Sub Terra
Cra’kan versucht, die Lücke zu schließen. Wir sind noch lange nicht in Sicherheit.«
Michaelson knirschte mit den Zähnen. Jetzt hatte er seinen Bruder wieder in Gefahr gebracht. »Ich habe dir gesagt …«
»Ja, ja, du hast schon immer Recht gehabt.« Harry unterbrach ihren schlurfenden Marsch. Der letzte Jäger, mit schwarzem Fell und einer Narbe auf der rechten Wange, blieb neben Harry stehen. »Dennis, geh voraus und hol auf, so viel wie du schaffst. Nob’cobi und ich versuchen, sie aufzuhalten und etwas Zeit für die anderen rauszuschinden.«
»Zum Teufel damit. Ich habe das Gewehr.«
»Ja, aber ich habe die Erfahrung. Und nun mach, dass du fortkommst.«
Michaelson kannte den sturen Ausdruck in den Augen seines Bruders. Da war Streiten zwecklos. »Na, dann nimm wenigstens mein Gewehr.«
Harry schüttelte den Kopf. »Du wirst es vielleicht brauchen.« Er hob den Speer, den er bisher in der rechten Hand gehalten hatte. »Außerdem schmälert der Gebrauch nicht traditioneller Waffen unsere Chance, II’ jann zu gewinnen.«
»Was?«
Harry scheuchte ihn fort. »Das ist so eine Art Trophäensammeln. Ein Maßstab für Ehre.« Jetzt hörten sie das Geräusch trappelnder Krallen auf Stein aus dem Tunnel. »Jetzt hau ab!«
Michaelson nickte und lief los. Auf keinen Fall würde er seinen Bruder nur mit einem Speer kämpfen lassen. Sobald er den ersten Seitengang erreichte, hockte er sich hinein und blickte zurück. Sein Bruder und der Jäger steckten ihre Köpfe zusammen. Die kleine Gestalt gestikulierte mit den Händen und nickte.
Michaelson ließ seinen Rucksack fallen, nahm das Gewehr und legte sich flach in den Tunnel. Er zielte den Gang hinunter. Er wartete und lauschte auf das anschwellende Getrappel der nahenden Bestie. Sein Bruder ging plötzlich in Angriffsposition und richtete den Speer nach vorn. Anscheinend hatte er etwas gesehen, was Michaelson aus seiner Position nicht wahrnehmen konnte. Der kleine Jäger drückte sich flach gegen die Höhlenwand. Harry steckte das Heft des Speers in eine Vertiefung im Boden, die Klinge war den Tunnel hinab gerichtet. Er hockte sich hin und hielt den Speer fest.
Ein wütendes Brüllen schallte durch den Gang. Dann stakste die Bestie ins Blickfeld, füllte den gesamten Tunnel aus, so gigantisch, größer als alle, die Michaelson bisher gesehen hatte. So schwarz, als wäre sie in Pech getaucht worden, fuhr sie mit dem Kopf nach vorn und wieder zurück und schnaubte laut. Als sie Harry entdeckte, blieb sie still stehen und verlagerte das Gewicht auf die muskulösen Hinterbeine. Sie machte einen Schritt zurück, reckte den langen Hals nach vorn, öffnete das Maul und brüllte.
Harry rührte sich keinen Millimeter und antwortete mit einem eigenen Kampfschrei: »Zur Hölle mit dir!«
Ein feines Lächeln umspielte Michaelsons Lippen. Dieser verrückte Hund fürchtete weder Tod noch Teufel. Michaelson, der auf dem Bauch lag, kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, legte den Kolben des Gewehrs an seine Schulter und blinzelte durch das Visier. Sein Bruder stand in der Schusslinie. Scheiße!
Mit zornigem Gebrüll stürmte die Bestie auf seinen Bruder zu. Michaelson blieb keine Zeit zu reagieren. Harry duckte sich, als sie nach ihm schnappte, machte sich sprungbereit, während sich die Bestie selber pfählte und der Speer ihr tief in die Brust fuhr, und rollte zur Seite.
In diesem Moment sprang Nob’cobi, der kleine Jäger, von der Wand fort und rittlings auf den Nacken der Bestie. Er hielt ein langes Messer in der Hand. Wie der Teufel stach er mit dem Messer auf ihre Augen ein.
Im Todeskampf bäumte sich die Bestie brüllend auf, warf den Kopf zurück und schleuderte den Jäger hinunter. Das Messer ragte noch aus ihrem linken Auge.
Der kleine Jäger landete hart, kroch aber schnell fort von dem peitschenden Schwanz, zu Harry hin.
Mit dem unverletzten Auge entdeckte die Bestie Nob’cobi und schnappte nach ihm. Harry wollte schneller sein und ihn aus ihrer Reichweite ziehen, aber er griff ins Leere. Sie hatte Nob’cobi bereits geschnappt. Dennoch hielt Harry mit der abgebrochenen Hälfte seines Speers auf sie zu und wollte anscheinend den scharfkantigen Rest als Waffe benutzen, um seinen Freund zu befreien.
Michaelson knirschte mit den Zähnen. Sein Bruder stand erneut ein wenig in der Schusslinie, denn er wollte Nob’cobi offensichtlich nicht den Zähnen der Bestie überlassen. Der Teufel soll ihn holen! Michaelson hielt den Atem an, kniff die Augen
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