Sturz ins Glück
direkt auf Isabella zu.
„Izzy, lauf weg!“ Adelaide raffte den Stoff ihres Reitkleides und rannte auf ihre Tochter zu.
Isabella blickte auf und schrie. Sie stolperte, als sie versuchte, vor dem heranpreschenden Reiter zu fliehen. Adelaides Herz schlug fest gegen ihre Rippen, während sie rannte. Steh schnell auf, Izzy. Steh bitte auf!
Keuchend rang Adelaide nach Luft. Der Reiter hatte Izzy erreicht und beugte sich zu ihr hinab. Adelaide hatte ihn schon einmal gesehen. Aus dem Dachbodenfenster. Lord Petchey! Aber wie konnte das sein? Er war doch auf dem Weg nach England.
Wieder rannte Adelaide los. Der Mann durfte Isabella nichts tun. Doch Adelaide wusste, dass sie wehrlos war. Er hatte sie ja schon erreicht. Hilf mir, Herr.
Isabella sprang auf die Füße und rannte mit angstverzerrtem Gesicht den Hügel hinab. Sie brachte Abstand zwischen sich und den Viscount, doch er trieb sein Pferd an, ihr zu folgen. Schließlich hatte er sie erreicht und schnappte sie vom Rücken des Pferdes aus. Hart presste er das Mädchen an seine Brust, um es festzuhalten.
„Neeeein!“, schrie Adelaide.
Isabella zappelte und trat um sich, um sich zu befreien, doch der Griff ihres Onkels war zu stark. Adelaide rannte weiter auf sie zu. Sie hatte nur einen Gedanken: Sie musste Izzy retten.
Seltsamerweise galoppierte Petchey nicht davon, um seine Beute in Sicherheit zu bringen, sondern zügelte sein Pferd und wartete auf sie. Es war Adelaide egal, warum. Alles, was zählte, war, dass sie ihre Tochter rettete.
Als sie noch etwa ein Dutzend Schritte entfernt war, richtete er seinen Revolver auf sie. Das Sonnenlicht brach sich funkelnd darauf, als Adelaide erschrocken stehen blieb. Ihre Brust hob und senkte sich, als sie nach Luft rang. Ihre Augen waren auf den Lauf der Waffe gerichtet, die Hände hob sie leicht an.
„Das ist nah genug, meine Liebe.“ Der Mann sprach mit aristokratischem Tonfall und britischem Akzent. Fast wie Gideon. Nur dass die Stimme dieses Mannes eiskalt und schneidend war.
„Petchey!“
„Ah. Sie wissen, wer ich bin. Wunderbar.“ Er beugte den Kopf, als grüße er auf einem gemächlichen Spaziergang ein paar Bekannte. Adelaides Angst wurde von aufsteigender Wut verdrängt. Sie streckte ihren Rücken und ließ die Arme sinken. Die Hände ballte sie zu Fäusten.
„Lassen Sie das Kind los, Petchey. Sie haben keinen Rechtsanspruch auf sie.“
„Noch nicht. Aber das werde ich bald.“ Er lächelte sie höhnisch an. Sein Blick drehte ihr den Magen um. Er strotzte nur so von Selbstbewusstsein und Kraft, wie er da auf seinem Pferd thronte, wie der Riese Goliath. Doch Goliaths hatten die Angewohnheit, sich von kleinen Menschen besiegen zu lassen, die mit Steinen und Gottes Beistand ausgestattet waren. Adelaide hatte zwar keine Steine, aber sie verließ sich auf Gott.
Während sie um Mut wie der kleine David betete, reckte Adelaide ihr Kinn. „Geben Sie mir Isabella. Sofort.“
„Nein, besser nicht.“
Isabella schluchzte und fing wieder an zu zappeln. „Miss Addie, hilf mir!“ Das Mädchen streckte ihr die Arme entgegen. Adelaide ging einen Schritt näher heran. Und noch einen. Dann klickte Petcheys Revolver, als er den Hahn spannte und ihn auf ihren Kopf richtete. Sie blieb mit klopfendem Herzen stehen.
„Das ist genug Mut für einen Tag, Miss Addie“, sagte er und benutzte den Spitznamen, den Isabella ihr gegeben hatte. Er schien nichts von ihrer Hochzeit mit Gideon zu wissen. Hoffnung durchströmte sie. Vielleicht konnte sie das zu ihrem Vorteil nutzen.
Petchey verstärkte seinen Griff, bis Isabellas Schreie zu einem Wimmern wurden. „Steigen Sie auf Ihre traurige kleine Stute und reiten Sie wie ein braves Mäuschen zurück zu Westcott. Sagen Sie Ihrem Arbeitgeber, dass er mir entweder die Vormundschaft überschreiben oder seine Kleine begraben kann. Seine Wahl. Mir wäre es lieber, die kleine Kröte am Leben zu lassen – sie ist immerhin meine Nichte – aber ich lasse ihm die Entscheidung. Heute Abend schicke ich meinen Anwalt zur Ranch, um seine Entscheidung zu erfahren.“
Gideon würde Petchey Isabella niemals überlassen. Er würde den Mann persönlich verfolgen. Und in seinem schwachen Zustand wäre er kein gleichwertiger Gegner für den Viscount. Das durfte sie nicht geschehen lassen. Doch sie war auch nicht in der Position, Gideon oder Isabella zu helfen. Sie musste mitspielen. Vorerst.
Adelaide sah in Petcheys kalte Augen. „Fassen Sie das Mädchen bloß nicht an.“
„Das
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