Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sub Terra

Sub Terra

Titel: Sub Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
Vom Netzwerk:
Doch als er dort ankam, brannten seine Lungen, und sein linker Arm schmerzte.
    Er warf das Eingesammelte aus dem Wasser und benötigte anschließend ein paar Versuche, um auf das rutschige Ufer zu gelangen. Mehrmals schürfte er sich das Knie schmerzhaft auf, bis es ihm gelang, aus dem Wasser zu klettern und sich aufzurichten.
    Er wurde starr vor Schreck, als er die leere Schwimmweste vor sich sah. »Jason?«
    Der Junge war weg.
    Linda streckte den Arm aus und ergriff Khalids dargebotene Hand, während sie eine Welle des Ekels niederkämpfte. Bei seiner Berührung schreckte sie beinahe zurück, doch seine kräftige Hand lag trocken und warm in ihrer und hielt sie fest. Widerwillig ließ sie zu, dass er sie den letzten Meter der Geröllhalde hochzog. Sie riskierte einen Blick die Halde hinunter, die sie gerade erklommen hatten. Der Höhlenboden lag hunderte Meter unter ihnen und wurde von dem allgegenwärtigen Schimmelpilz beleuchtet.
    »Ich hatte Recht«, sagte Khalid und zeigte auf die Spalte oberhalb der Geröllhalde. »Schau, die Spalte gehört zu einer Verwerfungslinie. Und sie führt aufwärts.« Er schaute sich nach ihr um, ein breites Grinsen im Gesicht. »Spürst du ihn? Den Wind?«
    Sie fühlte, wie der Wind ihr sanft über die Wange strich, als der Riss durch seine dunkle Kehle tief Luft holte – beinahe so, als wollte er sie in sich hineinsaugen – und pfeifend in den Spalt hinein entwich. »Das erscheint mir viel versprechend.« Sie zwang sich zu einem Lächeln.
    Als Gegenreaktion wurde sein Grinsen noch breiter. Sie blickte in seine Augen, die in diesem Licht wie zwei schwarze Löcher wirkten. Als er sich abwandte, spürte sie die Versuchung, sich von seiner Hand zu befreien und die Geröllhalde hinabzulaufen. Aber ihre Beine folgten Khalid in den V-förmigen Felsspalt hinein.
    Nach wenigen Metern schaltete Khalid seine Helmlampe ein. Auf diesen schrägen Wänden wucherte kein Pilz. Sein Lichtstrahl durchstieß die jungfräuliche Dunkelheit. Linda nahm ihre Blendlaterne vom Gurt und stellte sie auf diffuses Licht ein, das die Wände nur oberflächlich beleuchten sollte.
    Die Wände breiteten sich nach beiden Seiten wie Flügel aus. Die Decke über ihren Köpfen sah aus, als würde sie aus einem einzigen Felsblock bestehen, der jeden Moment herunterfallen konnte. Die Konstruktion wirkte so zerbrechlich, als könnte die Felsdecke sogar von einem lauten Geräusch erschüttert werden und sie kilometertief unter dem Gestein begraben.
    »Ich glaube, das ist eine relativ junge Formation«, sagte Khalid. »Vom geologischen Standpunkt aus betrachtet, meine ich. Vielleicht nur um die eintausend Jahre. Das Gestein« – er klopfte auf die Wand zur Rechten – »ist nicht so stark vom Wasser erodiert worden wie das in der vorherigen Höhle. Schau, wie scharf der Felsen ist, als wäre er mit einem Messer herausgeschnitzt worden. Diese Spalte muss durch ein jüngeres seismisches Ereignis entstanden sein.«
    »Hier ist auch kein Pilz zu finden«, murmelte sie.
    »Was?«
    Sie schwenkte die Laterne an der Wand entlang. »Kein Schimmelpilz. Wenn diese Spalte eine Million Jahre alt wäre, glaube ich, wäre der Schimmel auch hier eingedrungen.«
    Er nickte. »Stimmt.«
    »Wenn wir unser Lager aufschlagen, müssen wir uns zuerst vergewissern, dass kein Schimmel in der Nähe ist. Und wenn doch, muss ich ihn zuerst untersuchen«, sagte Linda. Sie merkte, dass das Sprechen die beklemmende Angst aus ihrer Brust vertrieb. »Während der Pausen habe ich mehrere Schimmelproben analysiert. Sie sind durchaus unterschiedlich. Ich bin ziemlich sicher, dass die meisten Pilzarten ungefährlich sind. Die aggressive Spezies hat jedoch eine besondere Struktur der Zellfäden. Vor der müssen wir uns hüten.«
    »Natürlich, wir müssen vorsichtiger sein.« Er ging wieder voran.
    Linda wollte weiter mit ihm reden, um die Vorstellung zu vertreiben, dass sie einem kaltblütigen Killer folgte. »Wie kam es dazu, dass man dich für den Auftrag ausgewählt hat? Wegen deines geologischen Backgrounds, oder warst du immer ein …?« Sie hätte beinahe »Terrorist« gesagt, verkniff es sich dann aber.
    »Ich bin kein Geologe«, erwiderte er. »Ich habe den Auftrag vor zwei Jahren bekommen und seitdem so viel wie möglich über Geologie gelernt. Nicht nur um Khalid überzeugend spielen zu können, sondern auch um die Entdeckungen hier unten besser zu verstehen. Ich hatte für das Studium ausreichend Zeit, als ich mich von der Gesichtsoperation

Weitere Kostenlose Bücher