Sturz ins Glück
liegt ganz bei Westcott.“ Sein höhnisches Grinsen schnitt ihr ins Herz.
Adelaide wandte ihre Aufmerksamkeit dem schluchzenden Mädchen zu. „Sei tapfer, kleine Soldatin. Ich komme bald und hole dich.“ Sie sah ihre Tochter lange an und versuchte, ihr Mut und Hoffnung zu machen. Dann wandte sie sich um und schritt den Hügel hinunter.
„Miss Addie, lass mich nicht allein! Miss Addie!“
Isabellas angstvolle Schreie zerrissen Adelaides Herz. Tränen strömten über ihre Wangen, doch sie ging weiter. Sie nahm sich die Leine des Ponys und stieg auf Saba. Mit kerzengeradem Rücken trottete sie in Richtung Westcott Cottage, legte dabei aber so ein langsames Tempo vor, dass sie Petchey immer im Auge behalten konnte.
Sobald er sich nach Westen wandte und seinem Pferd die Sporen gab, ließ sie die Leine des Ponys fallen und gab ihm einen Klaps, damit es nach Haus galoppierte. Dann lenkte sie Saba in einem Bogen herum, um Petchey zu folgen.
Sie würde ihre Kleine nicht im Stich lassen. „Jetzt kannst du laufen, Mädchen.“
Kapitel 38
Reginald zwang sein Pferd zum Galopp, um so viel Entfernung wie möglich zwischen sich und Westcotts Ranch zu bringen. Er war erleichtert gewesen, als er gesehen hatte, dass das Mäuschen von einer Lehrerein alles andere als eine gute Reiterin war. Fast hätte er lauthals losgelacht bei dem Anblick, wie sie mit dem Balg langsam über die Prärie getrottet war. Er wäre vermutlich schon fast bei der Blockhütte, bis die Frau endlich zu Hause ankam, um die Botschaft zu überbringen. Dazu kam, dass ihre kurzbeinige Stute nicht viel größer als das Pony seiner Nichte gewesen war, also würde sie, selbst wenn sie aus ihrem Trott ausbrach, nicht schnell vorwärtskommen.
Es war eine Schande, dass er nicht eines seiner Jagdpferde hier hatte. Mit einem seiner geschmeidigen Thoroughbreds würde er nur so über diese braune Einöde hinwegfliegen.
Gab es denn nichts Andersfarbiges hier in diesem Land? Sogar sein Pferd war braun. „Ein von Cowboys gerittenes Pony“ hatte der Verkäufer es genannt. Reginald schnaubte. Edelmänner ritten keine Ponys. Sie ritten Pferde – große Pferde, deren Blutlinien über Generationen hinweg verfolgt werden konnten, keine untersetzten Tiere, von denen man nicht einmal wusste, aus welchem Stall sie stammten. Unehrenhaft. Wenigstens schien das Vieh unter ihm sich nichts aus dem zusätzlichen Gewicht des Kindes auf seinem Schoß zu machen.
Er lenkte sein Pferd nach Nordwesten und ritt über das endlos flache Land. Als er sich umsah, bemerkte er im Augenwinkel einen schwarzen Blitz. Er verrenkte den Hals, um einen besseren Blick zu haben, und fluchte.
Diese Schlange!
Nicht nur, dass sie seine Anweisungen völlig ignoriert hatte, nein, sie besaß auch noch die Unverschämtheit, so zu reiten, als sei sie im Sattel geboren. Sie war keinesfalls die steife Gouvernante, die sie ihm vorgespielt hatte. Und was noch schlimmer war, sie holte ihn ein.
Er gab seinem Pferd die Sporen. Das Tier preschte so schnell vorwärts, dass Isabella zu schreien begann. Reginald ignorierte die Angst seiner Nichte und zwang das Pferd, noch schneller zu rennen. Immer wieder schaute er sich um. Diese lästige Lehrerin hing an seinen Fersen und kam immer näher. Sein Pferd musste das doppelte Gewicht wie ihres tragen, was ihr einen entscheidenden Vorteil verschaffte.
Sein Tier stolperte und Reginald richtete seine Aufmerksamkeit wieder nach vorne. Das Pferd hatte sich wieder gefangen, schien jedoch langsam müde zu werden. Schweiß bildete sich auf seinem Hals. Reginald knirschte mit den Zähnen. Dieses Mädchen würde ihn einholen.
Es war Zeit, in die Offensive zu gehen.
Reginald lenkte sein Pferd herum, bis es parallel zu ihrem lief. Dann lockerte er den Griff um seine Nichte und nahm die Zügel in die Linke, um seinen Revolver zu ziehen. Er verlangsamte das Pferd zu einem leichten Galopp und streckte seinen Waffenarm über Isabellas Kopf hinweg.
Er betätigte den Abzug. Der Schuss ging viel zu hoch. Reginald machte ein finsteres Gesicht. Die abgebrühte Frau hatte nicht einmal gezuckt, geschweige denn, ihr Tempo verringert. Stattdessen beugte sie sich nur tiefer über die Mähne ihres Pferdes, um ein kleineres Ziel abzugeben, und folgte ihm weiterhin. Unermüdlich. Wie ein Hund auf einer Fuchsjagd.
Ein Grollen entstieg seiner Kehle. Warum wurde er mit solchen aufmüpfigen Frauen gestraft? Zuerst Lucinda, die mit seinem Vermögen verschwunden war, bevor sie dem Gift erlegen
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