Sturz ins Glück
meinem Schrank, Addie. Lade ihn und bring ihn mir ins Büro. Leg ihn in die oberste Schublade des Schreibtisches. Ich treffe Petchey dort. Dann nimm Isabella mit ins Unterrichtszimmer und schließ die Tür zu. Kommt nicht raus, bis einer von uns kommt, um euch zu holen. Verstanden?“
Sie starrte ihn mit großen Augen an. Er wusste, dass seine knappen Worte sie verletzt hatten. Ohne ein weiteres Wort nickte sie und wandte sich zum Gehen.
Gideons Herz tat weh. „Addie?“, rief er ihr nach.
Sie wandte sich langsam zu ihm um.
„Ich liebe dich.“
Ein kleines Lächeln zupfte an ihren Mundwinkeln, als die Kälte aus ihren Augen verschwand. Wieder nickte sie, bevor sie aus dem Zimmer eilte.
Gideon sah zu, wie ihre gelben Röcke verschwanden, und wandte sich dann wieder an Miguel. „Hol James. Ihr beide müsst mir helfen, ins Büro zu kommen.“
* * *
Als Juan Reginald Petchey und seinen Assistenten in den Raum führte, stand Gideons Bauch in Flammen von dem Versuch, aufrecht in seinem Sessel zu sitzen. Gerade hatte er sich erst den Schweiß von der Stirn gewischt, doch schon wieder spürte er einen feuchten Film.
Er würde diese Sache durchstehen. Für Addie und Bella würde er es überstehen.
Der Viscount schlenderte in das Zimmer, als sei er zum Tee geladen. Er verbeugte sich vor Gideon und lächelte James und Miguel an, die links und rechts neben Gideons Stuhl standen, Gewehre in den Händen und Revolver in den Holstern.
„Gentlemen, ich versichere Ihnen, dass es keinen Grund für eine solche Bewaffnung gibt. Wir sind hier, um eine zivilisierte Unterhaltung zu führen.“
Gideon zwang sich ebenfalls zu einem Lächeln. „Vergeben Sie mir meine schlechten Manieren, Sir, aber erst kürzlich wurde ein Anschlag auf mich verübt. Sie werden verstehen, wenn ich meinen Besuchern gegenüber etwas skeptisch bin.“
„Natürlich. So ein bedauerlicher Zwischenfall. Ich hoffe, Sie erholen sich gut.“
Gideon bedeutete Petchey, Platz zu nehmen. „Mein Arzt sagt, dass die Verletzung gar nicht so schlimm ist, wie er anfangs befürchtet hatte. Es ist ein Glück, dass der Kerl, der hinter dem Anschlag gesteckt hatte, kein besserer Stratege war.“
Als sich die Falten um Petcheys Mund ein wenig anspannten, wusste Gideon, dass sein Pfeil das Ziel gefunden hatte. José war kein Stratege, das wussten sie beide.
Doch trotz allem schien das Lächeln in das Gesicht des Viscounts gemeißelt zu sein, als er sich niederließ. „Ja ja, so ist das, wenn man versucht, sein Glück in einem wilden Land wie diesem zu versuchen. Ich hoffe, dass Ihnen nicht bald noch etwas Schreckliches widerfährt.“
Gideon nickte und nahm sich die unausgesprochene Warnung zu Herzen. Aus dem Augenwinkel heraus sah er, dass Juan Petcheys Assistenten in einen Stuhl an der Wand drückte. Dann stellte er sich neben ihn und richtete den Lauf seines Gewehres auf die Brust des blassen und zitternden Mannes. Petcheys Assistent schien bei Weitem nicht so eiskalt zu sein wie sein Vorgesetzter.
„Ich denke, Sie wissen, warum ich hier bin.“ Petchey griff in seinen Mantel, woraufhin sich sofort drei Gewehrläufe auf ihn richteten.
„Ich würde Ihnen empfehlen, Ihre Hand ganz langsam wieder hervorzuholen“, warnte Gideon. „Es würde mir leidtun, wenn durch einen meiner Männer Ihr Besuch bedeutend verkürzt würde.“
„Es sind nur Papiere. Nichts, was Sie beunruhigen müsste.“ Dennoch war er klug genug, die Dokumente im Zeitlupentempo aus seiner Tasche zu ziehen. James trat auf ihn zu und nahm ihm die Papiere ab.
Petchey ließ mit einem sarkastischen Grinsen los. „Schön, Sie wiederzusehen, Mr Bevin. Es war wirklich sehr angenehm, dass Sie sich um einen Privatwaggon bemüht haben. Meine Reise war sehr bequem.“
James entfaltete die Dokumente und würdigte den Viscount keines Blickes. „Schön zu hören, Church. Oder sollte ich Sie lieber Petchey nennen?“ Petchey zuckte nur mit den Schultern.
„Das ist ein Vertrag, Gid“, erklärte James und trat zurück auf seinen Posten neben dem Schreibtisch. „Petchey bietet dir zwanzigtausend Pfund, wenn du Isabellas Vormundschaft auf ihn überträgst.“
„Dieser Betrag stammt aus meinem eigenen Besitz, nicht aus dem Treuhandfonds meiner Nichte“, versicherte Petchey, als sei er ein Mann von Ehre. „Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie sich um das Kind gekümmert haben, aber sie sollte im Schoß ihrer Familie aufwachsen. Ihr Vater war mein Bruder. Ich schulde es ihm, dass ich mich um seine
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