Sturz ins Glück
Zuversicht. Sie ging zu ihrer Tochter und half ihr beim Aufstehen.
„Papa Gidyon ist bei meinem Lied eingeschlafen“, flüsterte Isabella, als sie wieder stand, „aber es hat ihm gut gefallen, glaube ich.“
Adelaide hob das Mädchen in ihre Arme. „Da bin ich sicher, Liebling. Es war wunderbar.“
Isabellas Mund verzog sich zu einem langen Gähnen, mit dem sie Adelaide ansteckte. Höchste Zeit fürs Bett.
Nachdem Adelaide sie ins Bett gebracht und ihr einen Gutenachtkuss gegeben hatte, verließ sie das Zimmer der Kleinen und stand dann unsicher im Flur. Ein absurdes Gefühl der Nervosität stieg in ihr auf. Weshalb war sie nervös? Ja, es war ihre Hochzeitsnacht, aber Gideon war sicher nicht in der Lage, seinen ehelichen Pflichten nachzukommen. Doch durch diese Tatsache ließ sich Adelaides Magen auch nicht beruhigen.
Endlich gab sie sich einen Ruck und ging zurück zu Gideons Zimmer. An der Tür blieb sie stehen und warf einen Blick hinein. Ohne die vielen Besucher darin wirkte der Raum sehr groß und auch ein wenig einschüchternd. Doch jetzt war sie Gideons Frau – und sie wusste nicht, wie viel Zeit ihr mit ihm blieb, deshalb wollte sie jede Minute nutzen.
Adelaide durchquerte den Raum und blieb am Bett stehen. Sie hatte nicht daran gedacht, sich ein Nachthemd mitzunehmen. Wie dumm . Und was jetzt? Sie konnte in ihren Kleidern schlafen, aber das würde furchtbar unbequem werden. Nach einem Tag wie diesem wollte sie sich auf keinen Fall den erholsamen und verdienten Schlaf rauben lassen.
Sie sah sich um, bis ihr Blick an Gideons Kleiderschrank hängen blieb. Jede Braut sollte in ihrer Hochzeitsnacht eingehüllt in den Armen ihres Mannes schlafen. Gideon mochte nicht in der Lage sein, sie in die Arme zu nehmen, aber sie konnte sich trotzdem in seine Gegenwart einhüllen. Sie lächelte glücklich. Langsam öffnete sie eine Schranktür nach der anderen, bis sie fand, was sie gesucht hatte. Sie warf einen Blick nach hinten, um sicherzugehen, dass Gideon wirklich schlief, und huschte dann in eine Ecke. Im Zimmer gab es keine spanische Wand, hinter der sie sich ausziehen konnte, also stellte sie sich einfach mit dem Rücken zum Raum und zog schnell die Kleider aus. Schnell zog sie sich das Flanellhemd über, das sie ausgewählt hatte. Obwohl der Saum ihr bis über die Knie reichte, verbot es ihr Anstand, ihre lange Unterhose auszuziehen. Der gleiche Anstand befahl ihr auch, das Hemd bis zum Hals zu schließen – oder zumindest bis zum Schlüsselbein, da es so formlos an ihr hing wie eine Tischdecke.
Doch es war Gideons Hemd. Sie stellte sich seine Arme vor, die sie festhielten, während sie den Stoff an die Nase hob. Der Duft nach Seife und Sonnenschein war angenehm, doch sie wünschte sich, es würde nach Gideon riechen. Sie krempelte die Ärmel bis zu den Handgelenken hoch, ließ ihr Kleid auf dem Boden liegen und kletterte ins Bett.
Vorsichtig, um die Matratze nicht zu sehr zu bewegen, krabbelte sie neben ihn. Ah . Da war der Duft, den sie sich eben noch gewünscht hatte – in der Bettwäsche und an ihrem Mann selbst. Adelaide schloss ihre Augen und atmete tief ein. Nach einer Weile öffnete sie die Augen wieder und drehte sich auf die Seite, um ihrem Ehemann beim Schlafen zuzuschauen. Seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Sein Atem war gut hörbar – kein Schnarchen, aber laut genug, dass sie sich keine Sorgen machen musste. Es war beruhigend, friedlich.
Plötzlich war es mit der Ruhe vorbei, als er im Schlaf stöhnte und die Arme von sich warf. Mit klopfendem Herzen beugte Adelaide sich über ihn und hielt seine Handgelenke.
„Schhh, Gideon. Alles ist gut. Beruhige dich.“ Sie redete weiter leise auf ihn ein, bis er sich schließlich wieder entspannte. Auch nachdem er wieder ruhig geworden war, redete sie weiter und streichelte sein Haar.
Äußerlich war der Friede zurückgekehrt, doch im Inneren fingen Adelaides Ängste wieder an zu rumoren.
„Ich erwarte, dass du kämpfst, Gideon Westcott“, flüsterte sie. „Nur weil ich zugestimmt habe, dich zu heiraten, heißt das nicht, dass der Kampf vorbei ist. Ich bin deine Ehefrau geworden und nicht deine Witwe und ich verlange ein glückliches Ende bei dieser Sache. Es ist deine Pflicht, mein Ehemann.“
Wieder stöhnte er und sie sah, wie seine Lider flatterten. Adelaide legte sich hin, rollte sich an seiner Seite zusammen und seufzte ebenfalls. Dem Mann auch noch den Schlaf zu rauben, würde keinesfalls zu einer schnellen Heilung
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