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Sturz ins Glück

Sturz ins Glück

Titel: Sturz ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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legte. Zufrieden nickte sie.
    „Perfekt!“ Adelaide klatschte in die Hände. „Kannst du auch das Wort Mut legen?“
    Sie fuhren fort mit ihren Übungen, bis das Getrappel von Pferdehufen im Hof die Aufmerksamkeit von Lehrerin und Schülerin ablenkte.
    „Mach bitte weiter, Izzy. Ich schaue nach, was los ist.“ Adelaide erhob sich und trat ans Fenster.
    Ein einzelner Reiter stieg nahe dem Stall von seinem Pferd. Die Gestalt kam ihr selbst aus der Ferne bekannt vor. Miguel eilte mit dem Gewehr in der Hand um die Ecke der Scheune herum, aber als er den Besucher erkannte, legte er die Waffe beiseite. Herzlich schüttelten sich die beiden Männer die Hand.
    Der Besucher zeigte in Richtung Haus und wandte sich dann um. Jetzt konnte Adelaide sein Gesicht sehen. Mr Bevin! Freude stieg in ihr auf. Sie hatte ihn nur ein paar Tage lang kennengelernt, doch trotzdem fühlte sie sich mit ihm verbunden. Er hatte sie hierher gebracht. Wie schön, ihn wiederzusehen!
    „Ich denke, wir werden zum Abendessen einen Gast haben.“ Adelaide wandte sich an Izzy und lächelte. „Warum räumst du hier nicht schnell auf, während ich Mrs Chalmers über unseren Besucher informiere?“
    Isabella nickte. Adelaide sah noch einmal zum Fenster hinaus – gerade rechtzeitig, um zu beobachten, dass Miguel sein Gewehr nahm und in den Stall ging. Seltsam . Er hätte sich erst um Mr Bevins Pferd kümmern sollen. Sogar von hier aus konnte sie sehen, dass das Pferd verschwitzt und staubig war. Sie runzelte die Stirn. Mr Bevin musste rasch und ohne Pause geritten sein. Was hatte ihn zu dieser Eile veranlasst?
    Im gleichen Moment preschte Miguel auf seiner hellbraunen Stute aus dem Stall und verschwand in die gleiche Richtung, in die auch Gideon heute Morgen geritten war, um nach den Schafen zu sehen.
    Gute Neuigkeiten konnten warten. Es waren die schlechten, die keinen Aufschub duldeten.
    Adelaide ermahnte sich selbst, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Langsam und würdevoll verließ sie den Raum und widerstand dem Drang, ihre Röcke zu raffen und die Treppe hinunterzurennen. Ihr Herz eilte ihr voraus und hätte ihre Füße am liebsten mit sich gezogen. Sobald sie die Haushälterin ausfindig gemacht und ihr von dem Gast erzählt hatte, ging sie nach draußen, um den Besucher zu begrüßen.
    Mr Bevin war nicht mehr im Hof, als sie dort ankam. Wahrscheinlich war er doch in den Stall gegangen, um sein Pferd abzureiben und zu striegeln. Langsam überquerte Adelaide den Hof und ging auf das große Gebäude zu. Die Erinnerungen drohten sie zu überwältigen, doch sie drängte sie zurück. Die Situation heute war völlig anders. Es war zwar schon fast Abend, doch Mr Bevin würde ihr niemals zu nahe treten. Er war ein anständiger Mann, dem Gideon vertraute und dem auch sie vertrauen konnte.
    Adelaide trat fest auf, als sie sich den Pferdeboxen näherte. Es gab momentan Wichtigeres als ihre unschönen Erinnerungen. Sie wusste nicht, was vor sich ging. Doch ihre Sorge um die Menschen, die in Westcott Cottage lebten, war zu groß, als dass sie sich von ihrer Angst aufhalten lassen würde.
    Mit erhobenem Kopf betrat sie den Stall. Der bekannte Duft von Heu, Leder und Pferden stieg ihr in die Nase – Gerüche, die sie seit ihrer Kindheit liebte. Nachdem sie tief eingeatmet hatte, nahm sie allen Mut zusammen und ging weiter in das düstere Gebäude hinein. Mitten im Gang zwischen den Boxen stand ein Sägebock und darüber hing ein Sattel, den sie nicht kannte.
    Vorsichtig spähte sie um die Ecke. „Mr Bevin?“
    Er hielt inne, hob seinen Kopf und lächelte breit, als er sie erkannte. Das Tuch, mit dem er sein Pferd abgerieben hatte, warf er sich über die Schulter, als er auf sie zukam.
    „Miss Proctor! Wie wunderschön, Sie zu sehen. Sie sehen gut aus.“
    „Danke, Sir.“ Sie neigte den Kopf. „Und welcher wunderbaren Fügung haben wir es zu verdanken, dass Sie uns besuchen? Wollen Sie sehen, wie es mir hier ergeht?“
    Er lachte leise. „Nein, meine Liebe. Ich habe nicht einen Moment daran gezweifelt, dass Sie genau die Richtige für Gideon sind.“ Schnell wandte er sich wieder seinem Pferd zu.
    Hatte er es so gemeint, wie er es gesagt hatte, oder las sie mehr in den unschuldigen Kommentar hinein, als gut war? Ihr Magen flatterte bei dem Gedanken daran, dass er eine Verbindung zwischen Gideon und ihr vielleicht gar nicht so abwegig fand. Natürlich konnte er sich auch einfach nur auf ihre Aufgaben hier bezogen haben. Adelaide wollte nicht weiter

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