Sturz ins Glück
Tochter kümmere, als wäre es meine eigene. Sie soll als eine Petchey aufwachsen. Als das Gericht das Urteil gefällt hat, habe ich gemerkt, dass Sie das Mädchen gern haben. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, Ihnen einen finanziellen Ausgleich anzubieten. Sie haben eine hübsche kleine Farm hier, der eine Finanzspritze sicherlich guttun würde.“
Er ließ seine Worte einen Augenblick in der Luft hängen, dann beugte er sich vor und stützte seinen Arm auf Gideons Schreibtisch. „Tun Sie das Richtige, Westcott. Lassen Sie das Mädchen zurück zu seiner Familie. Sie können ihr gerne schreiben und sie besuchen, wenn Sie in England sind. Aber Sie müssen doch einsehen, dass es das Kind bei mir besser hat. Ich würde ihr die beste Erziehung angedeihen lassen und ihr das Leben ermöglichen, das einem Mädchen ihres Standes zukommt.“
„Kein Interesse.“ Gideon verschwendete keine Zeit an Diskussionen und Erklärungen. Immer wieder verschwamm Petcheys Gesicht vor seinen Augen. Er befürchtete, ohnmächtig zu werden, wenn das Gespräch noch viel länger dauerte. Er zwang eine Stärke in seine Stimme, die er beim besten Willen nicht fühlte. „Bella ist meine Tochter – vor den Augen des Gesetzes und in meinem Herzen. Ich werde keinen Vertrag unterschreiben. Und jetzt muss ich Sie darum bitten, meinen Grund und Boden zu verlassen. Sie sind hier nicht länger willkommen.“
Die höfliche Fassade verschwand mit einem Schlag. „Sie gestatten mir nicht einmal, sie zu sehen?“
„Nein.“ Gideon rief laut. „Miguel? Begleite Lord Petchey hinaus.“
„Sí, señor.“ Miguel trat vor und griff nach Petcheys Ellbogen. Der Viscount entriss sich seinem Griff und sprang auf die Füße.
„Das werden Sie bereuen, Westcott. Wenn ich in England bin, werde ich Sie ruinieren – Sie und den Rest Ihrer Familie. Sie haben mir meine Familie gestohlen, ich stehle Ihnen die Ihre. Ihre Eltern werden in den gehobenen Kreisen der Gesellschaft kein Ansehen mehr genießen, wenn ich mit ihnen fertig bin. Niemand wird mehr bei Ihrem Vater investieren und Ihre Mutter wird sich bei den Teegesellschaften nicht mehr blicken lassen können. Ihre Brüder werden keine berufliche oder private Zukunft mehr haben. Und das alles nur wegen Ihrer Selbstsucht!“
Gideon erschauerte bei dem Bild, das der Mann zeichnete. Waren das nur leere Drohungen oder hatte er tatsächlich so einen Einfluss in London? Gideon hasste den Gedanken, dass seine Familie seinetwegen leiden könnte, aber er zweifelte auch nicht daran, dass sie seine Entscheidung unterstützen würden, um Bellas Sicherheit zu gewährleisten.
„Tun Sie, was Sie wollen, Petchey. Es ist mir gleich.“
Der Viscount verließ schnaubend vor Wut den Raum. Sein Assistent folgte ihm hastig.
„Folge ihnen, Miguel – bis nach Lampasas. Ich will sichergehen, dass sie Texas verlassen.“
Der vaquero nickte und ging.
„James?“ Gideon blinzelte. Langsam wurde es schwarz um ihn herum.
„Ja, Gid?“
„Bitte gib acht, dass ich nicht vom Stuhl falle.“
Aus weiter Ferne hörte er seinen Freund erschrocken seinen Namen rufen. Dann glitt er in die Bewusstlosigkeit, der er sich nicht länger entziehen konnte.
Kapitel 37
Eine Woche, nachdem Miguel Petcheys Abreise beobachtet und herausgefunden hatte, dass die Tickets der Männer bis New York bezahlt worden waren, wagte Adelaide sich endlich wieder nach draußen. Nach dem Zusammentreffen mit Petchey hatte Gideon zwei Tage lang durchgeschlafen, was sie mehr beunruhigt hatte als die Anwesenheit des Viscounts selbst. Doch langsam erholte er sich immer mehr. Mittlerweile aß er festes Essen und nahm auch wieder an Gewicht zu. Seine Kraft kehrte zurück und erlaubte ihm, kurze Spaziergänge um das Haus herum, doch er grummelte darüber, dass er sich nicht um seine Schafe kümmern konnte. Adelaide war überzeugt davon, dass es ihm wieder besser ging, wenn er unablässig über sie und die Angestellten nörgeln konnte.
Doch Gideons Genesung hatte auch ihr Gutes. Er verbrachte viele Stunden zusammen mit Isabella, las ihr vor und rechnete gemeinsam mit ihr. Das Mädchen kicherte und lachte, sang und plapperte, sodass Adelaide sich dabei ertappte, dass sie die Kleine manchmal zurechtwies.
Und die Abende? Nun, das war das Beste von allem. Gideon hielt sie in seinen Armen, flüsterte ihr Liebesworte ins Ohr und küsste ihren Nacken und ihre Schultern, dass sie erschauderte. Noch hatte er sie nicht ganz zu seiner Frau gemacht, doch sie wusste, dass
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