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Sturz ins Glück

Sturz ins Glück

Titel: Sturz ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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sich hin. Sie hielt den Unterricht für Isabella sehr kurz, da sie sowieso nur an ihren Ehemann denken konnte. Als Gideon am Nachmittag darauf bestand, dass man ihm in den Salon half, fand sie einen Grund nach dem anderen, um dort bei ihm zu sein. Ihr Herz jubelte darüber, dass er wieder lächelte. Seine wunderbaren Grübchen waren endlich zurückgekehrt.
    Das freundliche Lächeln, das er ihr schon oft geschenkt hatte, ließ ihr Herz jedes Mal schneller schlagen, aber er hatte eine neue Waffe in sein Arsenal aufgenommen. Er warf ihr ein freches und gleichzeitig wissendes Lächeln zu, das sie an zärtliche Küsse und starke Arme denken ließ. Jedes Mal glühten ihre Wangen und ein Flattern entstand in ihrem Magen. Der Mann war ein Schwerkranker, der in einem Hausmantel von einem Berg Kissen aufrecht gehalten wurde. Und doch fesselte sie sein Lächeln wie nichts anderes auf der Welt – denn dann war er stark und männlich und zärtlich zugleich. Adelaide liebte ihn jeden Tag mehr.
    Jetzt stand sie am Küchentisch, schnitt Körnerbrot klein und warf es in eine Schüssel. Gideon hatte sich beschwert, dass er nichts zum Kauen bekam. Er hatte behauptet, von einem Mann könne man nicht erwarten, dass er seine Gesundheit zurückerlangte, wenn er nur Babynahrung zu sich nehmen dürfe.
    Er hatte sie um ein Steak mit Bratkartoffeln und Röstzwiebeln angefleht. Sie hatte zugestimmt, ihm in Milch getauchtes Brot zu servieren, worüber er gejammert hatte wie ein kleiner Junge. Sie hatte gelacht und ihm eine Belohnung versprochen, wenn er sich benahm wie ein Erwachsener.
    Daraufhin hatte er ihr wieder einen dieser ganz besonderen Blicke zugeworfen und versprochen, auch den letzten Krümel aufzuessen. Bei den Worten ihres Ehemannes hatten sie aufregende Gedanken erfasst, sodass sie errötend aus dem Zimmer gegangen war.
    Wie lange brauchte eine Frau, um sich an ihren Ehemann zu gewöhnen und wieder klar denken zu können? Adelaide musste über ihren rasenden Herzschlag lächeln. Denken wurde vielleicht sowieso überbewertet.
    Adelaide schüttelte über diese albernen Gedanken den Kopf und griff die Milchkanne, um den Inhalt über die Brotkrumen zu gießen. Danach nahm sie die Schüssel, um sie ihrem Mann zu bringen, als plötzlich ein Schuss die Luft zerriss. Adelaide zuckte zusammen und verschüttete die Milch auf dem Küchenboden.
    Bevor sie noch einmal Luft holen konnte, hörte sie schwere Schritte auf der Veranda, die sich der Küchentür näherten. Adelaide öffnete die Schublade zu ihrer Rechten und zog ein Messer hervor.
    Die Tür flog auf. „Señora Westcott, wir haben Besuch.“
    Als sie Miguel erkannte, ließ sie das Messer in die Schublade zurückfallen, doch ihr Herz raste weiter. Der Doktor wurde erst morgen wieder erwartet. Wenn es der Pfarrer oder ein anderer Mann aus der Stadt war, hätten die Wachen nicht geschossen.
    „Wer ist es?“
    Der Vorarbeiter blickte sie grimmig an. „Er gab mir das.“ Miguel überreichte ihr eine Visitenkarte.
    Adelaide biss sich auf die Lippe, als sie sie entgegennahm. Sie runzelte die Stirn, als sie die teure Goldumrandung sah. Der Rechtmäßige Ehrenwerte Viscount Petchey erbat sich eine Audienz. Adelaide sah Miguel fassungslos an. Ihre Gedanken rasten. Gerade jetzt, wo es Gideon ein wenig besser ging, stand das Unheil persönlich auf der Türschwelle.

Kapitel 36

    „Petchey ist hier?“ Gideon blickte Miguel überrascht an.
    „Sí, patrón. Er und sein Mann. Wir haben sie auf Waffen untersucht.“ Miguel hielt sein Gewehr in Richtung Tür gerichtet, den Finger am Abzug. „Sagt, er will nur mit Ihnen reden, aber ich trau ihm nicht.“
    „Ich auch nicht.“ Gideon biss die Zähne zusammen und stellte seine Beine auf, um in eine angemessenere Sitzposition zu kommen. Adelaide kam hinter Miguel hervor, um ihm zu helfen.
    Doch er brauchte ihre Hilfe nicht und entwand sich ihrem Griff. „Ich schaff das schon.“
    Sie zuckte erschrocken zurück und sah ihn bestürzt an. Er stählte sich gegen die Schuldgefühle, die sich in ihm breitmachen wollten. Jetzt war keine Zeit für Rührseligkeiten. Der Feind war hier. Schwäche zu zeigen, konnte sein Ende bedeuten. Es war seine Pflicht, seine Familie zu beschützen. Adelaides Bemühungen um ihn zeigten ihm nur seine verlorene Kraft auf. Verstand sie denn nicht, dass es für ihn wichtig war, dass sie ihm vertraute? Er brauchte ihren Glauben daran, dass er stark war. Wie könnte er sonst an sich selbst glauben?
    „Hol den Revolver aus

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