Sturz ins Glück
Aufschrei zu unterdrücken. Er packte James’ Handgelenk und biss die Zähne zusammen. Als der Anfall vorüber war, entspannte er sich, ließ den Arm seines Freundes aber nicht wieder los.
„Ich brauche dich, um … ein neues Testament zu machen. Setz Adelaide als meine Alleinerbin ein und … als Bellas Vormund. Dann bereite eine Heiratsurkunde vor.“
James’ Mund klappte erschrocken auf. „Eine was?“
„Eine Heiratsurkunde.“
James rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. „Du meinst es ernst.“
„Ja.“ Gideon ließ das Handgelenk seines Freundes schließlich doch los und seufzte. „Es ist … die beste Lösung.“
„Hör mal, Gid. Ich weiß, dass du Gefühle für das Mädchen hast, aber das ist doch albern.“ James sprang auf und schritt nervös neben dem Tisch auf und ab. „Überlass ihr das Haus, das Geld und Bella. Du musst keine Scheinzeremonie durchführen lassen. Denk an Adelaide. Es wäre grausam, sie um ihre Hand zu fragen, wenn sie innerhalb einer Woche zur Witwe wird.“
Ein entsetzter Gesichtsausdruck verzerrte James’ Züge, als er merkte, was er da gerade gesagt hatte. „Ich meinte es nicht …“
„Aber es ist die Wahrheit.“ Gideon sprach ruhig und bestimmt. Es war fast eine Erleichterung, dass jemand diese Worte für ihn ausgesprochen hatte. Doch er brauchte James’ Hilfe. Er musste es ihm verständlich machen.
„Ich denke nur an Addie. Sie hat keinen Vater, keine Brüder, niemanden, der sich um sie kümmert. Wenn Petchey bereit war, mich zu töten, um Bella zu bekommen, was … wird ihn dann davon abhalten, das Gleiche mit Addie zu machen … wenn ich nicht mehr bin?“
James ließ sich wieder auf den Stuhl fallen. „Ich würde mich um sie kümmern, Gideon. Das weißt du.“
„Aber wie lange? Du hast dein eigenes Leben, dein Geschäft in Fort Worth. Selbst wenn es keinen Petchey gäbe … würde ich Addie und Bella nicht allein hier draußen lassen wollen. Als meine Witwe hat sie einen Platz im Haus meiner Familie, den Schutz meines Vaters und meiner Brüder. Sie können herkommen und … sie und Bella nach England holen. Sich um ihre finanziellen Bedürfnisse kümmern. Ihre Sicherheit.“
Gideon drehte sich mühsam auf die Seite und sah seinen Freund fest an. Die Autorität, die ihm seine Geburt mitgegeben hatte, erwachte in ihm.
„Schreib ihnen, James. Sag ihnen, dass sie herkommen sollen. Du musst so lange hierbleiben, bis sie angekommen sind, aber sobald sie hier sind, werden sie sich um Addie kümmern. Sie hat mir erzählt, wie sehr sie sich danach sehnt, die Familie zu ersetzen, die sie verloren hat. Ich kann ihr das geben, James. Ich werde … ihr das geben.“
„Und du bist dir ganz sicher?“, fragte James.
„Ja.“
James nickte knapp. „Gut. Dann kümmere ich mich darum.“
„Danke“, sagte Gideon erleichtert. „Eine Heirat wird Addies Anspruch auf Bella stärken, sie an mich binden und damit an das Versprechen, das ich Lady Petchey gegeben habe. Sie und Bella müssen zusammenbleiben. Wenn ich sterbe, würde Bella es nicht verkraften, auch noch Addie zu verlieren.“
Er schluckte schwer und zwang seine Gedanken, das düstere Bild loszulassen, das in ihm aufstieg. Stattdessen wollte er lieber an Addies und Bellas Lachen denken und an die glücklichen Stunden, die sie gemeinsam verbracht hatten. Addie mit ihren funkelnden braunen Augen. Wie sie lachend ihre Stute über die Hügel ritt und in jeder Gefahrensituation mutig dem Unheil entgegentrat.
Gideon konnte sich keine bessere Art vorstellen, diese Welt zu verlassen, als mit dem Gedanken, dass diese wunderbare Frau für kurze Zeit sein gewesen war.
„Ich habe hier alles für Sie, Sir.“ Chalmers betrat den Raum und hielt James Papier, Stift und Tinte hin. Dann half er dabei, Gideon wieder flach hinzulegen.
Gideon war dankbar für die Unterstützung. Jetzt, wo James sich über das Papier beugte, um die nötigen Dokumente aufzusetzen, schwanden Gideons Kräfte wieder. Er fühlte sich schwächer als je zuvor.
„Der Arzt sollte bald hier sein, Sir.“ Chalmers knetete aufgeregt seine Hände und sah aus, als hätte er am liebsten noch einen Auftrag bekommen, den er ausführen könnte. „Kann ich Ihnen noch eine Decke oder ein Kissen holen?“
Gideon knirschte bei dem Gedanken, dass ihn jemand bewegen könnte, mit den Zähnen. „Ich … will einfach nur … kurz stillliegen.“
Der Butler sank in sich zusammen.
Gideon hatte Mitleid mit ihm. „Aber vielleicht wäre es ganz gut,
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