Sturz ins Glück
mich nach ihnen suchen.“
Sie erreichten die oberste Stufe. Gideon sah seinen Freund durchdringend an. „Es geht um meine Frau und meine Tochter, James. Ich werde mich durch nichts abhalten lassen.“
James schüttelte den Kopf und führte Gideon zu seinem Zimmer. „Ich wusste, dass du das sagen würdest.“
„Es ist Petchey, James. Er muss es sein.“ Vorwürfe nagten an ihm und quälten ihn mit schrecklichen Bildern, was seinen Mädchen zugestoßen sein könnte.
Wie hatte er so dumm sein können? Gideon stieß mit seinem rechten Fuß in den Stiefel und genoss den Schmerz. Petchey hatte sich wochenlang versteckt. Dann tauchte er plötzlich auf der Ranch auf, um Gideon anzubetteln? Das war alles nur ein Spiel gewesen. Miguel hatte beobachtet, wie er den Zug genommen hatte, doch der Verräter war zurückgekehrt.
Gideon zog auch den linken Stiefel an und nahm seine Waffe zur Hand. Er würde Addie finden. Bella auch. Es würde ihnen gut gehen. Eine andere Möglichkeit gab es nicht.
Kapitel 39
Adelaide lag auf dem Boden neben ihrem gestürzten Pferd und blickte Petchey hinterher. Sie prägte sich genau ein, in welche Richtung er ritt. Inzwischen konnte sie gefahrlos wieder aufstehen, doch Adelaide hielt den Kopf ihrer Stute trotzdem fest und tat so, als seien sie tot. Sie wusste, dass Saba verletzt war, aber hoffentlich nicht zu sehr.
Endlich war Petchey außer Sichtweite. Adelaide atmete zum ersten Mal wieder richtig ein. Als die unmittelbare Gefahr vorbei war, fiel es ihr sofort schwerer, die Schmerzen von ihrem Sturz zu verdrängen. Ihr linkes Bein lag verdreht unter Saba. Ihr Arm war völlig zerkratzt und ihre Rückenmuskeln wehrten sich gegen die seltsame Position, in der sie lag, um Petchey beobachten zu können.
„Also gut, Mädchen. Lass uns aufstehen.“ Adelaide ließ Sabas Kopf los. Doch die Stute bewegte sich nicht.
„Komm schon, Saba. Auf!“ Sie klopfte dem Tier auf die Seite. Keine Reaktion.
Adelaides Herz schlug hart gegen ihre Rippen. „Saba?“
Sie erinnerte sich daran, dass ihre Stute versucht hatte, auf die Beine zu kommen, als sie gestürzt waren. Ja. Da war sie sich sicher. Doch in den letzten Minuten hatte das Tier still gelegen. Erstaunlich still, überlegte Adelaide jetzt. Sie war davon ausgegangen, dass die Stute auf Adelaides Berührung reagiert hatte, doch was war, wenn mehr als nur Gehorsam hinter ihrer Reglosigkeit steckte?
„Saba!“
Bitte, Gott, nein.
Panisch schlug sie Saba kräftig in die Seite, um sie zum Aufstehen zu bewegen. „Steh auf, Mädchen! Steh auf!“
Sie musste sich befreien, um ihr Pferd auf die Beine zu ziehen. Saba brauchte Hilfe. Das war alles. Sie konnte nur nicht alleine aufstehen.
Adelaide versuchte, sich von dem Körper des Pferdes zu befreien, doch sie konnte das Bein nur ein paar Zentimeter bewegen. Ihr Fuß klemmte fest. Sie setzte sich halb aufrecht hin und fing an, die Erde unter ihrem Bein wegzuschaufeln. Die Verzweiflung trieb sie an. Sie musste aufstehen. Saba brauchte sie. Isabella brauchte sie.
Ihre Hände gruben weiter. Schneller. Tiefer. Als sie nicht weiterkam, rollte sie sich wieder auf die Seite. Adelaide drückte ihren rechten Fuß gegen Saba und stemmte die Hände neben sich in den Staub. Sie stieß sich mit aller Kraft ab, wobei sie vor Schmerzen laut aufstöhnte. Ihr eingeklemmter Fuß bewegte sich. Sie versuchte es erneut. Das Stöhnen, das ihr entschlüpfte, wurde zu einem lauten Schrei, als sie mit ganzer Kraft zog. Plötzlich kam ihr Fuß frei und Adelaide fiel rückwärts in den Schmutz.
Ihr Kopf schlug auf die Erde, woraufhin stechender Schmerz ihre Stirn durchzuckte, doch sie vergeudete keine Zeit mehr. Adelaide sprang auf und trat neben Sabas Kopf. Sie ergriff die Zügel und zog mit ganzer Kraft.
„Komm schon, Mädchen. Du musst aufstehen!“
Als Saba sich wieder nicht regte, beugte sich Adelaide über sie. Erst jetzt sah sie das Loch in Sabas Brust, aus dem langsam Blut sickerte.
„Neeein!“ Adelaide ließ sich neben ihr Pferd sinken und schmiegte sich fest an den Hals des Tieres. Keine Bewegung. Kein Puls. Kein Atemzug. Nur eine schreckliche Stille, die sie nicht länger leugnen konnte.
„Oh, Saba … Nein …“ Ihre Stimme brach, als hemmungsloses Schluchzen ihren Körper erschütterte.
Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie dort gelegen hatte, zusammengebrochen über ihrer Gefährtin, und aus tiefster Seele weinte. Es war, als hätte sie ihren Vater ein zweites Mal verloren. Der schreckliche Schmerz
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