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Sub Terra

Sub Terra

Titel: Sub Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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mit seinem Abbild Schabernack. Er bemerkte, dass Harrys Hände leer waren. Wie hatte er hier nur ohne Waffe überlebt? »Ich habe noch eine Waffe in meinem Rucksack …«, setzte er an.
    »Nicht nötig. Ich habe Freunde.«
    Freunde? Michaelson ließ den Blick durch den leeren Tunnel schweifen, während er sich den Rucksack auf den Rücken setzte. Wovon redete Harry?
    Harry knurrte plötzlich etwas, das seinem Bruder einen Schauder durch Mark und Bein jagte. Ein unmenschliches Geräusch, halb Jaulen, halb Stöhnen, tief und durchdringend. Michaelson starrte ihn entgeistert an. Hatte er während der Isolation hier unten den Verstand verloren?
    Harry drehte sich zu ihm um und sagte ernst: »Schieß bitte nicht auf sie.«
    »Wovon zum Teufel sprichst …« Weiter hinten im Tunnel entstand plötzlich Bewegung. Kleine, menschenähnliche Gestalten, von den Felsen kaum zu unterscheiden, kamen auf sie zu. Ihre Messer und Speere schimmerten im grünlichen Licht des Schimmels. Michaelson hörte, wie hinter ihm ein Stein über den Boden kullerte. Als er sich umblickte, sah er, dass sich noch mehr näherten. »Harry?«
    »Es sind Freunde. Sie haben mir das Leben gerettet.«
    Eines der Wesen trat aus der Menge hervor. Es blickte unverwandt auf Michaelson, während es sich auf Harry zubewegte. Michaelson hielt das Gewehr fest in der Hand. Das Wesen war nackt, nur etwa einen Meter zwanzig groß, aber drahtig und muskulös. Sein scheckiges, sandfarbenes Haar war mit einem blutroten Kopftuch zurückgebunden. Große Augen musterten ihn von Kopf bis Fuß, während sich seine abstehenden Ohren wie Radarschüsseln in alle Richtungen drehten.
    Während sich die kleine Gestalt näherte, betrachtete Michaelson abwägend ihre Bewaffnung. In einem Gürtel um die nackte Taille steckte ein langes Messer mit einer derben Klinge aus Kristall. Mit ihrer vierfingrigen Hand hielt sie einen langen Speer.
    Michaelson beobachtete, wie das Wesen Harry den Speer reichte. Dann zog es sich zurück.
    »Wer sind … nein, was sind sie?«
    »Sie nennen sich Mimi’swee.«
    Einer der Mimi’swee eilte von hinten herbei, so dass Michaelson erschrak, drückte sich an ihm vorbei und ging auf Harry zu. Er zeigte mit dem Finger nach hinten. »Doda fer’ago«, sagte er, »doda cra’kan!«
    Harry blickte seinen Bruder an. »Er sagt, wir bekommen Gesellschaft. Sie haben unsere Witterung aufgenommen und rücken uns auf den Pelz. Zeit zu verduften.«
    Wie aufs Stichwort ertönte ein Brüllen hinter ihnen. Ein zweites und ein drittes erklangen als Antwort aus allen Richtungen. Sie waren eingekesselt.
    Michaelson dachte daran, dass Ashley und Ben im Labyrinth der Tunnel herumirrten. Er trat zu Harry. »Hör zu, ich habe Kollegen und …«
    »Ich weiß. Wir haben ein kleines Team meiner Freunde hinterhergeschickt.« Er deutete mit dem Daumen nach vorn. »Man hat dafür gesorgt, dass sie in Sicherheit sind.«
    »Wo?«
    Ein zweites Mal hallte das Gebrüll durch die Gänge. »Ich zeige es dir. Komm jetzt, bevor wir zum Abendessen verspeist werden.«
    Michaelson blieb nahe bei seinem Bruder. Die kleinen Gestalten wirbelten um ihn herum, manche rannten vorbei, um vorauszulaufen, andere blieben hinter ihm, um den Rückzug zu decken. Er bemühte sich, Schritt zu halten, und biss die Zähne fest zusammen, aber sein kaputter Knöchel meldete sich schon bald und protestierte schmerzhaft. Allmählich entstand ein Abstand zwischen ihm und seinem Bruder.
    Harry verlangsamte seinen Schritt, packte Michaelsons Arm, legte ihn sich um den Nacken und stützte ihn auf der verletzten Seite. Mittlerweile liefen nur noch zwei oder drei der kleinen Jäger hinter ihnen. »Ich lasse dich nicht zurück, Dennis.«
    »Ich behindere dich nur. Ich bin nicht gekommen, damit du stirbst.«
    »Halt den Mund, Bruderherz. Heute wird keiner sterben.« Harry drückte Michaelsons Schulter. »Wie wir hier so eng umschlungen daherhumpeln, das erinnert mich an das dreibeinige Rennen in Kearney, wo wir das blaue Band auf der Kirmes gewonnen haben.«
    Michaelson verzog das Gesicht vor Schmerz und spuckte aus. »Weil du geschummelt hast!«
    »Trotzdem hast du das Band nicht zurückgegeben.«
    Plötzlich entstand hinter ihnen ein Aufruhr. Einer der Jäger huschte zu ihnen und knurrte Harry etwas zu. Harrys Gesichtsausdruck wurde ernst. Er antwortete etwas Unverständliches. Der Jäger nickte und machte, dass er vorwärtskam. Nur noch ein kleiner Jäger war nun hinter ihnen.
    »Was hat er gesagt?«
    »Einer der

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