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Sturz ins Glück

Sturz ins Glück

Titel: Sturz ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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hätte nie gedacht, dass er seine treue Köchin jemals in Tränen aufgelöst sehen würde. Bestimmt galt ihre Trauer eher dem verbrannten Truthahn als ihm. Seine Mundwinkel zuckten bei diesem Gedanken. Er fragte sich, ob Mrs Garrett ihre kleinen Auseinandersetzungen vermissen würde, wenn er tot war.
    „Er hat sich bewegt, Mr Bevin.“
    Gideon erkannte die Stimme von Mrs Chalmers, aber er konnte sie nicht sehen. Holz kratzte über den Boden, als links von ihm jemand einen Stuhl verschob. Mit zusammengebissenen Zähnen drehte er den Kopf in die andere Richtung.
    „Willkommen zurück, Gid.“ James beugte sich über ihn. Die tiefe Sorge in seinen Augen bildete einen großen Kontrast zu dem erleichterten Lächeln auf seinen Lippen.
    „Ich hole Miss Proctor.“ Wieder die Stimme seiner Haushälterin.
    „Nein.“ Gideon schaffte es kaum, das Wort aus seiner trockenen Kehle zu pressen, doch anscheinend hatte Mrs Chalmers ihn trotzdem gehört. Ihr Kopf tauchte über James’ Schulter auf.
    „Warum nicht?“ Sie starrte ihn böse an. „Das liebe Mädchen hat Sie zusammengeflickt und ist erst von Ihrer Seite gewichen, als Isabella sie brauchte. Sie hat mir aufgetragen, sie sofort zu rufen, sollte sich an Ihrem Zustand etwas ändern. Ich werde mein Versprechen natürlich halten.“
    Gideon hatte noch nie erlebt, dass einer seiner Angestellten ihm Widerworte gab, doch er spürte ihre Sorge und ihr Mitgefühl in ihren Worten. Außerdem gefiel es ihm, dass Adelaide Mrs Chalmers’ Unterstützung hatte. Sie würde das in den kommenden Monaten brauchen.
    „Ich will Addie sehen, aber … erst muss ich mit James reden. Allein.“ Gideon starrte Mrs Chalmers an und betete, dass sie ihn verstand. „Ich muss meine Dinge regeln. Für Bella. Bevor ich …“
    Er konnte es nicht laut aussprechen. Er wusste, dass er starb. Keiner überlebte eine solche Bauchwunde. Doch irgendein Teil in ihm schien das noch nicht akzeptiert zu haben, denn obwohl er darauf gefasst war zu sterben, konnte er es dennoch nicht laut aussprechen.
    Seine Haushälterin brach in Tränen aus. „Natürlich, Sir.“ Sie machte einen Knicks und wandte sich dann mit einem Räuspern an die Köchin. „Mabel, ich könnte im Speisezimmer Hilfe mit dem Geschirr brauchen.“
    Mrs Chalmers verließ den Raum. Sofort folgte Mrs Garrett ihr, ohne sich darüber zu beschweren, dass sie aus ihrer eigenen Küche geworfen worden war. Seltsam, wie diese ungewöhnliche Reaktion ihn deprimierte. Hatte niemand den Mut, ihm seine Meinung zu sagen? Wollte ihm niemand Hoffnung machen, dass er es schaffen könnte? Niedergeschlagenheit schien sich in Westcott Cottage breitgemacht zu haben, während er bewusstlos gewesen war.
    Doch wer war er, dass er Hoffnung von den anderen verlangte, wo er doch selbst keine hatte? Wenn jede Bewegung nicht so geschmerzt hätte, hätte er frustriert mit der Faust auf den Tisch geschlagen.
    Hatte Addie ihn auch aufgegeben? Der Gedanke daran ließ ihn erschaudern. Doch dann erinnerte er sich daran, wie sie ihm befohlen hatte, nicht ohnmächtig zu werden. Ihr entschlossener Gesichtsausdruck hatte keinen Widerspruch zugelassen. Nein, Addie war eine Kämpferin. Er konnte sich vage erinnern, dass sie sich um seine Wunde gekümmert und James Anweisungen gegeben hatte, wie ein General, der keinen Widerstand duldete. Wenn jemand ihn zurück ins Land der Lebenden holen konnte, dann Addie. Doch auf ein solches Wunder wollte er sich in seiner Situation nicht verlassen. Er hatte vor, alles zu tun, um sie und Bella zu beschützen.
    „Chalmers?“
    „Hier, Sir.“ Der Butler trat in sein Sichtfeld.
    Er versuchte, sich dem Mann zuzuwenden, doch der Schmerz raubte ihm einen Moment lang jeden Gedanken. Gideon schloss die Augen. Er musste sich zusammenreißen, um seinen Plan durchführen zu können.
    „Sir?“
    „Holen Sie bitte … Stift und Tinte aus meinem Büro … und ein paar Blätter.“
    „Sofort, Sir.“
    James ließ sich neben ihm auf einem Stuhl nieder und umklammerte die Tischkante. „Du musst das jetzt nicht machen, Gideon. Du solltest deine Kräfte schonen. Die Papiere können warten.“
    „Nein. Können sie nicht.“ Gideons Augen bohrten sich in die seines Freundes. „Du kennst meine Überlebenschance, James. Verschwindend gering, wenn überhaupt. Petchey … ist immer noch da draußen. Wenn ich tot bin, wird er sich Bella schnappen. Das kann ich nicht zulassen.“
    Ein Krampf überfiel ihn plötzlich. Gideon schaffte es gerade noch, einen lauten

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