
Das Lächeln kehrte auf ihr Gesicht zurück. „Miss Addie hat gesagt, dass es meine Aufgabe ist, dich innendrin glücklich zu machen und dir Mut zu machen. Mache ich es richtig?“
Ein Glucksen entschlüpfte Gideons Lippen, gefolgt von einer weiteren Schmerzwelle. Er durfte nicht lachen. Schnell schloss er die Augen, um sich zu entspannen, und sah dann wieder zu Bella.
„Dich lächeln und sprechen zu sehen ist die beste Medizin, die man sich vorstellen kann. Es ist so lange her.“
„Ich kann dir ein Lied vorsingen, wenn du willst, wie ich es immer mit Mama gemacht habe. Willst du eins hören?“
„Warum warten wir damit nicht, bis der Arzt wieder weg ist?“, schlug Adelaide vor. „Vielleicht kannst du deinem Papa heute Abend ein Gutenachtlied vorsingen, damit er gut schlafen kann.“ Sie sah ihn an und lächelte. Gideon war wie verzaubert. Ihr Kleid war zerknittert und Strähnen ihres Haares hatten sich aus ihrer Frisur gelöst, doch für ihn war sie schöner als jede Prinzessin.
Jetzt musste er sie nur noch davon überzeugen, ihn zu heiraten.
Während des Gespräches hatte Chalmers ihn vorsichtig wieder abgelegt und war gegangen, ohne dass Gideon es bemerkt hatte. Bestimmt suchte er nach den Kissen und einer Ersatzdecke. Gideon hoffte, der Butler würde sich beeilen. Wie sollte er einen vernünftigen Heiratsantrag machen, wenn er nicht einmal den Kopf heben konnte?
Und dann auch noch vor seiner Tochter.
Gideon zögerte. Er wollte Bella nicht wegschicken, nachdem sie endlich wieder mit ihm sprach, aber Addie zu überzeugen, würde schwer genug werden. Eine neugierige Zuschauerin würde alles nur noch verkomplizieren. Außerdem wollte er vor Isabella nicht über seinen möglichen Tod sprechen.
Langsam hob Gideon seine Hand und streichelte die weiche Wange seiner Tochter. „Ich freue mich auf das Lied, mein Engel. So sehr.“
Die Kraft verließ seinen Arm, doch bevor er herabsank, ergriff Adelaide seine Hand und legte sie zusammen mit Bellas und ihrer neben ihn. Drei vereint zu einem. Seine Familie. Gideon sah Adelaide tief in die Augen.
Dann wandte Gideon seine Aufmerksamkeit wieder seiner Tochter zu. „Bella … ich muss mit Miss Addie allein reden. Warum fragst du nicht Mrs Chalmers, ob sie dich bettfertig machen würde? Dann kannst du … mir das Lied vorsingen, sobald der Arzt wieder gegangen ist.“
Bellas Lächeln verschwand und machte einem Schmollmund Platz, doch sie nickte. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange, wie sie es jeden Abend tat. Doch dann flüsterte sie zum ersten Mal, seit er sie kannte: „Ich hab dich lieb, Papa Gidyon.“
„Ich hab dich auch lieb, meine Bella.“ Es war ein Wunder,
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