Sub Terra
lag. Es sah nach fast zwei Kilometern aus. Der Fels war mit Lehm verschmiert und glatt wie Eis. Sie richtete den Blick nach oben. Mehrere Meter über ihr hatte es sich Michaelson in einem Spalt gemütlich gemacht und sich mit einem Seil gesichert. Darüber, am Felsrand, hing Villanueva und hielt sich an einem Felsvorsprung fest, ebenfalls mit einem Seil gesichert. Beide hatten die Aufgabe, den anderen einen sicheren Abstieg zu ermöglichen.
Ashley holte tief Luft und stieß sich von der Wand ab, wie sie es gelernt hatte, und ließ das Seil in die Karabinerbremse einrasten, um ihren Fall zu stoppen. Dann tastete sie sich tiefer und balancierte mit einem Zeh ihres linken Fußes auf einem Felsvorsprung. Nur noch ein kleines Stück.
Der Stein, der sie stützte, löste sich plötzlich und fiel in die Tiefe. Sie stürzte hinterher, und das Seil raste durch ihre Handschuhe. Ben hatte ihnen eingeschärft zu rufen: »Ich falle!«, wenn so etwas passierte, aber da ihr die Angst die Kehle zuschnürte, war sie nur zu einem hohen Jaulen fähig.
Einen Augenblick später hakte sich das Seil zischend in die Karabinerbremse ein, und ihr Fall wurde abrupt gestoppt. Von oben erklang ein protestierendes Schnauben, als Michaelson ihr Gewicht auffing.
»He, aufgepasst da oben«, rief Ben. »Es hätte nicht viel gefehlt, und du hättest mir das Gesicht geliftet.«
»Entschuldige«, sagte sie zu der lehmverschmierten Wand, vor der sie wenige Zentimeter baumelte, und klammerte sich mit beiden Händen an das Seil.
»Na los, sei ganz locker«, sagte Ben. »Stemm die Füße wieder gegen die Wand. Den Rest schaffst du auch noch. Du bist fast auf festem Boden.«
Gerade die Festigkeit des Bodens machte ihr Sorgen. Als sie fiel, hatte sie sich vorgestellt, wie sie mit dem Kopf auf dem Boden auftraf. Doch sie konnte nicht einfach so hier hängen bleiben. Es gab nur einen Ausweg aus diesem Dilemma. Sie zog die Beine an, stemmte die Stiefel gegen die Wand, drückte ihre Beine durch und stieß sich von der Wand ab. Mit diesem Stoß seilte sie sich zwei Meter ab, bis sie mit den Füßen wieder auf der Wand auftraf. Dieses Mal zögerte sie nicht, stieß sich erneut ab und fiel wieder ein paar Meter tiefer. Nach zwei weiteren Sprüngen spürte sie Bens Arme um ihre Taille.
»Siehst du«, sagte er, »ein Kinderspiel.«
Sie setzte die Füße auf den Felsboden. Ihre Knie zitterten ein bisschen. »O ja, kein Problem.«
»Das war eine gute Übung. Glücklicherweise sind wir am ersten Tag auf diesen Abhang getroffen. Ich bin sicher, wir haben noch haarigere Felsen vor uns.«
Sie legte den Kopf in den Nacken. Von Villanueva war nur ein verwaschener Fleck an der Felskante über ihnen zu sehen. Sie unterdrückte ein Stöhnen und lehnte sich an einen Stalagmiten. Und das am ersten Tag.
Ashley rieb sich den Rücken und legte sich langsam auf die Luftmatratze. Sie hörte, wie Michaelson mehrere Meter entfernt etwas in das Funkgerät murmelte und den Tagesbericht übermittelte. Sie hatten Spuren des ersten Teams gefunden – Abfall, Stiefelabdrücke im Matsch, Schrammen an den Felsen – und die Verfolgung aufgenommen.
Sie stieß einen langen Seufzer aus und streckte sich. Ihr Körper antwortete mit einem stechenden Schmerz im unteren Teil des Rückens. Das heutige Tagespensum hatten sie sich hart erkämpft. Glitschiger Lehm bedeckte die meisten Wege. Scharfe Gipskristalle klebten ihr wie Sand am ganzen Körper und scheuerten mit jedem Schritt stärker. Steile und gefährliche Hänge erschwerten die Tour und ließen sie nur schleppend vorankommen.
Das Schlimmste war jedoch die Hitze, die wie ein allgegenwärtiges nasses Laken im Laufe des Tages immer schwerer auf ihnen lastete. Ashley nahm ihr Stirnband vom Kopf und wrang es aus, so dass der Schweiß heraustropfte. Jetzt verstand sie, wie gefährlich Dehydrierung war. Sie schraubte den Verschluss ihrer Feldflasche auf, die fast leer war. Sie legte den Kopf zurück und schluckte die letzten warmen Tropfen.
»Du musst auf deinen Wasservorrat achtgeben«, warnte Ben. »Wir können nicht damit rechnen, jeden Tag auf ein Wasserloch zu stoßen.« Er wies auf den kleinen See, der sich in der hinteren Hälfte der Höhle befand, halb versteckt hinter einer Felsnase.
»Ich wusste von diesem Wasserloch«, sagte sie. »Es ist auf der Karte eingezeichnet.«
»Richtig, aber das hier ist die letzte Höhle auf der Karte. Von hier aus stoßen wir ins Unbekannte vor.«
»Ich weiß. Ab morgen bin ich sparsamer. Wir
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